11.07.2015 Aufrufe

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

280 Johannes IrmscherJugendfreund Wilhelm Rust in Neustrelitz berichtete<strong>Schliemann</strong> darüber am 27. Juli: ,,Vor einigen Tagenwar ich hier beim Fürsten von Bismarck zu Tisch eingeladenund war erstaunt über seine und seinesSohnes, Graf Herbert, tiefen, gründlichen Kenntnissevon Geschichte und Altertumskunde sowie über dieEinfachheit und Liebenswürdigkeit der ganzen Familie“.13 Diese Feststellung dürfte durchaus aufrichtiggewesen sein. Aber der Kontakt <strong>Schliemann</strong>s gingüber das Offizielle hinaus. In seinem Iliosbuch von1881 berichtete er von einer Theorie Bismarcks bezüglichdes Herstellens und Brennens der großen Tonkrüge,,in der zweiten prähistorischen Stadt vonTroja“. 14 Es mag sein, dass <strong>Schliemann</strong> seinem Gesprächspartnereigene Ansichten suggerierte; unbestreitbaraber dürfte sein, dass die beiden Männer inKissingen die Thematik erörterten und der Reichskanzlermehr als nur ein rezeptives Interesse an denTag legte. Da das Buch zu Lebzeiten Bismarcks herauskamund <strong>Schliemann</strong> ihm nach aller Wahrscheinlichkeitein Exemplar dedizierte, kann an demKissinger Gespräch nicht gezweifelt werden.Angesichts dieser Begegnung darf man annehmen,dass Bismarck persönlich in die Frage einerOrdensdekoration für <strong>Schliemann</strong> eingriff. Am 23.Oktober 1879 nahm dazu der eben ernannte Kultusministervon Puttkamer gegenüber Bismarck Stellung.15 Eine Auszeichnung für den amerikanischenKonsul Frank Calvert, <strong>Schliemann</strong>s Freund und Helferbei den trojanischen Ausgrabungen, 16 wurde abgelehnt,weil Calvert britischer Untertan sei, und von<strong>Schliemann</strong> hieß es, ,,dass derselbe nach dem Resultatder eingezogenen Erkundigungen eine Ordensdekorationnicht zu erhalten wünscht“. Dass demwohl nicht ganz so war, zeigte das Faktum, dass am12. Januar 1881 das Auswärtige Amt die Ges<strong>and</strong>tschaftin Athen anwies, <strong>Schliemann</strong> das ihm von Großherzogvon Sachsen verliehene Ritterkreuz 1. Klasse desgroßherzoglichen Hausordens auszuhändigen. 17<strong>Schliemann</strong>s preußische Auszeichnung verzögertesich dagegen, weil er, wie auch Bismarck aktenkundigmachte, amerikanischer Staatsbürger sei.Dann aber beschleunigte <strong>Schliemann</strong>s ,,patriotischeSchenkung“ seiner trojanischen Sammlungen dieAktion. 18 Am 6. Mai 1881 erfolgte die Verleihung despreußischen Kronenordens. Die Urkunde war vonKaiser Wilhelm I. unterschrieben mit Gegenzeichnungvon Bismarck und Puttkamer. 19 <strong>Schliemann</strong>aber unterließ es nicht, sich am 5. Juni 1881 vonAthen, seinem festen Wohnsitz 20 aus, unmittelbar anBismarck zu wenden: ,,Von welchem unermesslichenNutzen meine bisherigen Forschungen in der Troasfür die Wissenschaft und speziell für unser liebesVaterl<strong>and</strong> waren, das werden Euer Hoheit bei Ansichtmeiner dem deutschen Volk geschenkten trojanischenSammlungen gewahr werden, mit deren Aufstellungim Neuen Gewerbemuseum in Berlin ich am 17.dieses Monats anzufangen hoffe“. <strong>Schliemann</strong> nenntsich am Briefschluss ,,Euer Hoheit steter Bewunderer“und gibt damit augenscheinlich seine ehrlicheÜberzeugung wieder. 21So hatte sich <strong>Schliemann</strong> im offiziellen Deutschl<strong>and</strong>- langsamer als im wissenschaftlichen - Zug umZug durchzusetzen vermocht. Dagegen gab es hinsichtlichder Weiterarbeit in Troja Schwierigkeitenmit den türkischen Behörden, ganz gewiss zu einemgroßen Teil verursacht durch <strong>Schliemann</strong>s Temperament,das so sehr dem orientalischen Lebensstil entgegenst<strong>and</strong>.Eine erste Intervention wegen des neubenötigten Fermans des Wezirs war indes erfolgreich,und <strong>Schliemann</strong> schrieb als ,,dankbarer Bewunderer“von Konstantinopel aus am 13. Oktober 1881 anBismarck: ,,Bei Euer Hoheit weiser Politik ist Deutschl<strong>and</strong>hier allmächtig geworden und wäre esunmöglich der Botschaft irgendeiner <strong>and</strong>eren Großmachtgelungen, einen solchen Ferman zu erlangen.Infolge Euer Hoheit gütiger Verwendung für michwerde ich aber fortan keine Schwierigkeiten mehrhaben und das große Werk zum Ruhme des deutschenVaterl<strong>and</strong>es zum erwünschten Ziel führen können“.22Diesem Ergebnis waren längere diplomatischeAktivitäten vorangegangen, von denen <strong>Schliemann</strong>wahrscheinlich nur eingeschränkt Kenntnis besaß.Denn im Zusammenhang mit <strong>Schliemann</strong>s ,,patriotischerSchenkung“, welcher der Minister von Puttka-13. Meyer 1958, 80. Vgl. auch die literarische Gestaltung vonStoll 1956, 351.14. <strong>Schliemann</strong> 1881, 316.15. Archiv Potsdam a.a.O. 09. 01. AA Nr. 37664 Bl. 65.16. Döhl 1981, 143 (Index).17. A.a.O. Bl. 66.18. Dazu Döhl 1981, 9.19. A.a.O. Bl. 67, 76, 88.20. Halborn 1925, 349.21. Archiv Potsdam a.a.O. Blatt. 23.22. Archiv Potsdam a.a.O. 09. 01. AA Nr. 37665 Blatt. 6.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!