Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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pen außerdem subalpine Lichtwald- und<br />
Krummholzbestände auf. Dazu kommen<br />
azonale 6 wie die vom Wasser geprägten<br />
o<strong>der</strong> beeinflussten Ökosysteme an Fließgewässern<br />
(Quell-, Auen- und Nie<strong>der</strong>ungswäl<strong>der</strong>)<br />
und auf Mooren (Bruch- und Moorwäl<strong>der</strong>)<br />
o<strong>der</strong> die Steilhangwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Durchbruchstäler.<br />
Diese können regionale Schwerpunkte<br />
aufweisen o<strong>der</strong> linien- und inselförmig<br />
verbreitet sein.<br />
Zu diesen natürlichen Verbreitungsmustern<br />
kamen zoogene und durch abiotische Ereignisse<br />
hervorgerufene Modifikationen und<br />
Transformationen <strong>der</strong> Landschaftsstrukturen<br />
und -funktionen, wie Auflichtungen mit temporärer<br />
För<strong>der</strong>ung von Offenbiotopen und<br />
Übergangsbiotope <strong>zum</strong> Wald sowie zusätzlich<br />
in <strong>der</strong> Kulturlandschaft Abwandlungen<br />
durch die Landnutzung, die an Dimension,<br />
Intensität und Reichweite ständig zunahmen.<br />
Auch die Verbreitung <strong>der</strong> Waldökosysteme,<br />
die auf potenziellen Buchenwaldstandorten<br />
in <strong>der</strong> historischen Kulturlandschaft durch<br />
extensive Waldnutzung geför<strong>der</strong>t wurden<br />
(ehemalige Mittel-, Nie<strong>der</strong>-, Hutewäl<strong>der</strong> mit<br />
Charakter <strong>eines</strong> Zwischenwaldstadiums), ist<br />
durchaus naturräumlich differenziert. So<br />
wurde das Areal <strong>der</strong><br />
Birken- und Kiefern-Eichenwäl<strong>der</strong><br />
insbeson<strong>der</strong>e in Altpleistozän-Landschaften,<br />
Hainbuchen-Eichenwäl<strong>der</strong> in Lößlandschaften,<br />
thermophilen Eichen-Trockenwäl<strong>der</strong> in<br />
wärmegetönten kollinen bis submontanen<br />
Lagen (meist Kalkgebiete)<br />
erweitert. Auch diese Wäl<strong>der</strong> sollten im<br />
län<strong>der</strong>übergreifenden Biotopverbund berücksichtigt<br />
werden.<br />
Trotz gegenwärtiger Diskussionen und gegensätzlicher<br />
Auffassungen zur Anwendung<br />
des Konzeptes <strong>der</strong> Potenziellen Natürlichen<br />
Vegetation (PNV) kann es bei entsprechen<strong>der</strong><br />
Modifikation (o<strong>der</strong> unter Einbeziehung<br />
des Entwicklungspotenzials als „natürliches<br />
Vegetationspotenzial“, SCHMIDT 1998) als<br />
Planungsinstrument <strong>für</strong> den Biotopverbund<br />
herangezogen werden. Die Einheiten <strong>der</strong><br />
heutigen PNV spiegeln das aktuelle naturräumliche<br />
Potenzial wi<strong>der</strong>, was nicht bedeutet,<br />
dass <strong>der</strong> mit dem Namen einer<br />
Vegetationseinheit (Schlusswald) symbolisierte<br />
Ökosystemtyp als Soll-Zustand einer<br />
Planung zu verstehen ist. Die Eignung <strong>für</strong><br />
Aussagen <strong>zum</strong> Entwicklungspotenzial <strong>für</strong><br />
den Biotopverbund ist dann gegeben, wenn<br />
<strong>der</strong> PNV-Typ als Ausdruck <strong>für</strong> die verschiedenen<br />
Lebensräume (von natürlichen über<br />
naturnahe bis zu halbnatürlichen), die sich<br />
unter den gegebenen Bedingungen einstel-<br />
len könnten, dient (vgl. BURKHARDT 2000<br />
o<strong>der</strong> Angaben zu Pionier- und Zwischenwaldstadien<br />
sowie Nutzungen und „Ersatzgesellschaften“<br />
<strong>für</strong> jede PNV-Einheit bei<br />
SCHMIDT et al. 2002).<br />
3.2 Die Bedeutung des Waldes <strong>für</strong> den<br />
Biotopverbund<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Bedeutung des<br />
Waldes <strong>für</strong> den Biotopverbund ist zunächst<br />
festzuhalten, dass ca. 90 % <strong>der</strong> gesamten<br />
Fläche Deutschlands potenziell bewaldet<br />
wären. Wäl<strong>der</strong> wären demzufolge die verbreitetsten<br />
Lebensraumtypen unseres Landes.<br />
Auch wenn die ursprüngliche Bewaldung<br />
im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te auf rund ein<br />
Drittel <strong>der</strong> Fläche zurückgegangen ist und<br />
die einst zu etwa zwei Drittel bis drei Viertel<br />
aus Laubbäumen bestehenden Wäl<strong>der</strong> heute<br />
