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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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90 Alex<strong>and</strong>er Häuslerden neuentdeckten Gräberkreis B glaubhaft gemachtwerden. In letzterem, der sich nach I. Kilian-Dirlmeier(1986) im Gegensatz zu älteren Auffassungen(Dickinson 1977) als gleichzeitig mit dem GräberkreisA erweist, liegen die Toten demgegenüber in derLängsrichtung der Gräber (AÆkerström 1978, Fig. 6).Hier treten keine so gewaltig dimensionierten Schachtgräberauf. Der Reichtum der Ausstattung erreichtauch nicht die extremen Dimensionen wie im GräberkreisA und auch der minoische Einfluß ist schwächer(AÆkerström 1978, 60 ff.). Darüber hinaus ist eine Bestattungaus dem Schachtgrab III des GräberrundesA zu nennen, für die eine Aufbahrung nach einemkretischen Vorbild, in einem großen Sarg oder Sarkophag,anzunehmen ist (AÆkerström 1978). DiesesSchachtgrab enthält nur ganz außerordentlich reichausgestattete Gräber der mykenischen Oberschicht.Obwohl es sich bei diesen Gräbern nicht um dieältesten Gräberschichten der beiden Grabkreise h<strong>and</strong>elt(Kilian-Dirlmeier 1986), wird doch die Richtungdeutlich, aus der damals zahlreiche kulturelle Einflüsseausgingen. Das war aber der Süden und nichtder Norden oder Osten, von wo gemäß einigen weitverbreiteten Hypothesen die verschiedensten W<strong>and</strong>erungenund Eroberungszüge ihren Ausgangspunktgenommen haben sollen.Nur ganz kurz soll auf ein Phänomen hingewiesenwerden, welches man bisher anscheinend noch nichtin einem größeren Rahmen betrachtet hat. Bei derAufgliederung der Schachgräber in vier Zeitschichten(Kilian-Dirlmeier 1986, 176 f., Tab. 1) hat sich herausgestellt,daß in fast jeder der vier Phasen jeweilsmehr erwachsene Männer als Frauen und Kinder indiesen Gräbern bestattet wurden. Dabei ist das jeweiligeZahlenverhältnis zwischen den Gräberkreisen Aund B unterschiedlich. Das zahlenmäßige Mißverhältniszwischen Männern, Frauen und Kindernwird besonders beim Gräberkreis B deutlich. Hierwaren die Bedingungen für die Bergung des Skelettmaterialswesentlich besser als es beim Gräberkreis Ader Fall gewesen ist (vgl. Alden 1981). I Kilian-Dirlmeierspricht von einer bestimmten Auswahl ausdem Gesamtbest<strong>and</strong> der Population.Bei einer vergleichenden Analyse der Gräber desLH II-III B ist bereits aufgefallen, daß in den Kammergräberndas Zahlenverhältnis der angetroffenenMänner, Frauen und Kinder nicht der ursprünglichenZusammensetzung der Bevölkerung entsprechenkann. Skelette von Männern sind hier weitzahlreicher als solche von Frauen (Mee und Cavanagh1984, 55).Hier sei nur festgestellt, daß eine ähnliche Dominanzder Männerbestattungen in ur- und frühgeschichtlichenGräberfeldern häufig zu beobachten ist.Diese Dominanz der Männergräber tritt schon imNeolithikum ziemlich oft auf (vgl. Häusler 1966b mitDiskussion der Ursachen). In dieser Beziehung stehendie Schachtgräber von Mykene im europaischenRahmen also durchaus nicht isoliert da.Fassen wir das Ergebnis unseres Vergleichs derSchachtgräber von Mykene mit den Tumulibestattungender Ockergrabkultur des nordpontischen Gebietesund des Balkans zusammen. Es ließen sichkeine engeren Zusammenhänge nachweisen, die fürInvasionen oder das Eindringen fremder Bevölkerungsgruppenaus dem Osten oder Norden sprechenkönnten. Eine nähere Analyse einiger Gräber desSpätneolithikums, wie derjenigen von Servia in Westmazedonien(Hammond 1976, 106 ff.; Holmberg 1978,5), ferner der in Griechenl<strong>and</strong> sporadisch auftretendensteinernen Äxte, der ankerförmigen Tonamulettesowie einiger mit Schnurabdrücken verzierter Scherbenkann ebenfalls nur zur Ablehnug des Migrationskonzeptsführen.Wir kommen somit zu dem gleichen Ergebnis wiezahlreiche <strong>and</strong>ere Autoren (Korres 1984, 152; Meeund Cavanagh 1983; Dickinson 1977; Schachermeyr1976), die eine ungebrochene Kontinuität zwischender Kultur des Mittelhelladikums und der mykenischenKultur vertreten. Aber auch bei den älteren TumuliGriechenl<strong>and</strong>s, die zahlreiche eigenständigeMerkmale aufweisen (Häusler 1981c), sind keineAbleitungen aus <strong>and</strong>eren Regionen zu begründen.Diese Ergebnisse fügen sich sehr gut in das Bild einerkontinuierlichen, autochthonen Entwicklung derKultur und Bevölkerung Griechenl<strong>and</strong>s seit demSpätneolithikum ein. Dieses Bild kommt auch ohnedas weit verbreitete Konzept des “coming of theGreeks” aus. Seitens der Anthropologie liegen gleichfallskeine Anhaltspunkte für Einw<strong>and</strong>erungen vor,die im fraglichen Zeitraum nach Griechenl<strong>and</strong> gelangtsein sollen (Xirotiris 1981). Das gleiche gilt fürdie vergleichende Sprachwissenschaft, die eine Einbeziehungdes Territoriums von Griechenl<strong>and</strong> in einausgedehntes Kontinuum des ursprünglichen indogermanischenSprachraums auch ohne Annahme vonEinw<strong>and</strong>erungen durchaus plausibel zu erklärenvermag (vgl. Schmid 1983). Wie ich zu zeigen ver-

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