11.07.2015 Aufrufe

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

Archaeology and Heinrich Schliemann 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Briefe <strong>Heinrich</strong> <strong>Schliemann</strong>s an den Botschafter Joseph Maria von Radowitz d. J. 349Nach seinen großartigen Ausgrabungserfolgen inMykene richtete <strong>Schliemann</strong> seine Blicke wieder aufTroja, besonders aber auf Kreta. Hier plante er für dieZeit von 1883 bis 1884 große Grabungen. Am 7.2.1884teilt <strong>Schliemann</strong> dem Botschafter mit, dass wegenErteilung einer Ausgrabungserlaubnis Schwierigkeitenzu erwarten seien. Darauf antwortet J. M. vonRadowitz:,,Was aber von Seiten des Gouverneurs zur Erleichterungder Sache geschehen kann, muss geleistetwerden, wenn Photiades bleibt, hoffe ich auf günstigenErfolg. Seien Sie überzeugt, dass wir nichts inIhrem Interesse versäumen“. 6 Es sei auch daran erinnert,dass Deutschl<strong>and</strong> dank der Verh<strong>and</strong>lungskunstdes Botschafters die Ausgrabungserlaubnis für Pergamonbekommen hat 7 und in Athen sich für diedeutschen Ausgrabungen in Olympia engagierte. 8Bevor die Beziehungen <strong>Schliemann</strong>s zu dem BotschafterJoseph Maria von Radowitz betrachtet werden,wollen wir einen kurzen Blick auf den Lebenswegdieser Persönlichkeit werfen. Joseph Maria Radowitz- einer alten Adelsfamilie entstammend - wurdeam 19. Mai 1839 in Frankurt/M. geboren. Sein Vater,Joseph Maria von Radowitz d.Ä. war preußischerStaatsmann. Seine Ehefrau war Marie Gräfin vonVoss. 9 Joseph Maria von Radowitz besuchte in Berlinund Erfurt das Gymnasium. Er studierte an denUniversitäten Berlin und Bonn Jura, absolvierteseinen Militärdienst und schlug danach die Justizlaufbahnein. Als Jurist war er am Stadtgericht in Berlinund am Kreisgericht in Erfurt praktisch tätig.Freiherr von Schleinitz, Minister des Äußerenunterstützte 1861 seinen Wechsel in den diplomatischenDienst. Noch im gleichen Jahr wurde von Radowitzan die deutsche Ges<strong>and</strong>tschaft in Konstantinopelversetzt, 1862 ist er in den Botschaften in China undJapan tätig. Im Jahre 1862 wird er mit der Führungder Geschäfte des Generalkonsuls in Schanghaibeauftragt, ab 1865 ist er an der deutschen Botschaftund seit 1867 bei der preußischen Ges<strong>and</strong>tschaft inMünchen tätig. Dort heiratete er 1868 die Tochter desrussischen Ges<strong>and</strong>ten N.V. Ozerow. J.M. von Radowitzd.J. wurde 1870 zum Generalkonsul des NorddeutschenBundes in Bukarest ernannt und gleichzeitigzum Mitglied der ,,Europäischen Donau-Kommission“berufen. Seit 1872 ist er Geschäftsträger inKonstantinopel und danach im Ministerium desÄußeren in Berlin als Dezernent für orientalischeAngelegenheiten eingesetzt. Er wurde ,,1872 zumGes<strong>and</strong>ten in Athen berufen, doch musste er seineGeschäfte im Auswärtigen Amt weiterführen, 1880hat er die Botschaft in Paris in besonderer Missiongeleitet, 1882 wurde er Botschafter in Konstantinopelund 1892 zum Botschafter in Madrid ernannt. 10Darüber hinaus wurde von Radowitz mit wichtigenMissionen beauftragt, z.B. 1875 mit der Mission nachPetersburg, 1878 weilt er beim Berliner Kongress und1880 ist er im diplomatischen Auftrag in Paris tätig.Gemeinsam mit Graf von Tattenbach vertrat er 1906Deutschl<strong>and</strong>s Interessen auf der Marokko-Konferenzin Algeciras.Der Diplomat verstarb am 16. Januar 1912 in Berlin.Die von Meyer publizierten Briefe <strong>Schliemann</strong>san von Radowitz d. J. und seine kommentierendenBemerkungen dazu, und der Nachlass des Botschafters- aufbewahrt im Zentralen Staatsarchiv, DienststelleMerseburg - sind die wichtigsten Quellen fürdie wissenschaftliche Bearbeitung der oben genanntenProblematik.Die Archivarin Frau Renate Endler gab den Hinweis,dass sich in den Akten des Zeitraumes von 1881bis 1884 Briefe von <strong>Schliemann</strong> an den Botschafterbefinden. Eine Prüfung ergab, dass sieben von denacht Briefen nicht in Ernst Meyers Publikationenenthalten waren. Da alle acht Briefe die Originalesind, ist es sehr wahrscheinlich, dass dem von Meyerveröffentlichten Brief eine Kopie zugrunde gelegenhat. In einer Einleitung zum Nachlass des Botschaftersberichtet Frau R. Endler über die Umständedes Erwerbs der Dokumente durch das Archiv. 11Diese Archivalien enthalten zahlreiche Faktenund Mitteilungen, die sich z.T. auch in den vonMeyer publizierten Briefen befinden. Die Boetticher-Affäre z.B. wird nicht erwähnt. Von besonderemWert sind <strong>Schliemann</strong>s Berichte über den Fortgangder Ausgrabungen in Tiryns, das er 1868 auf derReise von Ithaka nach Troja kennengelernt hatte. 12 Inden Jahren 1884 und 1885 führten <strong>Schliemann</strong> und6. Meyer 1958, 176.7. Ebenda, 128.8. Meyer 1969, 375.9. Ebenda (Anmerkung 4) und Meyers Kleines Konservations-Lexikon(7. Auflage, Leipzig u. Wien, 1909) 530.10. Begener 1905, Stichwort Radowitz.11. Ebenda (Anmerkung 4); Wölffling 1963.12. Meyer 1969, 339.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!