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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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<strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong> und Ankershagen 159Zu seinem Heimatort Ankershagen hatte <strong>Schliemann</strong>stets eine starke Bindung. Das wird in seinenautobiographischen Äußerungen, aber auch in seinenBriefen deutlich, die er den Geschwistern, Freundenund Bekannten in Mecklenburg geschrieben hat.Während der langjährigen Kaufmanns- und Forschertätigkeitim Ausl<strong>and</strong> weilten die Gedanken undErinnerungen <strong>Schliemann</strong>s immer wieder in Ankershagen.Nach seiner Ausw<strong>and</strong>erung im Jahre 1841 warer relativ selten wieder in Deutschl<strong>and</strong>, versuchtedann aber die Orte seiner Kindheit aufzusuchen.Nach 20-jähriger Abwesenheit machte <strong>Schliemann</strong>Ende Juli 1852 einen kurzen Abstecher in seine mecklenburgischeHeimat und besuchte, wenn auch nurfür Stunden, Ankershagen. Seine Eindrücke vomWiedersehen seines Heimatortes nach so vielenJahren schilderte er wehmütig in seinem Amerika -Tagebuch (1850-1852): ,,...Unmöglich kann ich denEindruck beschreiben, den der Anblick all jenerPlätze in mir erweckte, wo ich die glücklichen Jahremeiner frühen Kindheit verbracht hatte und wo jedesHaus, jeder Baum, jeder Stein und jeder Busch tausendschöne Erinnerungen an längst vergangeneJahre erweckte. Jeder Gegenst<strong>and</strong> muß dem Augeeines Kindes wohl in riesenhaften Verhältnissenerscheinen, denn der Kirchturm, der mir einst ungeheuergroß erschienen war und den ich immer fürden größten der Welt gehalten hatte,...- nun erschienmir alles ganz klein... Ich f<strong>and</strong> meine Initialen H.S.auf den Fensterscheiben des Hauses, in dem wirgewohnt hatten, in den Bäumen des Gartens und imHof, denn als Kind hatte ich die Gewohnheit, sieüberall einzuschneiden... Der gegenwärtige PastorConradi erwies mir jede Gefälligkeit und begleitetemich zur Kirche und zum Grabe meiner Mutter,dessen Gitter sehr verfallen war. Nachdem ich einpaar Stunden meine Neugier so gut wie möglichbefriedigt hatte, mietete ich vom Gastwirt einenWagen und ein paar Pferde und fuhr nach Vipperowan der Müritz, um eine <strong>and</strong>ere Schwester zu besuchen...“Seine Schwestern, größtenteils in Mecklenburggeblieben und hier verheiratet, verkörperten ihm einStück der mecklenburgischen Heimat. Sie musstenihrem Bruder, als sie in späteren Jahren immerwieder einmal in Ankershagen weilten, um das Grabder Mutter zu besuchen, genau über ihre Erlebnisseund Eindrücke berichten.Im Frühjahr 1857 besuchte <strong>Schliemann</strong>s SchwesterLouise, die jüngste der Schwestern, Ankershagen.Sie schrieb ihrem Bruder am 5. November 1857 ausRöbel: ,,...Im Frühling war ich zum ersten Mal wiederin Ankershagen, um das Grab unserer gutenMutter zu besuchen. Mit welchen Gefühlen ichmeinen Geburtsort wiedersah, kann ich Dir nichtsagen. Mit heißen Thränen suchte ich den Kirchhofauf und f<strong>and</strong> auch das Grab unserer so früh dahingeschiedenenMutter, aber es sah so wüste aus, hohesUnkraut und vertrocknetes Gras waren nur auf demGrabhügel zu sehen, und ich machte mich natürlichdabei, dies auszuwieten, und meine Arbeit solltebelohnt werden, denn tief am Grunde, ganz verdecktvon Unkraut, blüheten die schönsten Veilchen undsahen mich so freundlich an, als brächten sie mirGrüße von unserm Mutting und ein Zeichen ihrerLiebe! Einliegend sende ich Dir einige davon, sowieauch noch einige Epheublätter von dort, ich hoffe, eswird Dir lieb sein...“Die Briefe enthalten auch detaillierte Schilderungendes damaligen Zust<strong>and</strong>es des Pfarrgrundstückes.Schwester Doris berichtete <strong>Heinrich</strong> in einem Briefvom 25. August 1863: ,,...Ja, mein <strong>Heinrich</strong>, die Inschriftenan den Fensterscheiben im Pfarrhaus undan der Gartenhaus-Thür in Ankershagen interessirtenauch uns sehr, sowie überhaupt nur das, waswir noch von früher in Haus und Garten f<strong>and</strong>en,Interesse für uns hatt! So wurde auch das alteGartenhaus schon vom Klokower Wege aus mitlauter Freude begrüßt, ebenso der Eckstein amWege, worauf wir so oft unser Butterbrodverzehrten,- auch der Rosenstrauch am Kirchenbergwar noch da, die Ballsampappeln vor der Thür, diegroße Linde, ... der Graben mit den großen Blättern,der Walnußbaum im hintersten Garten...und dieLinde dort...st<strong>and</strong>en noch am alten Platz, auch dieHagebuchenlaube, die Mutter gepflanzt. Sonst aberwar auch vieles für unsere Erinnerung fast unkenntlich.Aber frisch wie gestern f<strong>and</strong> mein Mann an derGartenhaus-Thür von Deiner H<strong>and</strong> geschrieben: ,AufMatrosen usw., und darunter, <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>,Matrose‘. Auch die zehn Redetheile, die Vater unsvor gewiß einigen 30 Jahren zum Lernen dortangeschrieben, st<strong>and</strong>en noch ebenso frisch dort...Mutters Grab f<strong>and</strong>en wir ganz nett mit Blumenbesäet und zurecht gemacht, und das schöne großegußeiserne Kreuz war eine Zierde für dasselbe...“Es sollten weitere 27 Jahre vergehen, bis <strong>Heinrich</strong><strong>Schliemann</strong> ein zweites Mal nach Ankershagen kam.

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