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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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<strong>Schliemann</strong> und die Schriftlichkeit in Troja und Mykene 387Schmidt, der Herausgeber der kyprischen Schrift,fügte einen kleinen Beitrag zur Deutung einigerSchriftzeichen dem großen Werk ,,Troja und Ilion“hinzu. 28Der erste, der verhältnismäßig kühl mit der trojanischenSchrift abrechnete, war Carl Schuchhardt.Der spötere Berliner Museumsdirektor stellte inseinem Buch, das noch im Todesjahr von <strong>Schliemann</strong>erschienen, von Sayces Prachtstücken, den Siegelnfest, dass auf diesen lediglich Verzierungen zu sehenseien, und auch das Stück, dessen Fläche auf denersten Blick in der Tat als beschrieben erschien, beinäherer Betrachtung doch nur regelmäßig abwechselndeStriche aus Kreide aufweise. Die oben erwähnte,als rentae gelesenen Inschrift entpuppte sich beiSchuchhardt als ein mit der Spitze zusammenstoßenderWinkel, zwischen welchem sich jedes mal ein einfacherStrich befindet. Die Tatsache, dass mehrereLinien zusammengeflossen waren, ließen das Ornamentunklar erscheinen. Seine Schlussfolgerunglautete: ,,man wird wohl bezweifeln dürfen, dass dieTrojaner eine Schriftsprache gehabt haben“. 29Der letzte Ansporn für die Deutung der angeblichenSchrift von Troja kam merkwürdigerweise vonArthur Evans. Der Engländer veröffentlichte 1894einen kuriosen Bericht, 30 in welchem er - auch alseine Antwort auf die Hypothese der schriftlosenMykener - erklärte: ,,the absence of any system ofwriting among the Mycenaean people ... (is) impossible“.In diesem Aufsatz – in dem Evans das Material(all seiner großen Ausgrabungen) aus verschiedenenQuellen sammelte - bleibt das Problem der trojanischerSchrift unerwähnt, obwohl er in seiner Beweisführungfür eine mykenische oder ägäische Schriftlichkeitfast alle Schriftsysteme der vorphönizischenWelt (unter ihnen auch mykenische Steinmetzzeichenund die angebliche Inschrift eines Vasenhenkels)in Betracht zog. Eben darum ist es erstaunlich,dass Evans Jahre später in seinen ScriptaMinoa I. - obwohl nur in einem Nebensatz - von den,,grafitti of Hissarlik“ als ,,a very early family of signsof the primitive linear dass in this region“ spricht. 31Sich auf den Aufsatz von Evans stützend, veröffentlichteein gewisser Kluge 1897 ein Buch mit demTitel Die Schrift der Mykenier. 32 Der Verfasser hattehier den Versuch unternommen, von der sachlichenBedeutung der bildlichen Zeichen auszugehen unddie Benennung der abgebildeten Gegenstände ineiner bekannten Sprache (der griechischen) festzustellen.Er arbeitete also mit dem akrophonischenPrinzip.Ein Beil, griechisch àξίνη, gilt bei ihm als A, einWinkelzeichen, griechisch γωνία, als Γ usw. Kluge,der die Verw<strong>and</strong>tschaft des kyprischen Syllabars verglich,stellte eine Übereinstimmung ihrer Form mitden späteren griechischen Buchstaben fest. Die sogewonnenen Lautwerte w<strong>and</strong>te er nun auf die Deutungder trojanischen Schriftstücke an und las aufeiner ,,Inschrift“ τοÖο πιθανοÖο, auf einer <strong>and</strong>eren τˇ΅ο€ˇω πιθανˇ΅. Πιθανός ist in beiden Fällen ein lobendesBeiwort ... verständlich, freundlich, lieb.“ Eine dritte,,Inschrift“ ergibt die Lesung: τιτθˇ΅ τ[ου] τd ε€ηγλÉνο[ς]. Kluge meinte, dass τιτθός in der Bedeutung,,Vater“ verwendet würde, und dass sich der Textauf den Todeskult beziehe. Das Buch blieb eineKuriosität.Das letzte H<strong>and</strong>buch, in dem die trojanischeSchrift erwähnt wurde, ist die 2. Auflage derGriechischen Paläographie von Gardthausen. 33 DerVerfasser bezweifelt die Existenz einer Schrift aufVasen und Terrakotten und lehnt jede Deutung ab.Damit verschwindet der Spuk der Schrift von Hissarlikendgültig. 34Es bleibt nicht umhin, auf das Fehlen der Schriftin Mykene zurückkehren. <strong>Schliemann</strong> schrieb inseinem Mykenebuch 1878: 35 ,,Wir haben jetzt dieGewißheit, dass das Alphabet in Mykene unbekanntwar. Wäre es bekannt gewesen, so würden diemykenischen Goldschmiede, die stets bemüht waren,eine neue Ornamentation zu erfinden, freudig dieNeuheit der Schriftzeichen zu verweben”. DieseArgumentation tauchte schon 1876 in einem Berichtvon <strong>Schliemann</strong> in der englischen Zeitung Times auf,wobei zu beachten ist, dass für <strong>Schliemann</strong> Syllabar28. Dörpfeld 1902.29. Schuchhardt 1890, 89.30. Evans 1894, 270-372.31. Evans 1909, 67. Vgl. noch Jos. Poppelreuter JDAl 10 (1895)211 f.32. Untertitel: ,,Eine Untersuchung über das System undLautwert der von Arthur J. Evans entdeckten vorphönizischenSchriftzeichen”.33. Erschienen 1913 in Leipzig, Bd. 11., S. 15. Es ist wahrscheinlich,dass diese Erwähnung ein Überbleibsel der erstenAusgabe von 1879 ist.34. Für eine verspätete semitische Deutung der Zeichen einestrojanischen Siegels, vgl. AJA 37 (1933), 104 f.35. <strong>Schliemann</strong> 1878, 384 (Siehe Anm. 8.)

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