überwiegend aus Nadelbäumen (ca.<br />
70 %) zusammengesetzt sind und größtenteils<br />
forstwirtschaftlich genutzt werden, sind<br />
sie doch neben intakten Mooren, primären<br />
Heiden und Gewässern die naturnächsten<br />
Ökosysteme im Vergleich zu an<strong>der</strong>en bewirtschafteten<br />
Systemen. Allenfalls punktueller<br />
Biozideinsatz, Verzicht auf Düngung<br />
und flächige Bodenbearbeitung, steigende<br />
Anteile an Naturverjüngung, Einbindung<br />
von Sukzessionsstadien, Verzicht auf genverän<strong>der</strong>te<br />
Inidividuen, fehlende Erosion,<br />
Konzentration <strong>der</strong> Befahrung und damit<br />
Bodenschädigung nur auf Erschließungslinien,<br />
vergleichsweise geringe Wegedichte,<br />
geringe bzw. fehlende Lärmbelastung durch<br />
generelles Fahrverbot im Wald und eine<br />
dauerhafte Bestockung sind Kennzeichen,<br />
die trotz <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>kehrenden Eingriffe des<br />
Menschen ein hohes Maß an ungestörter<br />
Entwicklung <strong>für</strong> Pflanzen und Tiere und<br />
eine hohe natürliche Vielfalt zulassen. Auch<br />
das Bodenleben ist im Vergleich zu den<br />
landwirtschaftlich genutzten Ökosystemen<br />
wenig beeinträchtigt, wenn man von Einflüssen,<br />
die von einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Baumartenzusammensetzung ausgehen können,<br />
absieht.<br />
Wegen des <strong>für</strong> viele Tierarten wichtigen<br />
relativ ausgeglichenen Klimas und <strong>der</strong> Deckung,<br />
bzw. dem Schutz vor Prädatoren<br />
Waldanteile in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
9<br />
Hessen 41 %<br />
Rheinland-Pfalz 41 %<br />
Baden-Württemberg 39 %<br />
Bayern 36 %<br />
Saarland 35 %<br />
Brandenburg 37 %<br />
Thüringen 32 %<br />
Sachsen 27 %<br />
Nordrhein-Westfalen 26 %<br />
Nie<strong>der</strong>sachen 23 %<br />
Mecklenburg-Vorpommern 23 %<br />
Sachsen-Anhalt 21 %<br />
Berlin 18 %<br />
Schleswig-Holstein 10 %<br />
Hamburg 5 %<br />
Bremen 0 %<br />
(Quelle: Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong><br />
Wald, http://www.sdw.de/wald/oekosystem_wald/waldanteile.htm,<br />
Stand 25.03.04)<br />
(Räubern), sind selbst verhältnismäßig kleine<br />
Waldinseln in ausgeräumten Landschaften<br />
von großer Bedeutung. Je höher die<br />
Raumansprüche <strong>der</strong> waldbewohnenden Fauna<br />
sind, umso wichtiger werden allerdings<br />
große zusammenhängende Waldbestände.<br />
Von größter Wichtigkeit sind große<br />
unzerschnittene naturnahe Wäl<strong>der</strong>, in denen<br />
sich die Dynamik (alle Altersstufen von<br />
<strong>der</strong> Pionier- bis zur Zerfallsphase) entfalten<br />
kann; sie sind Lebensraum <strong>eines</strong> Großteils<br />
<strong>der</strong> natürlichen und im weitesten Sinne waldabhängigen<br />
Artenvielfalt Mitteleuropas. Unter<br />
diesen waldabhängigen Arten befinden<br />
sich auch die Mehrzahl <strong>der</strong> Arten mit großen<br />
Raumansprüchen (z. B. Wolf, Wildkatze,<br />
Luchs).<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung <strong>für</strong> den Biotopverbund<br />
sind ferner Wäl<strong>der</strong> entlang von<br />
Gewässern (Erlen- und Eschenwäl<strong>der</strong>,<br />
6 azonal: Bezeichnung <strong>für</strong> Lebensgemeinschaften<br />
o<strong>der</strong> Ökosysteme, die in ihrem Vorkommen<br />
relativ unabhängig vom vorherrschenden<br />
Großklima sind.<br />
§ 30 BNatSchG „Gesetzlich geschützte Biotope“, die <strong>für</strong> den <strong>Beitrag</strong> <strong>der</strong> <strong>Waldwirtschaft</strong><br />
<strong>zum</strong> Biotopverbund von Bedeutung sind:<br />
– natürliche o<strong>der</strong> naturnahe Bereiche fließen<strong>der</strong> und stehen<strong>der</strong> Binnengewässer einschließlich<br />
ihrer Ufer und <strong>der</strong> dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen o<strong>der</strong><br />
naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen o<strong>der</strong> naturnahen Verlandungsbereiche,<br />
Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche,<br />
– Moore, Sümpfe,<br />
– Wäl<strong>der</strong> und Gebüsche trockenwarmer Standorte,<br />
– Bruch-, Sumpf- und Auwäl<strong>der</strong>, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwäl<strong>der</strong>.