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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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126 Klaus Kilianplan der Gräber von A. Papadimitriou erstmals einediachrone Zusammenschau aller Gräber und ihrerVerteilung in Nähe von zu erschließenden Wegen 36nach Nauplia, Argos und Heraion, so scheint sich fürdie geometrische Zeit, ähnlich wie in Argos, eine Siedlungskonzentrationin der Burg 37 wie auf ihrer westlichenFeldseite abzuzeichnen.Seit H. <strong>Schliemann</strong> versucht die Archäologie, mitden sachgegebenen Vorbehalten in der Interpretationvon Bodenfunden zum Verständnis historischerVorgänge vorzudringen, so z.B. die eben erschieneneSynopse H. Catlings, 38 oder die anregend kritischeSehweise von R. Treuil, P. Darcque, J. Poursat und G.Touchais. 39Besonders zur mykenischen späten Palastzeit(Keramikphase SH III B 2) sei verstattet, hier beispielhafteinige archäologische Fakten und ihre Interpretationaus Tiryns vorzuführen.I. Soziale Gliederung und Architektur 40In der Binnenarchitektur der Unterburg hebensich Bau I und VI durch ihre offizielle Funktion ab,die in ihrer Bauweise, Bauausstattung und ihrenFunden deutlich wird. 41 Der palastzeittypische BauVI, entlang einem Korridor auf zwei Terrassen angelegt,weist ferner eine Werkstatt für Prestigebedarfsowie im Oberstock die Schreibstube einer LinearB-Verwaltung auf. Rinderknochen als Speiseresteunterscheiden sich in einigen seiner Räume, bei derKultkammer in der angrenzenden Befestigung (Kw 7)sowie in Bau I von der üblichen Fleischnahrung:meist Schaf, Ziege, Schwein. An seinen Außenwändenliegen Kochstellen im Freien; bei der westlichen wiebei zwei weiteren im offenen Nordwestareal der Unterburgweisen Unmengen von Muscheln auf Zubereitungvon Nahrung minderer Güte hin. Zur geringerenLebensqualität in einer Satellitensiedlung des weiterenHinterl<strong>and</strong>s von Tiryns, Proph. Elias, gehörender hohe Anteil von Muscheln (22,6% statt 8%) unddie reduzierte Fleischmenge (hoher Best<strong>and</strong> vonJungtierien unter den Knochenabfällen), 42 ebenso dieweniger aufwendige Architektur oder Keramik.Kochstellen der Unterburg sind meist raumbezogen;allein der umfangreichere Keramikbest<strong>and</strong> in Raum223 und Bau X legt eine Serviceleistung nahe. 43 DieBevorratung verteilt sich auf die Kammern in derBurgmauer, auf wenige geschlossene Räume vonBauten oder auf angrenzende offene Schuppen (X).Diese eher gestreute Verteilung unterscheidet dieTirynther Unterburg von kompakteren Vorratseinheitenim engeren wie weiteren Palastbereich (Pylos,Mykene, Gla).II. Zur WerkstattorganisationWährend der Periode SH III B-Mitte (III B1 late)scheint der Befundausschnitt der Unterburg eineVerbindung von Wohn-, Bevorratungs- und Werkstattbereichinnerhalb der gleichen Hauseinheit nahezulegen,in der auch ein Bronzebarren (Metall aus Laurion)die redistributive Wirtschaftsform des Palastsystemsanzeigt. Für die späte Palastzeit 44 sind in der Bleiverarbeitunghausbezogene Werkplätze (Flicken vonGefäßen), im Freien - nordöstlich Bau III: Flick- undGießbetrieb (mehrere Barren) ebenso südlich Bau VI(Gußmodel) zu beobachten, während in Bau I, Raum10 im Schutz zahlreicher Idole Bleierz verarbeitetwurde. Rohstoff des Bronzeh<strong>and</strong>werkes ist offensichtlicheinzuschmelzendes Altmaterial: a) im Freiensüdlich Bau VI (Einschmelzen, Guß, auch Blei); 45 b)geschlossene Werkstatt in Bau VI, Raum 191 (Zeremonialschwert,Löten mit Arseneisen); c) im Freiensüdlich Bau XI; d) geschlossene Werkstatt in Bau XI(Einschmelzen, Guß, Belegen von Objekten mit dünnemGoldblech). 46 Somit ergeben sich drei Kategorien:in Räumen bzw. im Freien für Haus- bzw.Gerätebedarf, in geschlossenen Werkstätten für Prestigebedarf.Die Vielzahl wie Kleinheit der Betriebe,auch Anteil von Altmetall, geben den archäologischen36. Papadimitriou 1998.37. ebd. aus Anm. 38. 39.41. 42 zu erschließen.38. Catling 1989.39. Treuil et al. 1989.40. Zur Typisierung von Fundamenttechniken und ihreZuweisung an Bauten bestimmter Sozialklassen: Kilian1990b, 7f. 9f. 10. 11. 12f. 18.41. Bau I: Kastenfundament, Siegelfunde, Holzmöbel mit Einlegearbeiten,figürlich bemalte Kratere (jeweils im pianonobile), Häufung von Rinderknochen als Speiseabfälle,Löwenknochen (elitäre Jagd); Bau VI: Steinkapitell,Hausaltar mit Kulthorn, magaziniertes Kultgerät.42. Kilian 1984a, 66; Kilian 1985, 133.43. Geringere Sozialklasse als Palastareal von Pylos, evt. auchals Zygouries.44. Vgl. Kilian 1983, 298 mit Abb. 22, 3; 23.45. Kilian 1984b, 56f. Abb. 2.46. ebd. 56 mit Abb. 1; 3, 9.

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