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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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100 Jahre Ausgrabungen in Tiryns: Antworten und Fragen 127Aspekt zu den Jn-Tafeln von Pylos, 47 zum <strong>and</strong>erenergänzt die Streuung der Werkstätten im Burgarealdas Verteilungsbild der Bronzeschmiede imHerrschaftsgebiet von Pylos. 48III. Verbreitung von QualitätskeramikFigürlich bemalte Kratere, Kannen etc. (pictorialstyle) 49 sind in palastzeitlichen Gräbern kaumvertreten. Bei ihrer Verteilung in Mykene betonte J.Crouwel 50 ihre Seltenheit im Keramikspektrum,zugleich sprach er das Vorkommen in hervorgehobenenBaukomplexen wie ihren möglichen Kultzusammenhangan. In der Unterburg erweist sich die Keramikdes pictorial style in Bau I, Bau VI und im Zwingervor dem Kultraum als Teil der Qualitätsausstattung,die zu gehobeneren Lebensbereichen wie zumoffiziellen Kult gehört. Ihr Vorkommen im MagazinbauR 223 (LXII 35) ist innerhalb das genanntenKeramikaspektes wohl mit einem bedeutenderen Bauim Osten, von der Grabung nicht erreicht, zu eklären;in der Außenfläche LXII 43 ist die Häufung derQualitätskeramik zusammen mit der Konzentrationvon Idolen zu sehen; eine Station der offiziellen Kultprozession?IV. Über die obigen Aspekte sozialer wie wirschaftlicherStrukturen hinaus sind über eine Kartierungder Idole, Miniaturgefäße etc. 51 auch geistigeVerhaltensweisen zu verdeutlichen. Derartige Objektekommen vor: a) bei Werkstatteinheiten, b) imWohnbereich (in Korridoren, bei Türeingängen, entlangder Wände, an Herdstellen); c) im Kultraum derWestkurtine (Kw 7), bzw. davor, dort als Schutt periodischerReinigungen. Dieser Kultraum wird vonoffizieller Religionsausübung erfaßt, deren Kennzeichengroßformatige Idole, große Tierfiguren 52 (auchRhyta), Qualitätskeramik (figürlich bemalte Kratere)und Tieropfer (darunter zahlreiche Rinder) sind. Hierbeitreten auch normalformatige Idole, wenige Tierfigurinen,dann Miniaturmöbel, Streitwagenmodelleund Miniaturgefäße auf. Aus der Kartierung wirdder Anteil der Volksreligion 53 im Siedlungsbereich(Ausfall der Magazine in der Burgmauer selbst) ablesbar:weiblichen Figurinen, Tierfigurinen, Miniaturmöbeln,Miniaturgefäßen ist hier wie entsprechend inden Gräbern eine apotropäische Funktion beigemessen.Im offiziellen Kult werden in Tiryns wie im Heiligtumvon Phylakopi 54 Großidole und kleine ,,Normalidole“gleicherweise verwendet, worin sich eineTransposition der Wirkung (nicht nur Funktion) fürihre Ebenbilder in der Volksreligion spiegeln mag.Die Heiligtümer der Befestigung in Tiryns bzw. Phylakopiverbinden mit der Ausübung offizieller Religionder Palastzeit ebenso ein räumlich begrenztesVersammlungsareal. 55Diese hier an archäologischen Gegebenheitenaufgezeigte Interpretation hat Konsequenzen für dieKulträume der nachfolgenden Phasen SH IIIC-Früh -Entwickelt: Offensischtlich ist die topographischeBindung 56 ebenso wie die Tradition in der Zusammensetzungdes Kultzubehörs. Im Unterschied zuder lokalen Regression im Heiligtum von Phylakopi 57ergäbe sich in Tiryns: In den Kulträumen der SH IIIC-Zeit fassen wir eine offizielle Kultform der mykenischenSpätzeit, in die noch immer ein durch Bauteneingefaßter Versammlungsplatz 58 miteinbezogen ist.Bilden sich auf den Ruinen der Paläste und nach demEnde ihrer Organisation ein organisierter Synoikismos,neue soziale wie wirtschaftliche Strukturenheraus, 59 so scheinen, wie zu erwarten, die Volksreligion,doch auch Teile der offiziellen Religion ebensowie die Verhaltensweisen gegenüber den Toten 60 vonden tiefgreifenden Veränderungen nicht betroffen.Aus den hier skizzierten Antworten und nochoffenen Fragen wird deutlich, wie sehr auch die jüngstenGrabungen in die Forschungen der Vorgänger,nicht zuletzt von H. <strong>Schliemann</strong>, eingebunden sind.47. Kilian 1985, 80 mit Anm. 103.48. Stavrianopoulou 1989, 95ff.49. Güntner 2000; Fundlokalisierung der Bügelkannen mitOktopodendekor, ebenso der Larnakes weist auf einfachereFunktionsbereiche (Vorratssektor).50. Crouwel 1988, 34 mit Abb. 2.51. Hierzu schon Kilian 1985, 148 Abb. 16.52. Kilian 1990c, 91.53. Hägg 1981, 36, 38f.54. French 1985, 290ff.; Renfrew 1985, 384.55. Tiryns, Zwinger: Kilian 1981b, Abb. 2.56. Kilian 1981b, Abb. 4, 5, 8, 9.57. Renfrew 1985, 381.58. Kilian 1981b, Abb. 8.59. Ausfrührlich Kilian 1985, 79-81, Abb. 9, 6.60. Mee und Canavagh 1984, 57ff. Abb. 11-12; ebd. 62: ,,changedconditions account for gradual transformation of tombtypes“doch noch immer Aegean koine in Glaubensvorstellungenund Mehrfachbestattung (ebd. 60).

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