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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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<strong>Schliemann</strong> und die Schriftlichkeit in Troja und Mykene 385geformt ist wie auf der <strong>and</strong>eren, so ist es mir, beimeiner vollkommenen Unkenntnis der Sprache,unmöglich zu wissen, weder mit welchem Buchstabensie anfängt, noch welcher der obere oder deruntere Teil desselben ist. ... Unendlich sollte es michfreuen, wenn jem<strong>and</strong> fähig wäre diese Inschriften zulesen und somit im St<strong>and</strong>e, Aufklärung zu gebenüber den Gebrauch dieser sonderbaren Stücke überdas Volk, welches sie anfertigte und über die Epoche,in der ich 7 1/2 und 8 1/2 Meter war“. 12<strong>Schliemann</strong> will die angebliche Schrift phönizischdeuten (denn er glaubt ,,aus den 4 bis 7 Meter tiefliegenden Schuttschichten roher Völker wieder incivilisiertere Nationen“ übergegangen zu sein, ,,beidenen sogar die Buchstabenschrift in Gebrauchwar“). Der erste Ratgeber ist guten Willens. Es h<strong>and</strong>eltsich um Ernest Renan, den Pariser Religionswissenschaftlerund Orientalisten, das Mitglied derAcadémie Française: er erkennt nichts Phönizischesin den Zeichen und behauptet auch, dass <strong>Schliemann</strong>nichts der Art in Troja finden können würde, da diePhönizier nicht die Gewohnheit hatten auf Terracottazu schreiben, und darüber hinaus wurde außer derneuentdeckten Inschrift des Mesa, noch nie einephönizische Inschrift gefunden, die über 500 Jahrevor Christus hinausging.Manchmal ist <strong>Schliemann</strong> selbst kritisch genug,um zu schnelle Folgerungen zu vermeiden: er untersuchtdie Symbolik der Spinnwirtel (denen er ungemeinviel Bedeu-tung zumaß) und er findet unterHakenkreuzen und ähnlichen Zeichen auch einZeichen, das ihn an den phönizischen Buchstabennun erinnert. Er lehnt diese Ähnlichkeit sofort ab:,,wie wäre es nur möglich“ - fragt er – ,,zwischenarischen religiösen Symbolen einen einzigen semitischenBuchstaben zu finden?“ 13Sein Bestreben zur Vorsichtigkeit bleibt aber nichtimmer erfolgreich. <strong>Schliemann</strong> findet in 8 MeternTiefe im königlichem Palast eine Vase mit einer,,Inschrift“, er fügt hinzu: ,,ich mache ganz besondersdarauf aufmerksam, dass von den in derselben vorkommendenSchriftzüge der dem griechischen P ähnlichenBuchstabe auch schon in der Inschrift auf demaus 7 Metern Tiefe stammenden Siegel, der zweiteund dritte Buchstabe, links von diesem, auf demebenfalls aus 7 Metern Tiefe stammenden kleinenVulkan (d.h. Spinnwirtel) von Terracotta, auch derdritte Buchstabe auf den aus 3 Metern Tiefe stammendenbeiden kleinen Trichtern von Terracotta vorkommt.”14<strong>Schliemann</strong>s Umsichtigkeit nützt nichts: die englischeAusgabe der Trojanischer Alterthümer (Troy<strong>and</strong> its Remains), die ein Jahr später 1875 erscheint,sichert uns in einer Fußnote: ,,Since the publication ofDr. <strong>Schliemann</strong>’s work many of these Troja inscriptionshave been more certainly determined to be realinscriptions in the Cyprian syllabic character throughthe researches of Martin Haug <strong>and</strong> Professor Gomperzof Vienna.“ 15Sie sind aber diejenigen, die <strong>Schliemann</strong> wenigstensernst nehmen. Denn es kommt auch vor, dassein Wissenschaftler sich gegen den Archäologeneinen derben Scherz erlaubt: er ist der namhaftefranzösische Iranforscher und Sanskritologe EugeneBurnouf, der zu den Bahnbrechern der Erforschungdes Pali gehört. <strong>Schliemann</strong> findet eine trojanischeVase mit einer umlaufenden Reihe von Zeichen, erhält sie für symbolisch und reproduziert sie darumnicht photographisch. Dann plötzlich erscheint aberder gelehrte Freund von <strong>Schliemann</strong>, ,,der berühmteSanskritgelehrte und unermüdliche Forscher“ derDirektor des Französischen Archäologischen Institutsin Athen, dessen ,,ausgezeichnetes Werk“, La Sciencedes Religions der Archäologe sorgfältig studierte,und bringt eine kleine Überraschung mit sich: ermeint nämlich, dass es sich um eine wirklicheInschrift h<strong>and</strong>elt und noch dazu: ,,Les caractères dupetit vase ne sont ni grecs, ni sanscrits, ni phéniciens,ni, ni, ni - ils sont parfaitment lisibles en chinois!!! Levase peut être venu en Troad de l’Asie septentrional,dont tout le Nord était touranien.“ Burnouf übersetztübrigens die Inschrift so: ,,puisse (la) terre fairegermer dix labours, dix, dix, dix, dix (c’est à diremille) pièce d’étoffes“. Und all das erscheint in <strong>Schliemann</strong>sTrojanischen Alterthümern! <strong>Schliemann</strong> -nichts ahnend - fügt noch hinzu: ,,Sollte es sichbestätigen, dass dies chinesische Schrift ist, dann wirdman auf den Tafeln des Atlasses dieses Werkes nochmanche Inschriften finden, denn ähnliche Zeichen,wie die Vorstehenden kommen namentlich auf dendurchbohrten Terracottas in Form des Vulkans unddes Caroussels öfter vor.“ 1612. <strong>Schliemann</strong> 1874, 31; vgl. noch <strong>Schliemann</strong> 1886, 275.13. <strong>Schliemann</strong> 1874, 137.14. <strong>Schliemann</strong> 1874, XXI; vgl. S. 115.15. <strong>Schliemann</strong> 1875, 23.16. S. L.; vgl. die vorsichtige Anmerkung des Herausgebersder englischen Ausgabe: <strong>Schliemann</strong> 1875, 51.

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