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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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Wiederentdecktes Griechenl<strong>and</strong>. Sophia <strong>Schliemann</strong>, die Frau des großen Archäologen 229Zeit untergegangen ist.”,,Liegt unter uns Troja?“ fragte sie mit erregterStimme, und ihr Herz klopfte so stark, dass siemeinte, man müsse es weithin hören.<strong>Schliemann</strong> verneinte. ,,Nein, Sophidion, es mussanh<strong>and</strong> der Keramik eine römische Stadt aus demzweiten oder dritten Jahrhundert sein. Wenn wirhier graben würden, fänden wir nur römischeStraßen, Häuser und Tempel. Diese Besiedlung istfür mich uninteressant.“Sophia w<strong>and</strong>erte mit ihm über das Feld, bücktesich immer wieder und hob eine schöne Scherbeauf. Im Weiterschreiten sagte ihr Mann: ,,Was wirsuchen, ist Troja.”Er schwieg, kniete sich nieder und hob den Griffeiner Vase und das Mundstück einer Kanne auf.,,Das alles ist römisch”, sagte er sachlich. ,,DieErde hier wird, wenn man sie reinigt, zu einemBilder-, und zu einem Geschichtsbuch.”Sophia nickte. ,,Wir werden dann in ihm die Vergangenheiterfahren, werden vor unserem geistigenAuge Bilder sehen, die uns vieles zeigen.“Er drehte sich um, lachte laut und nahm sie in dieArme. ,,Sophidion“, sagte er beglückt, ,,ich werdebestimmt bald meinen Doktortitel mit dir teilenmüssen. In Deutschl<strong>and</strong> würde man dich mitFrau Doktor <strong>Schliemann</strong> ansprechen.“Dann st<strong>and</strong>en sie vor einem plateauartigen Hügel,auf dem Schafe weideten. Er ragte etwa dreißigMeter noch über die Troas. Sie stiegen hinauf,und Sophia versuchte aus den Zahlen, die ihrMann in sein Notizbuch schrieb, die Größe zuerfassen. Sie errechnete eine Länge von etwa 300und eine Breite von etwa 250 Metern.Wenn <strong>Schliemann</strong> sich auch oft irrte, wenn er inseinem ungezügelten Drange, die ,,Stadt des Priamos“zu finden, einen derart tiefen Graben durchden Hügel von Hissarlik legen ließ, als wollte er dieDardanellen ableiten, werden seine Fehler durchseine Leistungen wieder mehr als ausgeglichen.Wohl selten dürfte ein Archäologe solchen Widerständenbegegnet sein. Gutes Wasser war knapp, dienahen Sümpfe mit ihren Myriaden von Mückenbrachten Fieber. Die Arbeiter wurden oft aufsässig.Die Behörden behinderten die Ausgrabungen, wound wie es nur möglich war.Trotzdem hat sich <strong>Schliemann</strong> nicht beirren lassenund im Hügel von Hissarlik gegraben und gesucht.Immer wieder stießen seine Arbeiter auf dickeMauern; man durchbrach sie und grub sich weiter inden Hügel ein. Unter den Ruinen von Neu-Ilium f<strong>and</strong>endie Ausgräber weitere Ruinenschichten, undbald stellte sich heraus, dass, wie damals bei der Ausgrabungvon Jericho, mehrere kulturelle Schichtenüberein<strong>and</strong>er lagen. Hissarlik wurde zu einemGeschichtskalender, zeigte Städte, die untergegangenwaren, wies auf Völker hin, die hier gelebt hatten.<strong>Schliemann</strong> hatte Troja gesucht, um Homer zubeweisen, entdeckte jedoch Schicht über Schicht. SeinMitarbeiter Wilhelm Dörpfeld, der später die Arbeitenfortsetzte, f<strong>and</strong> neun verschiedene Schichten.Welche Kulturschicht enthielt jedoch Troja? <strong>Schliemann</strong>sagt selbst: ,,Da es meine Absicht war, Trojaauszugraben, und da ich dasselbe in einer der unterenStädte zu finden erwartete, musste ich mancheinteressante Ruine in den oberen Schichten zerstören.“Ab Seite 126 schreibe ich:Sophia war gerade beim Waschen, Sortieren undBeschriften der Funde. Als ihr Mann an den Tischtrat, zeigte sie ihm einen schwarzen Krug miteiner schnabelförmigen Tülle. ,,<strong>Heinrich</strong>, hast duschon eine Ahnung, aus welcher Zeit diese eigenartigeKeramik stammen könnte?“,,Nein leider noch nicht. Das, was die Arbeiter inihren Körben hierher bringen, ist unterschiedlichin seinem Alter, wie die Siedlungen, die es einmalauf diesem Hügel gab. Ob es mir je gelingenwird?“ fragte er. ,,Was, <strong>Heinrich</strong>?“,,Wir graben uns wie Maulwürfe in die Erde ein,suchen, finden und sammeln. Richtiger wäre es,doch fehlt dazu die Zeit, von oben her die ErdeSchicht für Schicht abzutragen. Jede Kulturstufe,jede Siedlung hat ihre Schicht, ist durch Fundedatierbar. Es kann sein, dass man mich späteranklagt - weil die Kritik am häuslichen Schreibtischleichter ist, als hier in der Hitze, in denS<strong>and</strong>stürmen, im Kampf gegen Ungeziefer undSchlangen zu graben -, dass ich auf der Suchenach Homers Troja Siedlungsbelege zerstörte, diebestimmt für manchen Spezialisten mehr als interessantwären.“ Er grübelte, sprach dann weiter:,,Unter den Ruinen von Neu-Ilium f<strong>and</strong> ich <strong>and</strong>ereRuinen, unter diesen wieder weitere. Der Hügelgleicht einer ungeheuren Zwiebel, von der manSchicht für Schicht abblättern müsste. Jede dieserSchichten war zu den verschiedensten Zeitenbewohnt. Völker lebten und starben hier; Städte

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