Migration und Gesundheit - BITV-Test
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Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 129<br />
8 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
8.1 <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in Deutschland<br />
8.1.1 Die Bedeutung des Themas <strong>Migration</strong> <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> können im<br />
Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
erhöhte Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />
aufweisen, wie der vorliegende Bericht belegt.<br />
Dabei ist es nicht die <strong>Migration</strong> als solche, die<br />
krank macht. Es sind vielmehr die Gründe <strong>und</strong><br />
Umstände einer <strong>Migration</strong> sowie die Lebens- <strong>und</strong><br />
Arbeitsbedingungen von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
in Deutschland, die zu einem<br />
schlechteren Ges<strong>und</strong>heitszustand führen können.<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> haben<br />
überdurchschnittlich häufig einen niedrigen<br />
sozio ökonomischen Status, gehen einer die Ges<strong>und</strong>heit<br />
gefährdenden beruflichen Tätigkeit nach<br />
oder sind arbeitslos, oder leben in einer ungünstigen<br />
Wohnsituation. Jeder einzelne dieser Faktoren<br />
kann eine Beeinträchtigung der Ges<strong>und</strong>heit nach<br />
sich ziehen, ganz besonders gilt dies aber für das<br />
Zusammentreffen mehrerer dieser Faktoren. Dennoch<br />
sind Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
nicht gr<strong>und</strong>sätzlich »kränker« als Deutsche ohne<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Vielmehr verfügen sie<br />
auch über große ges<strong>und</strong>heitsförderliche Ressourcen.<br />
So sind es beispielsweise meist die besonders<br />
ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> aktiven Menschen, die das Wagnis<br />
einer <strong>Migration</strong> auf sich nehmen. Der Bericht<br />
zeigt auf der Basis der verfügbaren ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />
Daten zwei gesellschaftliche Herausforderungen<br />
auf: zum einen, Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
dabei zu unterstützen, ges<strong>und</strong><br />
zu bleiben. Zum anderen, ihnen im Falle einer<br />
Erkrankung den Zugang zur Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
zu erleichtern <strong>und</strong> gleich gute Chancen bei<br />
der Behandlung <strong>und</strong> Nachsorge zu sichern.<br />
8.1.2 Unterschiede in Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhalten<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sind eine<br />
in sich heterogene Gruppe, beispielsweise hinsichtlich<br />
Herkunftsland, Wanderungsmotiven,<br />
ethnischem <strong>und</strong> kulturellem Hintergr<strong>und</strong>, sozioökonomischem<br />
Status <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhalten.<br />
Entsprechend verschiedenartig sind ihre<br />
Ges<strong>und</strong>heitsprobleme. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen<br />
die gleichen Krankheiten wie in der gleichaltrigen<br />
deutschen Bevölkerung, zum Teil jedoch mit<br />
je nach Herkunftsland <strong>und</strong> <strong>Migration</strong>serfahrung<br />
unterschiedlichen Häufigkeiten. Hierzu gehören<br />
insbesondere:<br />
▶ Erkrankungen des Halte- <strong>und</strong> Bewegungsapparates,<br />
oft durch berufsbedingte, starke körperliche<br />
Belastungen<br />
▶ Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems<br />
▶ Diabetes<br />
▶ chronische Erkrankungen der Atemwege, oft<br />
im Zusammenhang mit Rauchen <strong>und</strong>/oder<br />
beruflichen Belastungen<br />
▶ Unfälle, insbesondere Arbeitsunfälle<br />
▶ Erkrankungen durch Gebrauch abhängig machender<br />
Substanzen.<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> haben erhöhte<br />
Risiken für einige Ges<strong>und</strong>heitsprobleme,<br />
die in der deutschen Bevölkerung selten geworden<br />
sind, u. a.:<br />
▶ Todesfälle im Zusammenhang mit der Geburt<br />
<strong>und</strong> im ersten Lebensjahr<br />
▶ Tuberkulose <strong>und</strong> einige andere Infektionskrankheiten<br />
▶ einzelne (seltene) erbliche Stoffwechselerkrankungen.<br />
Darüber hinaus sind Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
spezifischen Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />
ausgesetzt, die bei Deutschen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
nicht oder nur in Ausnahmefällen<br />
vorkommen:<br />
▶ psychosoziale Belastungen durch Trennung<br />
von der Familie<br />
▶ psychosoziale Belastungen durch Fremdenfeindlichkeit<br />
▶ politische Verfolgung oder Folter im Herkunftsland.