11.07.2015 Aufrufe

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Beobachtungen zur Chronologie und Stratigraphie der griechischen Vorgeschichte im Werk <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>s 409chronologischen Beobachtungen niemals systematisiert.Dafür war wohl die Zeit noch nicht reif. Vorallem st<strong>and</strong>en dringendere Aufgaben im Vordergrund.Aus unserer heutigen Sicht erscheinen siejedoch insofern bedeutsam, als sie einerseits die eindeutigwissenschaftsorientierte Fragestellung unddie auf einer tragfähigen methodischen Grundlagebasierende Arbeitsweise <strong>Schliemann</strong>s belegen, 28 zum<strong>and</strong>eren aber weil sie eine sich in Umrissen abzeichnenderichtige Differenzierung der wichtigstenAbschnitte der hellenischen Vorgeschichte erkennenlassen. Entscheidend dafür war eine konsequent aufdie Fundtiefe achtende, typologisch-stilistische Merkmaleder keramischen Gattungen einbeziehendeDokumentations- und Interpretationsweise.Als prinzipiell zutreffend erweist sich noch heute<strong>Schliemann</strong>s Unterscheidung einer älteren durch h<strong>and</strong>gemachteGefäße ausgezeichneten Kulturstufe, die ervon einer jüngeren Stufe mit scheibengedrehten,ornamental verzierten Gefäßen abhebt und die ersowohl in Tiryns wie in Mykene erkannt hat. Ausseinen Angaben können wir, was für die Befundsituationder beiden Fundorte charakteristisch erscheint,erschließen, daß es sich dabei in Mykene um mittelbronzezeitliche,29 in Tiryns im wesentlichen um frühbronzezeitlicheKeramik geh<strong>and</strong>elt hat. 30 Einen eindeutigenFortschritt seiner im Mykene-Werkgeäußerten Auffassung, wonach die kyklopischenFestungsmauern mit der älteren Keramik zu verbindensei, stellt seine im jüngeren Tirynswerk konstatierteZusammengehörigkeit der Burgmauern mitder von ihm bereits als mykenisch erkannten (freilichals phönikisch terminilogisierten) Keramik dar.Auch die allgemeinen chronologischen Vorstellungenvon der Zeitstellung der mykenischen Epoche,die zum einem auf dem aus der Tradition abgeleitetenterminus ante quem um 1100 v. Chr. und zum<strong>and</strong>eren auf dem mehr überschlägig geschätzten alsdeduktiv begründeten, älteren zeitlichen Ansatzpunkt,,um die Mitte des 2. Jahrtausends“ beruhen,können auch aus heutiger Sicht als insgesamt zutreffendbeurteilt werden.Hervorgehoben zu werden verdient schließlichseine dezidiert bezeugte, jedoch zunächst zu keinenpositiven Resultaten führende Suche nach vergleichbaren,einen kulturellen und zeitlichen Konnex herstellendenElementen aus Troja und Mykene/Tiryns.Als sich solche Verbindungen im letzten Lebensjahr<strong>Schliemann</strong>s abzuzeichnen begannen (cf. Anm. 27),führte dies bekanntlich zu einschneidenden Korrekturenam stratigraphischen Ansatz der von ihmgesuchten homerischen Stadt, die von Troja II aufTroja VI zu verlegen war. Diese Korrektur aber, soschmerzhaft sie <strong>Schliemann</strong> auch berührt habenmochte, war alles <strong>and</strong>ere als eine Widerlegung seinesLebenswerkes, - sie war vielmehr ein zwingendesResultat der in diesem konsequent verwirklichtenMethodik.Oberfläche finden. Die Topfware des mykener und tiryntherTypus, der namentlich durch die Bügelkanne vertretenist, scheint uns aber von Griechenl<strong>and</strong> importiertzu sein, denn sie kommt gleichzeitig mit jener grauenTopfware vor, die einst viele Jahrhunderte lang in derganzen Troas verbreitet, im allgemeinen Gebrauch warund jedenfalls einheimisches Fabrikat sein muß. Somitkann uns diese Bügelkanne, deren Zeit sich bestimmenläßt, weil sie zuerst in Gräbern aus der Zeit Ramses II. inAegypten (ca. 1350 vor Chr.) vorkommt, als ‘Leitmuschel’für die Chronologie der oberen Trümmerschichten inTroja dienen...“. - Meyer 1953, 359, Nr. 337.28. Eine entsprechende Würdigung der praktischen und theoretischenLeistung findet sich bei Döhl 1981, passim, insbes.93ff.; vgl. auch Cobet 1983, 39ff., der dort S. 49, feststellt:,,<strong>Schliemann</strong> schließlich, als Zeitgenosse des Historismus,machte die Archäologie konsequent zu einer historischenWissenschaft mit der Stratigraphie, der Schichtenkunde,und dem Leitfossil Keramik als den Ecksteineneiner Methode, die nicht auf Einzelfunde aus ist, sondernauf die Sicherung von Befunden, die Fragen an die Geschichtemit zu beantworten vermögen. - Funde undFundzusammenhänge werden begriffen als Ablagerungenvon Geschichte ohne Ansehen ihrer künstlerischenQualität. Historische Wissenschaft abstrahiert die einzelnenFundschichten zu Kulturzusammenhängen, dieSchichtenfolge zu historischen Prozessen“. Unverständlichbleibt, warum diese eindeutig positive Bewertung amEnde des Beitrages, 56, wieder rückgängig gemacht wirddurch die Feststellung, daß <strong>Schliemann</strong>, hinsichtlichmethodischer Strenge und philologisch-historischer Kritik,,materielle und methodische archäologische wie historischeEntdeckungen dank ihrer Mißachtung“ gemachthabe.29. Sowohl die h<strong>and</strong>gemachte schwarzpolierte Ware (<strong>Schliemann</strong>1878, 18) wie auch ,,die hellgrünen Vasen mitschwarzer Ornamentation, mit der H<strong>and</strong>, ohne Töpferrad,gemacht“ (<strong>Schliemann</strong> 1878, 170) sind als solche zu klassifizieren.30. Cf. <strong>Schliemann</strong> 1886, 63.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!