Migration und Gesundheit - BITV-Test
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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
Abbildung 4.3.7.2<br />
Übergewicht bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen nach Herkunftsland der Mutter (Selbstangaben)<br />
Quelle: WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie 2002, HBSC-Daten für Deutschland (n=23.111),<br />
eigene Auswertung<br />
Deutschland<br />
Türkei<br />
Kosovo, Bosnien<br />
Marokko<br />
Libanon<br />
Ehem. Jugoslawien<br />
Ehemalige SU<br />
Polen<br />
Italien<br />
Andere<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Prozent<br />
Laufe des Lebens in Deutschland nahe legen [43].<br />
Unterschiede im sozialen Status können die Ungleichheit<br />
zwischen Kindern mit <strong>und</strong> ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
ebenfalls nicht (allein) erklären.<br />
Für die deutschen Kinder ist ein Zusammenhang<br />
zwischen Sozialstatus <strong>und</strong> Übergewicht bekannt:<br />
Je ungünstiger die soziale Lage der Familie, desto<br />
höher ist das Risiko für Übergewicht. Dieser Zusammenhang<br />
kann im HBSC-Datensatz auch für<br />
Jugendliche mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> nachgewiesen<br />
werden. Gleichzeitig sind Jugendliche mit<br />
beidseitigem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> aber häufiger<br />
von Übergewicht betroffen, auch wenn sie<br />
über den gleichen Bildungsgrad oder Wohlstandsindex<br />
wie ihre deutschen Altersgenossen verfügen<br />
(Abbildung 4.3.7.1). Die Daten der Bielefelder <strong>und</strong><br />
Berliner Schuleingangsuntersuchungen zeigten<br />
in Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sogar eine<br />
höhere Prävalenz von Übergewicht mit steigendem<br />
sozioökonomischen Status [38, 43]. Differenzen<br />
je nach Herkunftsland verweisen vor allem<br />
auf ethnische <strong>und</strong> migrationsbedingte Einflüsse.<br />
Das größte Risiko übergewichtig zu sein, tragen in<br />
der WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie Jugendliche,<br />
deren Mutter aus der Türkei, Kosovo oder Bosnien,<br />
Marokko, dem Libanon, der ehemaligen Sowjetunion<br />
oder dem ehemaligen Jugoslawien stammt.<br />
Den geringsten Anteil an Übergewichtigen wei-<br />
sen mit 3,9 % italienischstämmige Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche auf (Abbildung 4.3.7.2). Bei den Stuttgarter<br />
Vorschulkindern waren wiederum gerade<br />
italienischstämmige Jungen besonders gefährdet<br />
[39]. Das deutet auf regionale <strong>und</strong> altersbezogene<br />
Unterschiede hin.<br />
Ein möglicher Erklärungsfaktor für die ethnische<br />
Ungleichheit von Übergewicht ist ein kulturspezifisch<br />
geprägtes Körperbild. So finden sich in<br />
der WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie übergewichtige<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, deren Mütter aus der<br />
Türkei, der ehemaligen Sowjetunion <strong>und</strong> aus dem<br />
Libanon stammen, weitaus seltener »zu dick« als<br />
übergewichtige Jugendliche aus anderen Ländern.<br />
Sie schätzen ihren Körper eher als »genau richtig«<br />
ein. Eine weitere Erklärung liefern die Ergebnisse<br />
einer Studie in Berlin, nach der ein höherer<br />
Anteil an Kindern mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> ein<br />
ungünstiges Ernährungsmuster aufweist [47, 48].<br />
Negativ sind dabei nicht die tradierten Ernährungsgewohnheiten<br />
– Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
ernähren sich im Mittel entsprechend<br />
den Empfehlungen der »Optimierten Mischkost«.<br />
Abweichungen von den Empfehlungen traten<br />
bei einigen wenigen Lebensmittelgruppen auf:<br />
Problematisch sind der häufigere Verzehr von<br />
Fast-Food-Produkten, Süßigkeiten, Knabberartikeln<br />
<strong>und</strong> zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken.