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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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Schichtung und Wahrheit zum Erkenntnisst<strong>and</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>s bezüglich Troja VI im Jahr 1890 47schob <strong>Schliemann</strong> auf das kommende Jahr, aberder Tod hat dem Streben des unermüdlichenForschers ein Ziel gesetzt.“ 20Brückner sieht also den Erkenntnisprozess, dassTroia VI zeitgleich mit der mykenischen Hochkulturund Troia II bedeutend älter sei, auch bei <strong>Schliemann</strong>als vollzogen an. <strong>Schliemann</strong> habe aber offengelassen, welcher Schicht denn nun ein homerischesTroja zuzuordnen sei. Brückner selbst lässt allerdingsdeutlich durchblicken, dass er - wie wohl auchDörpfeld - der ,,zweiten glanzvollen Zeit der Herrenvon Troja“, 21 nämlich Troja VI, den Vorzug gab.<strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong> dagegen ist in den veröffentlichtenWerken nie von einer Identifizierung vonTroja II mit dem homerischen Troja abgerückt. Folgerichtigheißt es in seinem Bericht über die Ausgrabungenin Troja im Jahre 1890 über die Umfassungsmauerseiner ,,verbrannten Stadt“:,,Als die große trojanische Mauer noch ganz unversehrtdast<strong>and</strong>, muss sie, wenn wir auch nur 6Meter für Ziegelmauer und 2 Meter für obereGalerie rechnen [...], eine Gesamthöhe von 16,50Meter gehabt und hier an der Westseite mit ihrenriesigen Thürmen ein höchst imposantes Ansehengewährt haben. Es ist daher begreiflich, dass ihrBau nach der uns durch Homer erhaltenen Sagedem Poseidon und dem Apollo zugeschriebenwurde“. 22Von den Verfechtern eines wenigstens insgeheimen,wenn auch nicht publizierten Abrückens werdenimmer wieder diverse Briefe <strong>Schliemann</strong>s angeführt.Hier finden sich auch durchaus Passagen, dieeben diesen Schluss nahelegen, jedoch im Kontextbelassen, stehen sie immer in Zusammenhang miteiner Aussage zu einem homerischen Troja II.Exemplarisch findet sich schon im Mai 1890 ineinem Brief an König Georg von Griechenl<strong>and</strong> dieseVerbindung: <strong>Schliemann</strong> beehrt sich hier:,,darauf aufmerksam zu machen, dass wir hier dieTrümmer der einst über ganz Griechenl<strong>and</strong> verbreitetenKultur von Mykenae und Tiryns, diemit der dorischen Einw<strong>and</strong>erung (ca. 1100 vorChr.) plötzlich aufhörte, bereits nahe an der Oberflächefinden. Die Topfware des Mykener undTirynther Typus, der namentlich durch die Bügelkannevertreten ist, scheint uns aber von Griechenl<strong>and</strong>importiert [Widerspruch zum ,,Bericht“ (s.o.Anm. 15); M.E.] zu sein, denn sie kommt gleichzeitigmit jener monochromen grauen Topfwarevor, die einst viele Jahrhunderte lang in der ganzenTroas verbreitet, im allgemeinen Gebrauchwar und jedenfalls einheimisches Fabrikat seinmuß. Somit kann uns diese Bügelkanne deren Zeitsich bestimmen läßt, weil sie zuerst in den Gräbernaus der Zeit Ramses II. in Aegypten (ca. 1350vor Chr.) vorkommt, als ,,Leitmuschel“ für dieChronologie der oberen Trümmerschichten in Trojadienen und uns wenigstens eine Idee geben vondem riesigen Alter der diesem griechischen Ilionvorhergegangenen 5 trojanischen Ansiedlungen,die eine Gesamttiefe von ca. 14 Metern haben“.An dieser Stelle abgebrochen, scheint der Erkenntnisprozessbei <strong>Schliemann</strong> schon zu diesem frühenZeitpunkt vollzogen. Doch der Forscher fährt unmittelbarfort:,,und wovon die goldreiche zweite, welche nurgroße, parallel laufende Gebäude - genau von demPlane des Palastes in Tiryns - hat und in einerfurchtbaren Catastrophe untergegangen ist, jedenfallsdie Pergamos des Homerischen Troja seinmuß“. 23Hier lässt sich augenfällig der Prozess der <strong>Schliemann</strong>schenErkenntnisfindung verfolgen. Er ging -wie Dörpfeld – im Mai 1890 von importierter mykenischerKeramik in der Troja VI Schicht aus. Mangelseiner <strong>and</strong>eren Burganlage blieb er jedoch bei einemhomerischen Troja II und versuchte dafür den TrojanischenKrieg weiter zurück zu datieren. Spätererkannte er, dass ein solcher Versuch unlogisch war,zumindest innerhalb eines Gedankengebäudes, welchesannimmt, dass ein Trojanischer Krieg zeitgleichmit der mykenischen Hochkultur stattgefundenhaben musste. Anstatt nun aber den scheinbar zwingendenSchritt zu dem bis dahin ohne Festungsanlagendastehenden Troja VI zu tun, verfiel <strong>Schliemann</strong>in der 1890er Publikation auf die fragwürdige undvon Dörpfeld ja auch bestrittene These von den ausgew<strong>and</strong>ertenTöpfern, die Jahrhunderte nach dem20. <strong>Schliemann</strong> 1944, 126.21. <strong>Schliemann</strong> 1944, 125.22. <strong>Schliemann</strong> 1891, 23.23. <strong>Schliemann</strong>, Brief an König Georg I. von Griechenl<strong>and</strong>,Troja bei den Dardanellen 16. Mai 1890, in Meyer 1958,359f. Ganz ähnlich auch in: <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>: Brief anKönig Georg I. von Griechenl<strong>and</strong>, Troja, 27. Juli 1890, inMeyer 1958, 374f.

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