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Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

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Die Schachtgräber von Mykene und der Urprung der Tumuli in Griechenl<strong>and</strong> 89gewertet werden sollten. Die ältesten Pithosgräberstammen demgegenüber aus Vorder- und Kleinasien,wo die stärksten Traditionen zu verzeichnen sind(Primas 1977, 81 f.).Kommen wir zu einer weiteren in den Schachtgräbernvon Mykene auftretenden Erscheinung, zuden Stelen über den Gräbern. Auch sie haben bereitsan Zusammenhänge mit den nordpontischen Steppendenken lassen. Ist das eine zwingende Schlußfolgerung?Stelen vielerlei Art, besonders aber anthropomorphgeformte Beispiele, wurden häufig in Verbindungmit Gräbern der älteren Ockergrabkultur inden Kurganen festgestellt (Häusler 1966a; 1969).Solche Stelen sind aber auch dort verbreitet, wo es nieeine Ockergrabkultur gab, so in Frankreich, in Norditalienund im Elb-Saale-Gebiet (Schrickel 1957; Behrens1973, Abb. 91). Hier können einige Beispielesogar in das mittlere Neolithikum datiert werden.Eine in Verbindung mit einem Grab des MH insekundärer Lagerung angetroffene anthropomorpheStele stammt von der Soufli-Magula in Thessalien(Biesantz 1959; Vermeule 1964, pl. II). Sie weistzahlreiche übereinstimmende Details mit denneolithischen Stelen Mittel- und Westeuropas auf.Eine von M. Gimbutas und N. G. L. Hammond (1976,S. 112) vertretene Ableitung von der Ockergrabkulturist demgegenüber rein spekulativ. Die auf dergriechischen Stele auftretenden Details finden wirhäufig schon bei den neolithischen Stelen Mittel- undWesteuropas in der gleichen Kombination.Auch die in zahlreichen Kulturen Ost-, Mittel -und Westeuropas seit dem Neolithikum verbreitetenanthropomorphen Stelen erweisen sich somit als eineder hier bereits öfter erwähnten interkulturellenErscheinungen und stehen mit den angeblichenEroberungszügen von aggressiven Kurganleuten inkeinerlei Zusammenhang.Die berühmten Stelen der Schachtgräber vonMykene mit ihren Darstellungen von Streitwagen mitSpeichenrädern (Vermeule 1964, fig. A) - zu den Streitwagender mykenischen Kultur vgl. A. AÆkerström(1978) - haben ebenfalls bereits an Zusammenhängemit dem Aufbruch kriegerischer Wagenfahrer ausden nordpontischen Steppen denken lassen. In derälteren Ockergrabkultur des nordpontischen Raumeswaren indessen nur die von Rindern gezogenenschwerfälligen Karren im Gebrauch (Häusler 1981b;1984). Die Erfindung und Ausbreitung des leichten,zweirädrigen Streitwagens geht jedoch nicht auf dienordpontischen Steppen, sondern auf Vorderasienzurück.Im mykenischen Griechenl<strong>and</strong> hatte der von Pferdengezogene leichte Streitwagen vornehmlich dieFunktion eines Prestigeobjektes. Solche Streitwagenwurden erst im 15 Jh. v.u.Z. in Verbindung mit denaktiven Beziehungen zwischen der mykenischen Kulturund dem Nahen Osten von dort übernommen(AÆkerström 1978, 37).Vermutete Zusammenhänge zwischen den Darstellungenvon Streitwagen auf den Grabstelen vonMykene und Eindringlingen aus dem nordpontischenRaum (zu den Wagendarstellungen der mykenischenStelen vgl. auch Häusler 1983b) müssendeshalb negativ beantwortet werden.Anschließend soll auf einige bisher wenigerbeachtete Besonderheiten in der Konstruktion derSchachtgräber von Mykene eingegagen werden. DieSeitenwände der oft ungewöhnlich großen Schachtgräbersind häufig mit einem Steinmauerwerkverkleidet, auf denen die Holzbalkendecke auflag. ImAreal der älteren Ockergrabkultur zwischen Uralund Karpaten ist eine solche Konstruktionsweisedemgegenüber völlig unbekannt. Auch das ist inVerbindung mit dem oft vorgetragenen Migrationskonzeptnicht unwichtig.In den von H. <strong>Schliemann</strong> untersuchten Schachtgräbernsollen die Toten zumeist quer zur Ausrichtungdes Schachtgrabes entweder gehockt odergestreckt gelegen haben (vgl. die Diskussion beiAÆkerström 1978, 45 ff.). A. AÆkerström macht deutlich,welchen Zweck diese Anordnung der Skelette imGrab und die Größe der Schachtgräber hatte. Siedienten dazu, große Bahren aufzunehmen, auf denendie Toten in Verbindung mit den engen kulturellenKontakten zwischen der mykenischen Kultur unddem minoischen Kreta nach dem dortigen Vorbild,mit nach oben angehockten Knien, beigesetzt wurden(AÆkerström 1978, 60 ff.). Es sind insbesondere einigeder von <strong>Schliemann</strong> ausgegrabenen Schachtgräberdes Grabkeises A, in denen sich ein minoischer Einflußbesonders stark greifbar macht. Die Annahmedieser Deutung steht natürlich erst recht im völligenWiderspruch zu allen vermuteten Beziehungen derSchachtgräber von Mykene zu den auch Hügelgräbererrichtenden Bevölkerungsgruppen Osteuropas bzw.des Balkans.Die von A. AÆkerström genannten Phänomene könnenindessen nur für den Gräberkreis A, nicht für

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