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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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Bismarck und <strong>Schliemann</strong> 281mer in einem Schreiben an <strong>Schliemann</strong> vom 1. Januar1881 ein ,,ganz ungewöhnlich wissenschaftlichesWerk“ bescheinigt hatte, 23 warf der Ausgräber dieFrage nach einer Vervollständigung der Sammlungdurch neue Funde auf. Der Reichskanzler übte dabeijedoch Zurückhaltung und ließ am 19. März 1881 Puttkamermitteilen, ,,dass Fürst Bismarck es sich zurZeit aus politischen Gründen versagen zu müssenglaubt, die Pforte um Überlassung der auf der Grabungsstättezu Hissarlik befindlichen großen Marmormetopeanzugehen. 24 Jeder derartige diesseitigeSchritt würde es der kaiserlichen Vertretung in Konstantinopelerschweren, in politischen Fragen denjenigenDruck wirksam auf die Pforte zu üben, welchermöglicherweise zur Erhaltung des Friedens notwendigwerden kann“. 25 Zwei Monate später, am 28.Mai 1881, ließ der Reichskanzler wissen, dass er denBotschafter Graf Hatzfeldt ermächtigt habe, wegender Überlassung des türkischen Anteils an den Grabungenzu sondieren, 26 und am 6. Juli teilte das AuswärtigeAmt dem Kultusminister von Goßler mit,dass, ,,nachdem die im Frühjahr noch schwebendenVerh<strong>and</strong>lungen in der griechischen Frage zum Austraggebracht worden sind“, 27 die Botschaft angewiesensei, sich um den <strong>Schliemann</strong>schen Ferman zubemühen. 28 Das preußische Ministerium für auswärtigeAngelegenheiten, dem Bismarck gleichfalls vorst<strong>and</strong>,musste jedoch am 26. Oktober 1881 darauf hinweisen,dass <strong>Schliemann</strong> es unterlassen habe, ,,dentürkischen Gesetzen entsprechend den Ort, wo dieAusgrabungen vorgenommen werden sollten, genauund unter Einreichung eines Situationsplans zu bezeichnen“.29<strong>Schliemann</strong>s Klagebrief, den er von Athen aus imJanuar 1882 an Bismarck richtete, war infolgedessennur bedingt berechtigt.,,Wie Sie wissen“, schrieb er an den Kanzler, ,,arbeiteich in Hissarlik in der Mitte der pestilentiellenMoräste, unterziehe mich allen Entbehrungen,lebe schlechter als der ärmste Tagelöhner inDeutschl<strong>and</strong>, bin dabei in steter Lebensgefahr vonKrankheit und Räubern, habe täglich 400 MarkKosten; aber aus Liebe zur Wissenschaft ertrageich gerne alle Drangsale und finde meine großeWonne in dem Gedanken, dass ich für Deutschl<strong>and</strong>sRuhm arbeite und dass die von miraufgedeckten Kunstschätze die Freude undBewunderung des gegenwärtigen und aller künftigenGeschlechter des Vaterl<strong>and</strong>es sein werden.Da ich mich aber fürs Vaterl<strong>and</strong> aufopfere, somüsste mir doch auch das Vaterl<strong>and</strong> energischbeistehen, dass ich nicht auf so schmähliche Weisevon den Türken beh<strong>and</strong>elt werde. Bei EuerHoheit weisen Politik ist Deutschl<strong>and</strong> ja in Konstantinopelallmächtig geworden; es kostet Ihnendaher nur einen Wink, um alles für mich in Ordnungzu bringen. Ich habe noch eine Bitte, nämlichdie, der deutschen Botschaft in KonstantinopelOrder zu geben, sich bei den leider sehrhäufigen Schikanen von Seiten der Ortsbehördenmeiner stets bereitwillig und tatkräftiganzunehmen, und auch dem deutschen Vizekonsulin den Dardanellen zu schreiben, dass er michfortan höflich beh<strong>and</strong>eln und mir stets, wo esnötig ist, bei den Behörden hilfreich zur Seite stehenmöchte. Während der langen Jahre, wo mirDeutschl<strong>and</strong> den Rücken zudrehte, f<strong>and</strong> ich stetsbeim englischen Ges<strong>and</strong>ten in Konstantinopel denallerkräftigsten Schutz und Beist<strong>and</strong>. Da michjetzt aber das Vaterl<strong>and</strong> wieder anerkennt und ichdemselben das Kostbarste, was ich besaß, zumOpfer gebracht habe, da ich ferner ein unendlichesVerlangen hege, mich demselben auch fernernützlich zu machen, so kann und darf ich michfortan nur an die deutsche Botschaft in Konstantinopelwenden“. 30Auf die Wichtigkeit des Briefes für die Entwicklungvon <strong>Schliemann</strong>s Nationalbewusstsein kann hieraufmerksam gemacht werden. 31 Die Akten verdeutlichen,dass von Seiten des Auswärtigen Amtes Schlie-23. Zentrales Staatsarchiv, Dienststelle Merseburg: Rep. 76V e Sect. 15 Abt. XI I Blatt 11 ff.24. Dazu Stoll 1959, 273ff.25. Archiv Merseburg a.a.O. Blatt 71.26. A.a.O. Blatt 93.27. Die auf dem Berliner Kongress von 1878 Griechenl<strong>and</strong>zugest<strong>and</strong>enen Gebietserweiterungen in Thessalien undEpirus wurden von der Türkei nur zögerlich konzediert(Große Sowjet-Enzyklopädie: Geschichte Griechenl<strong>and</strong>s,deutsch von W. Müller (Berlin 1954) 16).28. A.a.O. Blatt 101.29. A.a.O. Blatt 113.30. Archiv Potsdam a.a.O. 09. 01. AA Nr. 37665 Blatt 23.31. Die Feststellung von Herrmann 1974, 45 Anm. 54: ,,Seitdem Zusammentreffen mit Virchow im Jahre 1878 verließer sich auf die starke Position des deutschen Kaiserreichsam Bosporus“, trifft nur die äußeren Umstände.

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