Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

59Geheimrat Professor Hermann Schwartze (1837-1910) als Ohrenarztund Operateur von Heinrich Schliemann (1822-1890) 1Wolfgang KoallZusammenfassungDie Freundschaft zwischen Heinrich Schliemannund Rudolf Virchow war der Ausgangspunktfür die enge Verbindung zu Hermann Schwartze.Seine Aktivitäten ließen ihm zum Schöpfer der modernenOhrenheilkunde und zum Begründer des erstenLehrstuhls Deutschlands in Halle/S. werden. HermannSchwartze hatte durch neuartige Operationsmethodendie Antrotomie zu einem relativ gefahrlosenund erfolgreichen Eingriff gemacht, der jedoch eineNachbehandlung von mehreren Monaten erforderte.Heinrich Schliemann war sich dieser Tatsachen bewußt,als er sich am 13.11.1890 in Halle von Schwartzeoperieren ließ. Chronische Entzündungen und Exostosenin bei- den Gehörgängen, begünstigt durch täglichesBaden in kalten Gewässern, waren erfolgreichsaniert worden. Entgegen ärztlichen Warnungenund Empfehlungen von Schwartze und Virchow verließer am 10.12.1890 vorzeitig Halle. Dadurch wurdenSekundärinfektionen verstärkt. Er verstarb am26.12.1890 in Neapel an einem Hirnabszeß mit Hirnhautentzündungund Lungenentzündungen, an Komplikationen,die bei Beachtung der ärztlichen Ratschlägemöglicherweise zu verhindern gewesen wären.Die Freundschaft zwischen Heinrich Schliemannund Rudolf Virchow ist als Ausgangspunkt für dieengen Verbindungen zu Hermann Schwartze anzusehen.2 – Durch das ,,tiefe und feste Vertrauen in diehöchste Autorität Virchows“ begründet sich auchSchliemanns Hoffen auf Heilung durch den ,,unübertrefflichenGeheimrat Schwartze“ (Meyer 1936, BriefeNr. 220, 229, 231; Richter 1987). Diese Umstände berechtigenuns, auf die Persönlichkeit Hermann Schwartzesnäher einzugehen. – Hermann Schwartze wird alsSchöpfer der modernen Ohrenheilkunde angesehen.Er ist zugleich der Begründer des ersten Lehrstuhlsfür Ohrenheilkunde in Deutschland an der Universitätin Halle/S. (Eckert-Möbius 1938; 1944; 1959).Abb. 1. Hermann Schwartze.Hermann Schwartze (Abb. 1) entstammt eineralten Pastorenfamilie und wurde 1837 auf dem Gut1. Durch langjährige persönliche Kontakte und zahlreicheGespräche mit Prof. Dr. A. Eckert-Möbius und seinemNachfolger, Prof. Dr. Jakobi, fühlt sich der Verfasserberechtigt, über die oben genannte Thematik zu berichten.2. Die Krankenakte Heinrich Schliemanns wurde von Eckert-Möbiusin der Nachkriegszeit für mehrere medizinischeDissertationen verliehen und ist seitdem verschollen,so daß auf die Briefe zurückgegriffen werden muß.