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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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48 Martin EmeleNiedergang der mykenischen Kultur die entsprechendeKeramik hergestellt hätten.Als ganz eindeutig stellte er diesen Sachverhaltnoch im September 1890 dar: ,,Ja, ich f<strong>and</strong> in derzweiten, der verbrannten Stadt, dem homerischenIlios, Schätze von unermeßlichem Werth“. 24Gerade diese so eindeutige Formulierung lässt –in Kenntnis von <strong>Schliemann</strong>s Äußerungen währendvergleichbarer Erkenntnisprozesse – allerdings vermuten,dass ihm die Widersprüche in seinen Thesensehr wohl bewusst waren. In eine derartige Betrachtungsweiselässt sich sogar noch die Anekdote integrieren,die Jerome Sperling, ein Mitglied der amerikanischenGrabungsmannschaft in den dreißigerJahren, kolportierte. Sperling berichtete 1986, Dörpfeldhabe bei einem Besuch der amerikanischenGrabung, 45 Jahre nach den eigentlichen Ereignissen,dem amerikanischen Grabungleiter Blegen folgendeGeschichte erzählt:“He had discussed the matter with <strong>Schliemann</strong>,who listened carefully without saying much.<strong>Schliemann</strong> then retired to his own tent, <strong>and</strong>remained incommunicado for four days. 25 Whenhe finally came out, he quietly said to Dörpfeld, “Ithink you are right.” 26Diese mündliche Mitteilung Dörpfelds ist m.E. mitVorsicht zu bewerten, hatte der große Bewunderer<strong>Schliemann</strong>s doch noch im November 1932 schriftlichsehr viel vorsichtiger formuliert:,,In Troja glaubte <strong>Schliemann</strong> unter den neun verschiedenenKulturschichten, die er auf dem Hügelvon Hissarlik festgestellt hatte, die Burg des Priamoserst in der dritten und dann in der zweitenSchicht [..] entdeckt zu haben, aber kurz vor seinemTode ergab sich, dass die von ihm dem Priamoszugeschriebenen Baureste und Schätze etwaum 1000 Jahre älter waren als die Zeit des trojanischenKrieges, und das die von den Griecheneroberte Burg des Priamos tatsächlich in der sechstenSchicht noch in stattlichen Resten erhalten,aber leider bis dahin unbeachtet geblieben war,dadurch werden <strong>Schliemann</strong>s Verdienste abernicht wesentlich geschmälert.“ 27Eine beispielhafte Formulierung für alle ÄußerungenDörpfelds zu diesem Thema. Mit ,,ergab sich“impliziert Dörpfeld zwar die Annahme eines Erkenntniprozessesbei <strong>Schliemann</strong>, vermeidet aber diekonkrete Aussage, <strong>Schliemann</strong> hätte einen solchenauch vollzogen. Der nachfolgende Satz, dass dadurch“<strong>Schliemann</strong>s Verdienste nicht wesentlich geschmälert“seien, weist aber deutlich darauf hin, dass Dörpfeldsehr wohl wusste, dass <strong>Schliemann</strong> Troja VI nichtals homerisches Troja erkannt hatte.<strong>Schliemann</strong> hat nach Lage der Dinge die sichwidersprechenden Fakten durchaus gesehen und imLaufe des Jahres 1890 auch verschiedene Lösungenseines Dilemmas öffentlich ,,durchdacht“. In allenschriftlichen Äußerungen blieb er jedoch beim Diktum:Troja II ist das homerische Troja. Nach Lage derDokumente kann wissenschaftlich gesichert allenfallseine Aussage getroffen werden, <strong>Schliemann</strong> hätteseinen Irrtum geahnt oder aber die Erkenntnis habesich schon angedeutet. Es kann aber nicht gesagt werden,<strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong> hätte am Ende seinesLebens erkannt, dass Troja II nicht das von ihmgesuchte Troja der von Homer beschriebenen Zeitgewesen sein konnte. Keinsfalls hatte <strong>Schliemann</strong>schon ein Identifizierung eines homerischen Trojasmit Troja VI vorgenommen, eine Erkenntnis, diehingegen für einige seiner Mitarbeiter wie Dörpfeldund Brückner schon für 1890 anzunehmen ist.<strong>Schliemann</strong> hat die Problematik gesehen, die sichaus der relativen zeitlichen Einordnung von Troja IIzu den von ihm freigelegten Burgen des mykenischenKulturkreises ergeben musste. Ein schriftlicherNachweis dafür, dass er für dieses Problem vorseinem Tod eine überzeugende Lösung gefundenhatte, liegt jedoch nicht vor.24. <strong>Schliemann</strong>, Brief an V. Gossler, Athen 13. September1890, in Meyer 1958, 379.25. Zum einen sollte hier das ,,Zelt“ misstrauisch machen, inder Kampagne 1890 st<strong>and</strong> die Barackenstadt ,,<strong>Schliemann</strong>opolis“;zum <strong>and</strong>eren weist die Formulierung ,,for fourdays“, auf einen anekdotischen Charakter der Erzählunghin.26. Sperling 1986, 29-31.27. Wilhelm Dörpfeld, ,,Geleitwort“ in Meyer 1936.

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