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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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406 Stefan Hillerwirkenden zyklopischen Festungsmauern auch dieälteste Keramikstufe zuzuordnen sei, findet sichwenige Jahre später. Im dritten Kapitel seines Tirynsbuchesbeschreibt H. <strong>Schliemann</strong>, die Gegenständeder ältesten Ansiedlung in Tiryns, welche, wie erannimmt, ,,dem Bau der großen kyklopischen Mauernund des Königlichen Palastes lange vorhergegangensein muß“. 9 Wie die Abbildungen zeigen, h<strong>and</strong>elt essich bei den entsprechenden Gefäßen um frühbronzezeitlicheKeramik, die ,,in Form, Technik und Dekorationdurchaus verschieden von den bei den Bewohnerndes Palastes gebräuchlichen Terrakotten“ ist. 10Die Unterschiede zwischen dieser ältesten und derzur mykenischen Burg samt kyklopischen Mauerringgehörenden Keramik erscheinen ihm so ausgeprägt,daß er ,,solche Abweichungen nicht auf eine Verschiedenheitder Zeit oder Kulturen zurückführen“, 11sondern sie ,,nur verschiedenen Völkern zuschreiben“zu können glaubt. - Die jüngere Keramikstufe -er verbindet sie, darin ein Kind seiner Zeit, mit denPhönikern - datiert er ,,etwa um die Mitte des zweitenMillenniums vor Christus“. 12Ehe wir auf die Frage nach <strong>Schliemann</strong>s Einschätzungder absoluten Chronologie eingehen - wirwerden dabei auf den eben zitierten Passus nochmalszurückkommen - sei zunächst festgehalten, daß<strong>Schliemann</strong> zwischen zwei keramischen Gruppen,die zugleich auch ein relativ-chronologisches Indizbeinhalten, nämlich einer älteren h<strong>and</strong>gemachtenund einer jüngeren scheibengedrehten Ware, diebeide vorgeschichtlich sind, unterscheidet. Es h<strong>and</strong>eltsich dabei, wie wir aus heutiger Sicht sagen können,um die ältere mittelhelladische und die jüngerespäthelladische Gattung. Doch endet <strong>Schliemann</strong>sInteresse nicht mit der prähistorischen Periode.Zumindest zwei weitere chronologische Horizonte,der geometrische und der hellenistische, spielen inseinen Überlegungen eine Rolle.Zur geometrischen Keramik ist zunächst festzuhalten,daß er hinsichtlich der Verschüttung desDromos des Atreusgrabes wie folgt argumentiert:,,...was die Chronologie dieses Ereignisses betrifft, sogeben uns die in der Schuttmasse, die den ,dromos‘bedeckt, enthaltenen Terrakotten glücklicherweiseeinen Leitfaden, denn ich finde dort fortwährend, jafast ausschließlich sehr alte bemalte Töpferware mitgeometrischen Zeichnungen, vollkommen wie diebisher für uralt angesehenen attischen Vasen undsehr rohe und primitive Idole der Hera in FrauenoderKuhgestalt“. 13 - Obschon deutlich ist, daß <strong>Schliemann</strong>in dieser Phase seiner Forschungstätigkeitmykenische und geometrische Keramik noch nichteindeutig zu scheiden in der Lage ist, bleibt dochbemerkenswert, daß er zum einen die Verschüttungdes Atreusdromos mit Hilfe des keramischen Befundeszu datieren versucht und daß er dem erstwenige Jahre vorher geprägten Begriff der geometrischenVasengattung 14 bereits rezipiert hat. Eine konsequenteScheidung mykenischer und geometrischerVasen führt <strong>Schliemann</strong> dann in seinem Tirynsbuchdurch, wo er diese jeweils als in sich geschlosseneGattungen beh<strong>and</strong>elt. Hier konnte er sich den mittlerweilefortgeschrittenen Forschungsst<strong>and</strong> aufdiesem Gebiet zunutze machen: ,,Es kommen jedochsowohl in Tiryns als in Mykene auch sehr zahlreicheBruchstücke von Thongefäßen mit geometrischenMustern vor, welche den zu Athen in den Gräbernbei dem Dipylon entdeckten hinsichtlich der Fabrikation,Form und Dekoration sehr nahe verw<strong>and</strong>t sind.- Diese Vasen mit geometrischen Mustern, welche inBruchstücken auch vielfach in den untersten Schichtender Akropolis von Athen vorkommen, wurden bis9. <strong>Schliemann</strong> 1886, 63ff.10. <strong>Schliemann</strong> 1886, 63.11. <strong>Schliemann</strong> 1886, 65.12. <strong>Schliemann</strong> 1886, 65.13. <strong>Schliemann</strong> 1878, 116; obschon <strong>Schliemann</strong> in gewisserWeise den Unterschied zwischen geometrischer undmykenischer Keramik erfaßt, hält er doch beide Gattungenfür zusammenhängend. Mit ausschlaggebend fürseine Fehleinschätzung mag zum einen die stratigraphischeVermengung mykenischer und geometrischerScherben gewesen sein, zum <strong>and</strong>eren seine Meinung, daßder typische Kopf mykenischer Frauenidole ,,einemVogelkopf sehr ähnlich (ist), und beim ersten Anblickglaubt man unwillkürlich, daß dies Idol nach einer dergemalten Figuren gemalt ist, welche man auf ... in Athenbefindlichen attischen Vasen mit geometrischen Musternsieht“ (<strong>Schliemann</strong> 1878, 15). Anlaß dafür mag das schwarzumr<strong>and</strong>ete, tongrundig ausgesparte Auge des von ihmverglichenen mykenischen Idols gewesen sein. In diesemZusammenhang darf zur Entlastung <strong>Schliemann</strong>s daranerinnert werden, daß noch viele Jahre später W. Dörpfeldfür eine Entstehung der geometrischen Vasen vor denmykenischen eintrat, - cf. dazu Furtwängler 1912, 455f.14. Der Ausdruck findet sich um ersten Mal bei Conze 1877,385 Anm. 3; den Ausdruck ,,decorazione geometrica“ hatHelbig 1875, 221ff. in die Diskussion eingebracht. - Daß<strong>Schliemann</strong> die Forschungen A. Conze’s genau verfolgthat, läßt sich aus seinen Briefen ersehen, cf. bei Meyer1958, 251, Nr. 231 und 354f., Anm. 354; zu Verbindungenmit Helbig cf. Meyer 1958, 159, Nr. 132.

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