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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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18<strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong> und AnkershagenWilfried BölkeAm 17. März 1822 starb in seinem Pfarrhaus inAnkershagen der Prediger von Rusdorf, nachdemer 22 Jahre seine seelsorgerischen Aufgaben indem kleinen Dorf im Großherzogtum Mecklenburg –Schwerin versehen hatte. Als oberster L<strong>and</strong>esherrwar der regierende Großherzog Friedrich Franz I.auch Patron der Kirche zu Ankershagen, und in dieserEigenschaft musste er alle erforderlichen Entscheidungenzur Wiederbesetzung der Pfarre veranlassen.Als Ernst <strong>Schliemann</strong>, der Vater <strong>Schliemann</strong>s, seit1814 evangelischer Pfarrer im Kleinstädtchen Neubukownahe Wismar, erfuhr, dass die gut dotierte Pfarrstellein Ankershagen bei Waren vakant war, bewarber sich um diese. Er hoffte einen Ausweg aus seinenständigen Geldverlegenheiten zu finden. Am 6. Januar1822 hatte <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong> im Pfarrhausvon Neubukow als fünftes Kind das Licht der Welterblickt. Seine Mutter, Louise <strong>Schliemann</strong>, geboreneBürger, war die Tochter des Rektors und späterenBürgermeisters von Sternberg.Der Superintendent Francke bat den Großherzogin einem Brief vom 3.4.1823 ,,submissest“ um diebaldige Wiederbesetzung der Pfarrstelle in Ankershagen,einer Kirchgemeinde mit 1017 Seelen, einschließlichder eingepfarrten kleinen Nachbargemeinden.Der Großherzog benannte drei K<strong>and</strong>idaten, denHilfsprediger Rönck zu Lübz, den Prediger Wittebr<strong>and</strong>zu Parchim und den Prediger <strong>Schliemann</strong> zuNeubukow.Am 11. Mai mussten sich die drei K<strong>and</strong>idaten inder Kirche in Ankershagen den versammelten Kirchgemeindegliedernaus Ankershagen, Wendorf, Pieversdorf,Bocksee, Möllenhagen und Rethwisch nachihrer gehaltenen Wahlpredigt zur freien Wahl stellen.Ernst <strong>Schliemann</strong>, 42 Jahre alt, wurde einmütig zumneuen Pastor gewählt. Von 153 abgegebenen, im Wahlprotokollnamentlich aufgeführten Stimmen, entschiedensich 150 für den Vater <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>s. EinWahlvorgang, der mit dieser überwältigendenMehrheit selten war, den aber Francke zurückführteauf die rhetorisch und pädagogisch überaus überzeugendvorgetragene Predigt <strong>Schliemann</strong>s. In den Pfarraktenwird später allerdings vermerkt, dass derVater <strong>Schliemann</strong>s die Gemeindemitglieder vor derWahl aktiv beeinflusst hat. Am 2. Sonntage nachTrinitatis (8.6.1823) hielt <strong>Schliemann</strong> seine Antrittspredigtvor einer erwartungsvollen Kirchgemeinde inder gefüllten doppelschiffigen Dorfkirche in Ankershagen.,,...Mit einem Leiter- und einem Planwagen zogdie Familie im Sommer 1823 um, <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>eineinhalb Jahre alt, einer trüben Jugend entgegen“,formulierte später ein Familienmitglied ineiner mecklenburgischen Tageszeitung. Das kleineDorf Ankershagen bei Penzlin wurde <strong>Heinrich</strong><strong>Schliemann</strong>s erste bewusst erlebte Heimat. An seinenGeburtsort Neubukow hatte er später keine Erinnerung.In Ankershagen verlebte er die acht folgendenJahre seines Lebens und somit die am stärkstenprägenden Kinderjahre.Ankershagen, mit einer damals 600-jährigenwechselvollen Geschichte, war ein armes Tagelöhnerdorfund lag in einem der rückständigsten GebieteDeutschl<strong>and</strong>s. Erst 1820 war hier offiziell die Leibeigenschaftaufgehoben worden, durch die Macht derGutsherren wurde sie aber in den folgenden Jahrenfaktisch fortgesetzt. Die Auswirkungen dieser Leibeigenschaft,deren bedrückende Atmosphäre derDichter und Homerübersetzer Johann <strong>Heinrich</strong> Voßwährend der Jahre 1769 bis 1772 als junger Hauslehrerauf dem Gutsschloss in Ankershagen, der ,,Raubburg“des Klosterhauptmanns von Oertzen, selbsterlebte, und die er dann in seinen ,,Idyllen“ anprangerte,spürten die Bewohner Ankershagens und derbenachbarten Gutsdörfer noch deutlich.Ein in die Sagenwelt Mecklenburgs wegen seinergrausamen Geschehnisse im Mittelalter Einganggefundenes Raubritterschloss am Ende des Dorfes,mit dicken Mauern, unterirdischen Gängen undResten einer alten Wehranlage, offenbarte den Charaktereiner Festung zu <strong>Heinrich</strong>s Kindheit noch viel

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