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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 81<br />

Kuepper-Nybelen et al. [42] ermitteln die weiteren<br />

bekannten Risikofaktoren wie Bildung der Mutter<br />

<strong>und</strong> hoher Fernsehkonsum auch für Kinder mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />

4.3.8 M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitsverhalten<br />

Karies gilt heute weitgehend als vermeidbar. Eine<br />

aktive Erhaltung der M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit ist bereits<br />

im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter von großer Bedeutung,<br />

da Karies bleibende Schäden hinterlässt.<br />

Vorbeugende Aktivitäten schließen eine optimale<br />

M<strong>und</strong>hygiene, zahnges<strong>und</strong>e Ernährung, ausreichende<br />

Fluoridierung sowie eine regelmäßige<br />

Inanspruchnahme zahnärztlicher Vorsorgeleistungen<br />

ein. Der M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitszustand der<br />

deutschen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen hat sich in<br />

den letzten Jahren deutlich gebessert. Allerdings<br />

polarisiert sich der Kariesbefall zunehmend, d. h.<br />

eine immer kleinere Gruppe Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher<br />

vereinigt den größten Teil der erkrankten<br />

Zähne auf sich. Diese Aussagen trifft u. a. die<br />

Vierte Deutsche M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitsstudie (DMS<br />

IV), welche die derzeit umfassendsten Daten<br />

zum M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitsverhalten<br />

in Deutschland liefert [49].<br />

Danach waren 2005 61,1 % aller Karieserkrankungen<br />

auf 10,2 % aller untersuchten Kinder im Alter<br />

von 12 Jahren verteilt, während 1997 die gleiche<br />

Krankheitslast noch von ca. 22 % aller Kinder getragen<br />

wurde. Die Studie zeigt ferner, dass sich die<br />

M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit mit zunehmendem Bildungsniveau<br />

der Eltern verbessert. In die Studie wurden<br />

jedoch nur Probandinnen <strong>und</strong> Probanden deutscher<br />

Nationalität einbezogen. Einzelne regionale<br />

Studien belegen aber, dass die »Schieflage der<br />

Kariesverteilung« nicht nur sozial, sondern auch<br />

migrationsbedingt <strong>und</strong> ethnisch geprägt ist. Eine<br />

Longitudinalstudie (Langzeituntersuchung) von<br />

69 ausländischen <strong>und</strong> 300 deutschen Kindern im<br />

westfälischen Ennepe-Ruhr-Kreis ergab, dass ausländische<br />

Kinder seltener ein kariesfreies Wechselgebiss<br />

(Phase des Wechsels vom Milchgebiss zum<br />

bleibenden Gebiss, etwa vom 6. bis 13. Lebensjahr)<br />

aufweisen <strong>und</strong> von einem höheren Kariesbefall<br />

betroffen sind als die deutschen Kinder [50]. In<br />

Reihenuntersuchungen des jugendzahnärztlichen<br />

Dienstes einer Ruhrgebietsstadt hatten türkische<br />

Erst- <strong>und</strong> Sechstklässler im Durchschnitt doppelt<br />

so viele kariesgeschädigte Milch- bzw. bleibende<br />

Zähne (4,8 bzw. 2,8) wie ihre Mitschüler mit deutscher<br />

Staatsangehörigkeit (2,4 bzw. 1,4). Bei den<br />

Viertklässlern betrug der Faktor sogar 2,6 (1,5 vs.<br />

0,6). Nach den Kriterien der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Jugendzahnpflege (DAJ) mussten<br />

mehr als die Hälfte der türkischen Erstklässler<br />

(51,7 %) zu Kindern mit einem hohen Kariesrisiko<br />

gezählt werden. Bei den deutschen Gleichaltrigen<br />

machte diese Gruppe nur 20,1 % aus [51]. Ähnlich<br />

gefährdet sind (Spät-)Aussiedlerkinder bzw. Kinder<br />

aus Osteuropa [52, 53]. So hatte nur die Hälfte<br />

von in Niedersachsen untersuchten 3-jährigen<br />

(Spät-)Aussiedlerkindern ein naturges<strong>und</strong>es Gebiss,<br />

hingegen waren es 85,7 % der einheimischen<br />

Gleichaltrigen [52].<br />

Die Berliner HBSC-Studie, an der sich 9.704<br />

Schüler beteiligten, enthält im Vergleich zum<br />

deutschlandweiten HBSC-Datensatz einige zusätzliche<br />

Fragen wie die zur Selbsteinschätzung der<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit [54]. In der subjektiv eingeschätzten<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit spiegeln sich die angeführten<br />

Unterschiede wider. Sowohl die Mädchen als auch<br />

die Jungen mit beidseitigem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

schätzten ihre Zahnges<strong>und</strong>heit schlechter<br />

ein als jene ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> oder aus<br />

binationalem Elternhaus. Die Beurteilung der eigenen<br />

Zahnges<strong>und</strong>heit variiert dabei stark je nach<br />

Herkunftsland: Am seltensten bewerten Jugendliche,<br />

deren Mütter aus der ehemaligen Sowjetunion,<br />

der Türkei <strong>und</strong> dem Libanon stammen, ihren<br />

Zahnstatus als sehr gut.<br />

Ähnliche Trends zeigen sich beim M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitsverhalten,<br />

das im KiGGS erfragt wurde.<br />

Während sich laut der KiGGS-Daten nur 26,1 %<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

seltener als zweimal am Tag die Zähne<br />

putzen, beträgt dieser Anteil unter den Kindern<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

45,0 %. Diese gaben auch zu einem höheren<br />

Anteil an, weniger als einmal im Jahr eine Zahnarztkontrolle<br />

aufzusuchen (16,4 % vs. 6,1 %). Im<br />

Unterschied zu Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ohne<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> (8,4 %) wenden jene mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> zudem seltener Arzneimittel<br />

zur Kariesprophylaxe an (5,3 %) [55]. Eine<br />

vergleichende Untersuchung des M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heitsverhaltens<br />

von türkischen <strong>und</strong> deutschen<br />

Kindern im Rems-Murr-Kreis zeigte, dass viermal

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