11.07.2015 Aufrufe

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

46<strong>Schliemann</strong> und die Schriftlichkeit in Troja und Mykene 1Imre TegyeyDas wichtigste Buch über die mykenische Schrift,das von den beiden Entzifferern, Michael Ventrisund vom Cambridger John Chadwick verfassteDocuments in Mycenaean Greek ist dem Andenkenvon <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>, ,,father of Mycenaeanarchaeology“ gewidmet, 2 dagegen ist das neuesteStreitbuch über <strong>Schliemann</strong>, 3 DIS MANIBUS desOxforder Indogermanisten, L.R. Palmer, des heftigenKritikers von Sir Arthur Evans zugeeignet. Schondieser Sachverhalt zeigt, dass es noch immer polemischzugeht, wenn das Problem der Schrift bei <strong>Heinrich</strong><strong>Schliemann</strong> angesprochen wird.<strong>Schliemann</strong> hat nämlich zwei große Fehler hinsichtlichder ,,Schrift“ begangen: erstens: er meinteSchrift dort zu finden, wo bis zum, heutigen Tag keineinziges Schriftzeichen ans Licht gekommen ist; 4zweitens: er erklärte eine Kultur schriftlos, die nacheiner langen Entwicklung drei Phasen der Schriftentwickelte und deren Staatsorganisation, Palastverwaltungund Ökonomie die Schrift nicht entbehrenkonnte, wo Dutzende von Schreibern fleißig Jahr fürJahr hunderte von Tontafeln produzierten.Und dabei war der Mecklenburger ein Mann, dergroßes Interesse für Sprachen, Schriften, Namen,Etymologien hatte. Er beherrschte viele Sprachen:außer den klassischen Sprachen konnte er Englisch,Franzözisch, Neugriechisch, Russisch, und beschäftigtesich während seines Lebens mit einem Dutzend<strong>and</strong>erer Sprachen (er lernte Hindustanisch, Persisch,Schwedisch, Polnisch, Dänisch, Slowenisch, Türkisch,Holländisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch,sowie Hebräisch und Sanskrit). Er versuchte - umnur ein Beispiel seines Etymologisierns zu erwähnen- den Namen,,Charvati“ aus dem Arabischen zu erklären,wie es aus seinem ,,Mykenischen Tagebuch“hervorgeht; 5 er wusste von der damals modischenAbleitung des Wortes ≥λιος von (σελήνη), vomZusammenhang des Stadtnamens ‰Iλιος oder ‰Iλιονmit dem Sanskritworte wilu, 6 spekulierte lang über<strong>and</strong>ere Möglichkeiten; so verweist er auf das Zeitwortαîρέω, εxλον, er nimmt in Betracht, wie diegriechischen Namen ,,durch die Cuneiformschrift“wiedergegeben sind. 7 Er sammelte, kaufte undverkaufte griechische Inschriften, manchmal versuchteer sie zu deuten. Bei der Ausgrabung an derSüdostecke der Akropolis von Troja f<strong>and</strong> er eine Marmorplatte:er schrieb (fehlerlos) den Text ab, interpretiertdie geschichtlichen Zusammenhänge. 8 dasselbemachte er mit einer langen Inschrift aus demMinervatempel, 9 in Mykene löste er eine schwierigereAufgabe, als er eine Vaseninschrift ergänzte (τοÜρωeς âµί). 10 Er hat lange nachgedacht, wie die homerischenσήµατα λυγρά und θυµοφθόρα in ein Glückszeichenverändert werden könnten, um Bellerophondie beste Aufnahme und Schutz zu sichern. 11Trotz dieser Eigenschaften gehört das Problemder Schriftlichkeit in Troja zu den weniger ruhmreichenSeiten der Leistung von <strong>Schliemann</strong>. DieSchuld daran trägt aber nicht er: der Archäologehörte auf den Rat von Sprachwissenschaftlern, diesich jedoch als schlechte Ratgeber erwiesen.<strong>Schliemann</strong>s Grundhaltung zu diesen Fragensieht man am klarsten, wenn man seinen Bericht übereine der beiden ,,Inschriften“ liest die er auf einemkleinen runden Stücke von Terracotta (mit einemLoch in der Mitte) findet. Die Inschrift ist herrlichgraviert: ,,Da die Schrift ganz um das kleine Carousselherumgeht und dieses auf der einen Seite so1. Neu gedruckt von: Acta Classica Universitatis ScientiarumDebreceniensis 27 (1991), 159-164.2. Ventris und Chadwick 1973, 2.3. Calder III und Traill 1986.4. Blegen, 1963, 36.5. Vgl. Calder III und Traill 1986, 156.6. <strong>Schliemann</strong> 1874, 79 f.7. <strong>Schliemann</strong> 1874, 99.8. <strong>Schliemann</strong> 1874, 192 f.; vgl. noch: <strong>Schliemann</strong> 1891, 26 ff.9. <strong>Schliemann</strong> 1874, 101; vgl. Calder III und Traill 1986, 162.10. <strong>Schliemann</strong> 1878, 129.11. <strong>Schliemann</strong> 1874, 80.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!