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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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Arthur Milchhöfer, ein Verehrer und Fürsprecher <strong>Schliemann</strong>s und Die Anfänge der Kunst in Griechenl<strong>and</strong> 301dazu ausgeworfen. Es steht schlimm mit uns Archäologen;der materielle Erfolg hängt ganz äußeren Verhältnißenab und nicht von den Leistungen.So durfte ich neuerdings stolz sein auf eine Entdeckung,durch welche ich eine Reihe pergamenischerStatuen (die hervorragendsten Ergebniße derzweiten Ausgrabung) vereinigt und aus dem Prometheusmythosgedeutet habe. Anerkennung undBeglückwünschung erfuhr ich von allen Seiten, aufVerlangen von Curtius und Conze mußte ich den Stoffnebst den Publikationen als Festschrift der ArchäologischenGesellschaft zum nächsten Winckelmannstageübernehmen, ein höchst ehrenvoller Auftrag.Für Rodenberg (,,Deutsche Rundschau“) arbeiteteich an einem großen Pergamonaufsatz.Die Schrift, auf welche ich anspielte, wird hoffentlichvon einschneidender Bedeutung. Das Manuskriptist fertig; nächste Woche lege ich die letzteH<strong>and</strong> daran. Den Verlag hat kein geringerer alsBrockhaus übernommen, der mir sogar Honorarzahlt. Er hatte es bereits in Händen. Es wird in,,Mykene-Format“ gedruckt. Ihre Entdeckungenbilden wieder Mittel- und Ausgangspunkt für dasGanze; ein <strong>and</strong>eres, hochwichtiges Material bildendie ältesten Gemmen, deren auch Sie eine Reihegefunden haben; identisch nach Inhalt und Stil mitden Goldintaglios. Sie geben die Lösung vieler Räthselund ich kann nur den dringenden Wunschaussprechen, in Athen alles aufzukaufen, was davonvorkommt, solange die Dinge noch billig sind. DerTitel lautet bescheiden ,,Studien über die Anfängeder Kunst in Griechenl<strong>and</strong>“. Das erste fertige Exemplarsoll Ihnen zugehen, versehen Sie mich nur fortlaufendmit ihrer Adresse. Auf Kreta haben sichzuerst alle die Elemente vereinigt (nach Stil, Darstellungsstoffen,Technik) welche in Ihren Gräbern vorkommen:Orientalisches, Ägyptisches, Klein-Asiatisches,das sich namentlich im goldreichen Phrygienentwickelt hat. Dort auf Kreta muß sich vollkommenidentisches mit Mykene finden. Sie würden mitIhrem seltenen Blick schon an der rechten Stelleeinzusetzen wissen, es käme nur auf eine vorläufigeRecogniscierung an.Ich habe mich mit Kreta auf das eingehendstebeschäftigt und wünschte Sie oder mich dort, oderuns beide. Was bis jetzt vor aller Augen steht, ist einewahre Mustersammlung ,,cyclopischer“ oder ,,pelasgischer“Mauern, von den ungefügsten Anfängendurch alle Entwicklungsstadien über die ganze Inselverstreut. Knossos und Gortys bieten am meistenAussicht. An Thongefäßen ist wiederholt mit Mykeneidentisches gefunden; die erwähnten Gemmen sindin Kreta zu Hause, ja, wohl die Hälfte alles bisherbekannten stammt daher.Spratt u.a. Reisende berichten auch von gelegentlichenGoldfunden. Ihr ungünstiger Gesundheitszust<strong>and</strong>,den ich schon mit Allen, die in Frankfurtwaren, mit aufrichtigster Theilnahme besprochenhabe, wird bei Ihrer Natur hoffentlich bald weichen,ich möchte sagen, Sie müssen sich der Wissenschafterhalten, denn Ihre bahnbrechende Mission ist nochnicht beendet. Was die Malaria gesündigt hat, würdeKreta für immer entfernen. Es giebt keine Stätte imSüden, die Alpenklima, und südliche Vegetation undSeeluft in gleicher erquickender Weise vereinigt.Sehen Sie z.B. Fr. v. Löher, ,,Kretische Gestade“, derfreilich an archäologischen Beobachtungen wenigbietet. Ich gebe die Hoffnung nicht auf Sie für Kretanoch mehr zu interessieren. Es steckt vielmehr darin,wie in Cypern; vermöge seiner Lage hat Kreta dieKultur dreier Welttheile in urältester Zeit verschmolzen.Verzeihen Sie, wenn mein Eifer mich allzuwortreich gemacht hat. Von Brentano nimmt Niem<strong>and</strong>Notiz, an deren Urtheil Ihnen irgendwie gelegensein kann. Schließlich komme ich ganz in Verlegenheit,wie ich meinen Dank für Ihr großsinnigesund ganz unverdientes Geschenk formulieren soll. Inmeiner Lage dürfte ich es vielleicht annehmen aberdas... finde ich, die Partie wird zu ungleich, da ichIhnen kaum mehr bieten kann, als Versicherungmeiner steten und uneingeschränkten Ergebenheit,mit welcher ich verbleibe in Verehrung IhrA. Milchhöfer.Postscriptum:Ihrer Frau Gemahlin bitte ich, meinen verehrungsvollenGruß zu Füßen zu legen. - Bis 1ten Oktoberverbleibe ich in Berlin (W. Krausenstr. 73) dann Göttingen,wo mich jeder Brief ohne weitere Angabe als,,Poste restante“ findet. Ich hoffe, daß Sie bald weiteresvon mir hören sollen, sobald ich nur IhrenAufenthalt weiß. Die Postkarte möchte ich gerne alsMerkwürdigkeit herumzeigen; bitte laßen Sie mirdieselbe noch für kurze Zeit. d.O.Zu dem oben erwähnten E. Brentano s. Brief Virchowsan <strong>Schliemann</strong> vom 23.3.1881: ,,... das verrückteBuch von Bretano ...Indeß ist es gewiß gut,

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