11.07.2015 Aufrufe

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Schliemann</strong>s archäologische Lebensleistung in der Reflexion seiner mecklenburgischen L<strong>and</strong>sleute 241eine der ersten - wenn nicht die erste Lanze - für<strong>Schliemann</strong> im Neuen Reich. Ich schrieb einenAufsatz über seine Funde, die ich als unschätzbaresMaterial für die Wissenschaft zu würdigensuchte, und gab eine Biographie dazu nach dem,was er mir in seinen Briefen mitgetheilt hatte.Gewisse Vernachlässigungen, die ihm hier, ohnemein Verschulden, von <strong>and</strong>erer Seite zu Theilwurden, verstimmten ihn und erleichterten ihmden Entschluß, seine Sammlungen nicht seinemVaterl<strong>and</strong>e zu vermachen, sondern dieselbennach Berlin zu geben - wo sie im Übrigen besserzu seinem Ruhme dienen als hier, wenngleich esin Schwerin eine der ersten und besten prähistorischenSammlungen gibt. Indessen änderte dasan unserer Freundschaft nicht das Geringste. DieCorrespondenz dauerte fort, und wurde in denletzten Jahren in altgriechischer Sprache geführt,in der er sich gerne übte. Ich habe gegen fünfziggriechische Briefe von ihm, den letzten einen Tagvor seiner Abreise von Athen, das er nicht wiedersehensollte“.Noch ein weiteres Mal drängt es ihn, die Diskrepanzzwischen dem Einsatz geistiger und finanziellerPotenzen herauszukehren:”Was mir immer am meisten in den Sinn kam,wenn ich an <strong>Schliemann</strong>, seine Verhältnisse zurWissenschaft, seine Leistungen, seine Arbeiten,Anschauungen dachte, das war, wenn ich zugleichauf die vielen Gelehrten in Deutschl<strong>and</strong>sah, das Mißverhältnis zwischen dem geistigenVermögen, das in Deutschl<strong>and</strong> aufgespeichert ist,und dem pecuniären Vermögen ebendaselbst,welches ersteres unentwegt im Stich läßt. Wirkönnen und verstehen hier sehr viel, aber wirhaben nichts, um mit dem, was wir verstehen,richtig zu wuchern und zu schaffen. Und so ist esjetzt wieder, wir sorgen um eine Büste, wir sorgenum Kreta, und uns ist es zweifelhaft, ob wirdiese winzigen Kleinigkeiten fertig bringen“.Ich möchte aus dem Text herausgreifen die ,,gewissenVernachlässigungen“, die <strong>Schliemann</strong> in Schwerin,,zu Theil“ geworden seien und die ihn verstimmthätten. Letzteres erscheint noch euphemistischformuliert, wenn man an einige Zornausbrüche dessich von seinem Vaterl<strong>and</strong>e gröblich vernachlässigtfühlenden <strong>Schliemann</strong> denkt, etwa aus dem Jahre1875, als er sich bitter beklagt, daß sein Angebot, demGroßherzog, Friedrich Franz II., einen Abguß derHeliosmetope zu dedizieren, völlig unbeantwortetgeblieben sei, ,,infolgedessen ich schon damals dieIdee aufgab, ein Museum in Mecklenburg zu bauenund die trojanische Sammlung darin aufzustellen“. 14Und einige Wochen später heißt es:,,Da der Großherzog von Schwerin mich keinerAntwort gewürdigt hat, so ist’s zwischen ihm undmir auf immer aus und lieber würde ich den kostbarenBlock zertrümmern als ihm jetzt einenAbguß davon zu schicken“. 15Und dann ein <strong>and</strong>eres Mal:,,Finde ich noch tausend Schätze, Mecklenburgsoll kein Goldkörnchen davon erhalten, denn stetswerde ich dort auf die erbärmlichste Weisebeschimpft“. 16,,Beschimpft“ wurde <strong>Schliemann</strong> nun freilich nicht,doch ließ man es ihn gelegentlich wohl ein bißchenspüren, daß er sich in seinen Briefen etwas mehrherausnahm, als dies einem ehemaligen mecklenburgischenUntertan in Rücksicht auf geltendeGepflogenheiten zust<strong>and</strong>. <strong>Schliemann</strong>s Weltläufigkeithingegen war es zuwider, sich nach der für denSchweriner Verkehrston noch immer maßgeblichenHofrangordnung aus dem Jahre 1704 beh<strong>and</strong>elt zusehen, nach der beispielsweise die Professoren derL<strong>and</strong>esuniversität zusammen mit den Leutnants undKammerdienern in die XIII. Klasse eingestuft wurden.17Vor allem der für die Großherzogliche Korrespondenzzuständige Geheime Kabinettsrat LudwigFlügge, an <strong>Schliemann</strong>s trojanischen Unternehmungenganz und gar uninteressiert, dafür jedoch miteinem ausgeprägten Sinn für jene ,,Stufungen“ ausgestattet,den ein solches Amt voraussetzt, ließ bei<strong>Schliemann</strong> keinen Zweifel darüber aufkommen, wieentbehrlich er dessen Annäherungen letztlich empf<strong>and</strong>.Und so verging eine lange Zeit, bevor er sichüberw<strong>and</strong>, in der Adresse den ,,Herrn“ und in derAnrede das ,,Sie“ zu gebrauchen, statt der höfischherabsetzendenunpersönlichen Benennung ,,der Dr.<strong>Schliemann</strong>“.Es ist auch hier das große Verdienst FriedrichSchlies zu betonen, eine allmähliche Aussöhnung14. An Wilhelm Rust vom 13.3.1875, in Stoll 1987, 204.15. An Wilhelm Rust vom 24.4.1875; ebenda. S. 207.16. Nach Ludwig 1932 zitiert bei Stoll 1959, 279.17. Hierzu und zum folgenden ebenda. S. 282.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!