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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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Die Briefe <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>s an George Niemann – einem Helfer im Streit um Troja 321der k. und k. Akademie der Wissenschaften zu Wienvon Dr. <strong>Schliemann</strong> eingeladen worden, Ende desMonats auf der Ruinenstätte von Hisarlik zu erscheinen,um in einem seit Jahren die archäologische Weltbeschäftigende Streitfrage, eine Meinung abzugeben“.Die Vorbereitung für die Reise und die finanzielleRegelung wurde ja auf Anraten Virchows von Dörpfeldgetroffen, wie es auch aus dessen Briefen zuschließen ist. Sein vertrauter Ton mit Niemann, läßtein Zusammentreffen in Olympia einige Jahre zuvorvermuten, das aber bisher in keiner Korrespondenzbelegt werden konnte.Im Zuge der geplanten Konferenz tritt auch Bötticherin schriftlichen Kontakt mit Niemann undrichtet knapp hinterein<strong>and</strong>er, am 13. und 16. NovemberBriefe an Niemann, in denen er sich über dieüberstürtzte Eile und den niedrigen Pauschalbetragvon 1000 Mark beklagt. Er vermutet nämlich für denAufenthalt selbst aufkommen zu müssen. Bedeutendan den Briefen Böttichers ist die Hochachtung undWertschätzung, die er Niemann entgegenbringt,nimmt er doch an, dass die Briefe, in der Ansichtüber Troja, an einen Gleichgesinnten gerichtet sind. 11Bötticher drückt auch unverblümt seine Abneigunggegen Dörpfeld aus, von dem er auch zumeist als der,,Herr D“ schreibt. Er berichtet auch, dass er grundsätzlichdessen Korrespondenz nicht beantwortet. Dienegative Einstellung zu Niemann nach dem Zusammentreffenist wohl allgemein bekannt. Im Archivder Österreichischen Akademie der Wissenschaftenkonnte mir ein Brief Böttichers ausgehoben werden,der im Februar 1890 an das Sekretariat derselbengerichtet wurde, in dem Bötticher bezweifelt, ob Niemanntatsächlich von der Wiener Akademie entsendetwurde. 12 Er hegte den Verdacht, dass die Akademieder Wissenschaften mit der Akademie der bildendenKünste bewusst verwechselt wurde. Niemannals Professor der Akademie der bildenden Künstewurde auf Vorschlag Otto Benndorfs, dem wirklichenMitglied der Kaiserlichen Akademie und seit1877 Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Archäologieder Universität Wien, ernannt. Die Antwortdarauf fällt entsprechend knapp und eindeutig aus. 13Der Ablauf der Konferenz, zu der im letzten Momentnun doch auch Major Steffen von der BerlinerAkademie entsendet wurde, ist allgemein bekannt.Bald nach seiner Rückkher hielt Niemann in derAnthropologischen Gesellschaft in Wien einen Vortragüber die erste Konferenz in Troja. Dem voranstellte er die Geschichte der <strong>Schliemann</strong>schen Ausgrabungund des daraus entst<strong>and</strong>enen Streites mitBötticher. Im Anschluß daran brachte er das von ihmund Steffen unterzeichnete Protokoll. Dieser Vortragwurde in den Mitteilungen der AnthropologischenGesellschaft in Wien abgedruckt. 14 Dies geschah mitfreudigstem Einverständnis von <strong>Schliemann</strong> undDörpfeld.Bereits Mitte Januar erreichte Niemann ein Briefvon <strong>Schliemann</strong>, in dem er auf neuerliche Artikel des,,Schmähschreibers“ Bötticher hinweist und bittetihn: ,,...gar sehr würde ich Ihnen verpflichtet sein,wenn Sie ihm antworten wollen, denn niem<strong>and</strong> istnatürlich so befähigt dazu wie Sie“.Unmittelbar vor der 2. Konferenz, im März 1890,erhielt Dörpfeld ein Separatum von Niemanns Aufsatz,dem auch prompt ein Brief Dörpfelds folgte, indem wie folgt zu lesen ist: ,,Ich kann Ihnen nichtsagen, wie sehr ich mich über den Inhalt des Aufsatzesgefreut habe. Das ist entschieden das Beste, wasjemals über Troja geschrieben ist. Ich bin von ganzemHerzen dankbar für Ihre vorzügliche Verteidigung“.Niemanns Charakter entsprechend, konnte erdurch seine sachlich und nüchtern gehaltene Abfassungbestechen. Er hatte aber auch keinen Grund sichmit Emotionen der Sache zu widmen.Im April 1890 gelangt ein bemerkenswertesSchreiben von Steffen, dem Berliner Delegierten, anNiemann. Der zeitliche Abst<strong>and</strong> ist auf dessen Versetzungzurückzuführen. Er begründet darin, warumer sich jeder Polemik und Erwiderung Böttichersgegenüber zurückgehalten hat, denn ,,...der Kaiserhat sich unzweideutig scharf gegen Zeitungsschreibereider Offiziere ausgesprochen“. NachdemBötticher ja bereits außer Dienst war, konnte dieserfortfahren sich über die Zeitungen zu äußern. Steffen11. Diese Vermutung mag sich auf die Ausgrabungen, die derÖsterreicher J. G. von Hahn 1864 durchführte und publizierthat, stützen, der den nahe gelegenen Hügel Bunarbaschifür Ilion gehalten hat; vgl. dazu Döhl 1981, 21.12. Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,Allgemeine Akten Nr. 764/7. 2. 1889.13. Archiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften,Allgemeine Akten Nr. 764/13. 2. 1889.14. B<strong>and</strong> XX. Der neuen Folge X. B<strong>and</strong> (1890) 1-10.

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