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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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<strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong> und die preußische Bürokratie 265ränge und wurde in vier Klassen und 21 Varietätenverliehen. <strong>Schliemann</strong> erhielt das Patent endlich am13. Juni 1881. Allein 16 Briefe, Gutachten, Ordres zudiesem Vorgang f<strong>and</strong>en sich in den mir vorliegendenAkten. Aus dem Jahre 1879 gibt es dazu zwei Briefe.Der eine vom 17. Juli ist von der Kaiserlich DeutchenBotschaft in St. Petersburg an das Auswärtige Amt inBerlin gerichtet und legt das Ergebnis von Erkundigungenüber <strong>Schliemann</strong>s Geschäftsgebaren undseine Familienverhältnisse dar. Während sein kaufmännischerRuf positiv eingeschätzt wird, äußert sichder unterzeichnende Herr von Schweinitz negativüber die in Amerika vorgenommene Scheidung vonder ersten Frau und bemerkt: “Dieser letzte Umst<strong>and</strong>ist es auch hauptsächlich, welcher bewirkt hat, daß<strong>Schliemann</strong> von seinen hiesigen L<strong>and</strong>sleuten undfrüheren Berufsgenossen nicht immer günstig beurtheiltwird und hat wohl auch Anlaß zu den Gerüchtengegeben, welche nach dem Hohen Erlaß über denGenannten in Umlauf gesetzt worden sind. Übrigenshat man mich versichert, daß er seiner ersten Fraueine reichliche Pension ausgesetzt hat”.In einem Brief vom 23. Oktober des gleichenJahres vom Unterrichtsministerium an Bismarck wirdim Zusammenhang einer Ordensverleihung fürFrank Calvert nur der Satz angefügt: “Die Frage aufDr. <strong>Schliemann</strong> hat sich dadurch erledigt, daß derselbenach dem Resultat der eingezogenen Erkundigungeneine Ordensdekoration nicht zu erhaltenwünscht”.Erst zwei Jahre später läßt Generaldirektor Schönevon der Verwaltung der Königlichen Museen ineinem Schreiben an Minister Puttkamer durchblicken,daß er “auf Grund mehrerer neuerer Briefedes Dr. <strong>Schliemann</strong> im Gegensatz zu früher vonEuerer Excellenz gelangten Mittheilungen annehmendarf, derselbe werde es gegenwärtig mit dem größtenDanke anerkennen, wenn Seine Majestät die Gnadehaben wollte, ihm eine Allerhöchste Auszeichnungzu verleihen”.Als <strong>Schliemann</strong> im Jahre 1880 seine erste kostbareSchenkung dem deutschen Volke vermachen will,scheint er regelrecht auf einer persönlichen Zusagedes Kaisers best<strong>and</strong>en zu haben, diese Schenkungauch annehmen und geordnet, gesichert und ansprechendaufstellen zu lassen. Die preußischen Behördenreagieren vorsichtig und hinhaltend. Virchowschaltet sich schließlich ein, um dem lahmen Amtsschimmeldie Sporen zu geben. In einem Brief vom 22.Dezember 1880 an den Unterstaatssekretär schreibter im Namen der Deutschen AnthropologischenGesellschaft: “...Indeß möchte ich doch auch Ihnendiese Sache recht dringend ans Herz legen, damitnicht etwa von <strong>and</strong>erer Seite her lockendere Anerbietungeneinen Eindruck auf das Herz des leicht beweglichenMannes erregen”.Zweimal das Wort Herz in einem einzigen Satz. Esläßt Virchows einfühlsame Haltung gegenüber<strong>Schliemann</strong> erkennen. Wie ungleich der Kampf warzwischen dem emotional reagierenden <strong>Schliemann</strong>,der sich in seinem rastlosen Leben offenkundig nachnationaler Zugehörigkeit sehnte, und den preußischenBehörden, die sich hinter einer Mauer vonKälte und Sachlichkeit verschanzten und den empfindlichen,störrischen Mann nicht als Wissenschaftlerannahmen.In einem 18 Seiten langen Brief Puttkamers an denKaiser vermittelt durch Bismarck - ist unter dem 21.Januar des folgenden Jahres zu lesen: “Aus den mitdem Dr. <strong>Schliemann</strong> geführten Verh<strong>and</strong>lungen gehthervor, und wird von <strong>and</strong>erer, dem Genannten persönlichnahestehender Seite bestätigt, daß derselbeden lebhaften Wunsch hegt, eine AllergnädigsteZusage Ew. Majestät in Betreff der Annahme derSchenkung und der an dieselbe geknüpften Bedingungenals ein auch für seine Nachkommen theuresDokument direkt an sich gerichtet zu sehen. Obgleichdiese Form eine ungewöhnliche sein würde, glaubenEure Majestät wir doch die Allergnädigste Erfüllungdieses Wunsches des Dr. <strong>Schliemann</strong> in Vorschlagbringen zu dürfen”.Auch nach <strong>Schliemann</strong>s Tod änderte sich das Verhaltender preußischen Bürokratie nicht. Nachdemdie griechische Regierung der Ausfuhr eines Teilesder Altertümer zugestimmt hatte, wurde über einhalbes Jahr verh<strong>and</strong>elt und zwischen Ministerienund Reichskanzleramt, der Generalverwaltung derKöniglichen Museen, den Reedereien, der Botschaftin Athen hin- und herkorrespondiert. Die Ausein<strong>and</strong>ersetzungenerfolgten auf langwierigen und umständlichenΙnstanzenwegen. Sie beschäftigen sichnicht mit Sorgfalt und Sicherheit für die kostbareLadung, die in einem der Screiben als “Töpferware”deklariert wurde und aus 58 Kisten zu je etwa 100Kilo best<strong>and</strong>, sondern mit dem kostengünstigstenFrachttarif. Sowohl eine dänische als auch eine österreichischeReederei waren im Gespräch. Aus vaterländischenRücksichten entschied man sich für die

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