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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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12 <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in der Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung<br />

Insbesondere in den Kapiteln 3 <strong>und</strong> 4 wird auf<br />

die hier erläuterten Begriffe immer wieder Bezug<br />

genommen.<br />

Selbst wenn Daten für eine klar definierte<br />

Untergruppe von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

vorhanden sind, ist die Interpretation<br />

nicht immer einfach. So wurde beispielsweise angenommen,<br />

die Erhebung <strong>und</strong> Auswertung nach<br />

Staatsangehörigkeit erlaube es, direkt oder indirekt<br />

Aussagen zum rechtlichen Aufenthaltsstatus<br />

der betreffenden Gruppe, zur ethnischen Herkunft<br />

sowie zum gesellschaftlichen, ökonomischen <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Entwicklungsstand zu machen<br />

[7]. Dies ist nicht wirklich der Fall. Innerhalb von<br />

Gruppen gleicher Staatsangehörigkeit kann bezüglich<br />

der genannten Variablen eine große Heterogenität<br />

bestehen. »Gleiche Staatsangehörigkeit«<br />

bedeutet nicht immer »gleiche Ethnie« im Sinne<br />

einer Volksgruppe mit gemeinsamer Sprache<br />

<strong>und</strong> Kultur, wie das Beispiel der Kurdinnen <strong>und</strong><br />

Kurden mit türkischer Staatsangehörigkeit in der<br />

Türkei zeigt. Genauso wenig bedeutet sie gleiche<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Voraussetzungen, da in vielen<br />

Herkunftsländern von zugewanderten Personen<br />

innerhalb der Bevölkerung große Unterschiede<br />

hinsichtlich ges<strong>und</strong>heitsrelevanter Faktoren <strong>und</strong><br />

Zugang zu den Ges<strong>und</strong>heitsdiensten bestehen.<br />

Eine Betrachtung allein nach einem Kriterium<br />

wie beispielsweise Staatsangehörigkeit erlaubt<br />

daher immer nur eine erste Annäherung an den<br />

Komplex »Ges<strong>und</strong>heit von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>«.<br />

2.2 Die Bevölkerung mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

in Deutschland<br />

2.2.1 Formen der Zuwanderung nach Deutschland<br />

Die Gründe für eine Zuwanderung nach Deutschland<br />

haben sich während der letzten Jahrzehnte<br />

deutlich verändert. Seit Mitte der 1950er-Jahre,<br />

vor allem aber in den 1960er-Jahren kamen<br />

Arbeitsmigrantinnen <strong>und</strong> Arbeitsmigranten als<br />

so genannte Gastarbeiterinnen <strong>und</strong> Gastarbeiter<br />

nach Deutschland. Sie stammten vornehmlich<br />

aus Mittelmeeranrainerstaaten wie z. B. der<br />

Türkei, Italien, Spanien <strong>und</strong> Griechenland, aber<br />

auch aus Korea <strong>und</strong> den Philippinen. Später folgten<br />

ihre Ehepartnerinnen bzw. Ehepartner <strong>und</strong><br />

Familienangehörigen nach. Insbesondere aus der<br />

ehemaligen Sowjetunion, Polen <strong>und</strong> Rumänien<br />

kamen Aussiedlerinnen <strong>und</strong> Aussiedler (darunter<br />

ab 1993 sog. Spätaussiedlerinnen <strong>und</strong> Spätaussiedler<br />

lt. §4 des B<strong>und</strong>esvertriebenengesetzes)<br />

sowie ihre Ehepartner <strong>und</strong> Familienangehörigen<br />

[1]. Abhängig von der weltpolitischen Lage <strong>und</strong><br />

dem aktuellen rechtlichen Rahmen befinden sich<br />

Asylsuchende <strong>und</strong> Flüchtlinge in unterschiedlicher<br />

Zahl in Deutschland. Die drei am stärksten<br />

vertretenen Herkunftsländer der Asylsuchenden<br />

waren im Zeitraum von Januar bis April 2007 Serbien,<br />

der Irak <strong>und</strong> die Türkei [8]. Nach dem Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion kamen jüdische<br />

Zuwanderer aus deren ehemaligen Staatsgebiet<br />

nach Deutschland (seit 1990). Als Bildungsausländerinnen<br />

<strong>und</strong> -ausländer werden ausländische<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten bezeichnet, die ausschließlich<br />

zum Studium nach Deutschland einreisen<br />

<strong>und</strong> ihre Hochschulberechtigung im Ausland<br />

erworben haben [9]. Aufgr<strong>und</strong> eines Mangels<br />

an IT-Fachkräften bestand von August 2000 bis<br />

Dezember 2004 für ausländische Fachkräfte die<br />

Möglichkeit, eine Arbeitserlaubnis (Green Card)<br />

zu bekommen, die einen befristeten Aufenthalt<br />

in Deutschland erlaubt [1]. Ausländische Saisonarbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> -arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Schaustellergehilfinnen <strong>und</strong> -gehilfen können<br />

eine auf mehrere Monate begrenzte Arbeitserlaubnis<br />

beantragen [9].<br />

Hinzu kommen als weitere Formen der <strong>Migration</strong><br />

die EU-Binnenmigration von Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürgern aus EU-Mitgliedsländern sowie die<br />

Rückkehr deutscher Staatsangehöriger aus dem<br />

Ausland. Außerdem hält sich eine unbekannte<br />

Zahl von Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern ohne<br />

die erforderlichen Papiere oder durch Überschreitung<br />

der zugelassenen Aufenthaltsdauer unrechtmäßig<br />

in Deutschland auf. Sie sind im rechtlichen<br />

Sinne keine Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten, werden<br />

aber häufig als sog. »irreguläre«, »illegale«,<br />

oder »illegalisierte« Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten<br />

bezeichnet [10].<br />

2.2.2 Bevölkerungsentwicklung<br />

Gr<strong>und</strong>lage für vergleichende Aussagen zur Ges<strong>und</strong>heit<br />

einer Bevölkerung ist deren Größe <strong>und</strong><br />

die Veränderung über die Zeit (demografische

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