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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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466 Emanuel TurczynskiGriechenl<strong>and</strong> gekommen war, um in Nauplia denKolossallöwen aus dem Felsen zu hauen – ein Denkmalfür die in Hellas gefallenen Bayern - , blieb bis zuseinem Tod im Jahr 1883 hier und wurde Leiter derBildhauerklasse der Athener Akademie.Athen besaß zu der Zeit, als <strong>Schliemann</strong> seinAthener Stadtpalais erbauen ließ, zahlreiche Architektenvon hohem Rang, so dass man davon ausgehenkann, dass die Wahl Zillers nicht nur wegen derfreundschaftlichen Beziehungen zwischen den beidenMännern erfolgte. Ziller hatte <strong>Schliemann</strong> nämlichmit den Ergebnissen der Ausgrabungen in derTroas des österreichischen Konsuls für Ostgriechenl<strong>and</strong>,Johan Georg von Hahn (1811-1869) aus dem Jahre1864 bekannt gemacht, dessen Broschüre über dieseAusgrabung <strong>Schliemann</strong> ,,als zusätzlichen Beweis fürseine Ausgangsthese, dass der Balik-Dagh nicht dieStätte des alten Troja sein könne“ heranzog (Grimm1964, 230).Außerdem war Ziller einer jener Architekten, diein der Lage waren, in der Tradition Theophil vonHansens zu wirken, der während seines AthenerAufenthalts den Bau der Akademie der Wissenschaftenund der Sternwarte geplant hatte, die dannZiller seit 1868 ausführte. Auch waren <strong>Schliemann</strong>die von Ziller angefertigten genauen Zeichnungendes Dionysos-Theaters nicht entgangen, mit denen ersein großes Interesse an den Baudenkmälern derAntike dokumentiert hatte.Einen solchen Mann brauchte der Troja-Forscher,um seine Vorstellungen von einem Palast zu verwirklichen,der Räume mit genügend Platz fürFestlichkeiten, für Konzerte und Bälle, aber auch fürdie Familie und den unermüdlich forschenden<strong>Schliemann</strong> selbst bot. Sein Wunsch nach Weiträumigkeitverb<strong>and</strong> sich mit dem nach Repräsentationssälen,einer breiten Marmortreppe vom Erdgeschosszum ersten Stockwerk und nach großen, freienW<strong>and</strong>flächen für Decken- und W<strong>and</strong>malereien, umder Verbundenheit mit seinem Lebenswerk Ausdruckgeben zu können.Dass sich <strong>Schliemann</strong> nicht für eine Synthese zwischenbyzantinischer und moderner Malerei, sondernfür die Darstellung seiner Entdeckungen in Trojaund Mykene entschloss, wird uns begreiflich, wennwir den Stellenwert seiner Ausgrabungen richtigeinzuschätzen versuchen. Allerdings ist dies nichtganz leicht, weil vor 120 Jahren seine Entdeckungeneine weitaus größere Sensation bedeuteten als dieL<strong>and</strong>ung auf dem Mond in unserer Zeit!Die Harmonie zwischen moderner Wohnlichkeitund der Anlehnung an den Palaststil seiner vielgeliebtenAchäer der mykenischen Epoche ist in dieAugen fallend. Der luxuriöseste und schönste Raumist der ,,Saal der Hesperiden“, der als Empfangs- undBallsaal diente und den Betrachter zunächst durchdie Deckenmalereien beeindruckt. Bei näherer Betrachtungerkennt man darin die allegorische Darstellungdes wissenschaftlichen Eifers des Hausherrn,angefangen von der Lektüre der Ilias, die ihn alsKind bestimmt hatte, die Stadt Troja und die Burgenihrer Belagerer und Eroberer zu suchen – und zufinden. Der schöne Mosaik- Fußboden, auf demFundstücke seiner Ausgrabungen in Mykene undTroja abgebildet sind, das fünffarbiges Flechtb<strong>and</strong>,das sie einrahmt, und die in 24 Medaillons dargestelltenGoldfunde aus Mykene lassen erkennen, mitwelcher Inbrunst <strong>Schliemann</strong> sich dieser von ihm ansTageslicht gebrachten Epoche und ihren Kunstwerkenergeben hatte.Es würde den Rahmen dieser Betrachtung sprengen,wollte ich versuchen, alle künstlerischenSehenswürdigkeiten der vielen großen und kleinenRäume dieses Prachtbaues zu beschreiben, dessenVerwendung als Erinnerungsstätte an die großartigenLeistungen <strong>Schliemann</strong>s für Griechenl<strong>and</strong> sichgeradezu aufdrängt.Die Gründe für den traurigen Zust<strong>and</strong> des seit1926 im Besitz des griechischen Staates befindlichenBaues sind Ihnen allen bekannt. Das Gebäude war seit1926 Sitz des Verfassungsgerichts und ab 1934 der Sitzdes obersten Gerichts, des Areopag. Während dieserZeit begann der bauliche Niedergang des Palastes,denn die dort tagenden Richter fühlten sich bei ihrerArbeit durch den Anblick der W<strong>and</strong>gemälde, aufdenen unter <strong>and</strong>erem auch spärlich bekleidete Frauengestaltenabgebildet waren, beeinträchtigt. Deshalbwurden viele Malereien in den beiden südlich undwestlichen Eckräumen des ersten Obergeschossesübertüncht und so der Charakter des Gebäudes durchart déco dem damaligen Zeitgeist geopfert.Am Ende der Regierungszeit von Georgios Rallis1981, entst<strong>and</strong> der Plan, das <strong>Schliemann</strong>-Haus, das inder Zwischenzeit dem Kulturministerium übereignetworden ist, zu einem Numismatischen Museumumzubauen ,,und lediglich einen bis höchstens zweiRäume ... für eine <strong>Heinrich</strong>-<strong>Schliemann</strong>-Gedenkstätte“herzurichten. Die langjährige Kulturmini-

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