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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

69<br />

4 Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

Mehr als ein Viertel der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen in<br />

Deutschland kommt laut aktuellem Mikrozensus<br />

(2005) aus Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> [1].<br />

Vielfach verfügen diese Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

nicht mehr über eine eigene <strong>Migration</strong>serfahrung,<br />

sie sind hier in der zweiten oder dritten Generation<br />

einer zugewanderten Familie geboren. Deshalb<br />

wird auch von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

gesprochen. Nicht nur die zahlenmäßige<br />

Präsenz begründet ein eigenständiges<br />

Kapitel zur Ges<strong>und</strong>heit dieser Kinder, ihr Leben ist<br />

oft auch durch einen Minderheitenstatus geprägt.<br />

Ihre soziale Benachteiligung <strong>und</strong> insbesondere<br />

die überwiegend ungünstige Bildungssituation<br />

der nachwachsenden Generationen verringern<br />

ihre Startchancen für eine berufliche Integration<br />

<strong>und</strong> für ein ges<strong>und</strong>es Leben. Im Vergleich zur Erwachsenengeneration<br />

stellt der <strong>Migration</strong>sprozess<br />

zudem besondere Anforderungen an die Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen. Die Zuwanderung ist oftmals<br />

mit einer Übernahme von Erwachsenenfunktionen<br />

im Kindesalter verknüpft. Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

erfahren sich häufig auf eine sehr<br />

widersprüchliche Weise als Wanderer zwischen<br />

verschiedenen kulturellen Welten. Der Umgang<br />

mit dem <strong>Migration</strong>sereignis wie auch die Balance<br />

zwischen den Kulturen kann Krankheitsrisiken<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsressourcen zugleich einschließen.<br />

4.1 Demografischer Hintergr<strong>und</strong><br />

Einen <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> weisen nicht nur<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche mit einer nichtdeutschen<br />

Staatsangehörigkeit auf, sondern auch Eingebürgerte,<br />

(Spät-)Aussiedlerinnen <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedler<br />

sowie deren Familienangehörige <strong>und</strong> die hier<br />

geborenen Kinder ausländischer Eltern, die mit<br />

der Geburt neben der Staatsangehörigkeit der<br />

Eltern auch die deutsche erworben haben. Derzeit<br />

leben in Deutschland 1,34 Mio. Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche im Alter unter 18 Jahren mit einem<br />

ausländischen Pass, das sind 8,8 % dieser Altersgruppe<br />

[2]. Vor allem in Folge der Neuregelung des<br />

Staatsangehörigkeitsrechts <strong>und</strong> der Erleichterung<br />

von Einbürgerungen ist der Anteil von Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit<br />

rückläufig. Besonders deutlich wird<br />

dieser Rückgang, wenn nur die in Deutschland<br />

geborenen Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer betrachtet<br />

werden. Ihr Anteil verringerte sich in<br />

vier Jahren um mehr als die Hälfte, von 12,4 % im<br />

Jahre 1999 auf 5,6 % im Jahre 2003 (Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt, Lebendgeborene nach Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Geschlecht, 1999 bis 2003). Im Jahre<br />

2006 betrug dieser Anteil nur noch 4,3 % (Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt, Ausländische Bevölkerung im<br />

B<strong>und</strong>esgebiet nach Altersgruppen; Bevölkerung:<br />

Deutschland, Stichtag, Altersjahre). Das Merkmal<br />

der nichtdeutschen Staatsangehörigkeit ist daher<br />

immer weniger geeignet, um Aussagen über die<br />

Zahl der in Deutschland lebenden Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> zu treffen.<br />

Im Zeitraum zwischen 1994 <strong>und</strong> 2003 wanderten<br />

beispielsweise 506.117 Spätaussiedlerinnen<br />

<strong>und</strong> Spätaussiedler unter 18 Jahren nach Deutschland<br />

ein [3]. Spätaussiedlerinnen <strong>und</strong> -aussiedler<br />

erhalten mit ihrer Aufnahme <strong>und</strong> der Begründung<br />

eines ständigen Wohnsitzes im B<strong>und</strong>esgebiet die<br />

Rechtsstellung eines Deutschen (Statusdeutscher).<br />

Wenn das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt die Spätaussiedlereigenschaft<br />

bescheinigt hat, erwerben sie<br />

kraft Gesetzes die deutsche Staatsangehörigkeit.<br />

Dies trifft auch für Ehegatten <strong>und</strong> weitere Familienmitglieder,<br />

beispielsweise Kinder, zu, die in den<br />

Aufnahmebescheid einbezogen werden. Allein<br />

im Jahre 2003 wurden weitere 32.039 Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche dieser Altersgruppe mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

eingebürgert (Statistisches B<strong>und</strong>esamt,<br />

Eingebürgerte Personen nach bisheriger<br />

Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> Altersgruppen, 2003).<br />

Der Mikrozensus erfasste 2005 erstmals detaillierte<br />

Informationen zum <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> berücksichtigte neben diesen Gruppen<br />

auch die zweite <strong>und</strong> teilweise die dritte Generation<br />

zugewanderter Familien [1]. Danach wiesen 28,6 %<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen im Alter zwischen 0<br />

<strong>und</strong> 18 Jahren einen <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> auf,<br />

verfügten also über eine eigene <strong>Migration</strong>serfahrung<br />

<strong>und</strong>/oder hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit,<br />

oder aber mindestens ein Elternteil<br />

war zugewandert, eingebürgert beziehungsweise<br />

nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. In einigen

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