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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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52 Schr.-R. d. Deutschen <strong>Rat</strong>es <strong>für</strong> Landespflege (2004), Heft 76, S. 52-59<br />

Monika Wulf<br />

<strong>Beitrag</strong> historisch alter Wäl<strong>der</strong> <strong>für</strong> den <strong>Aufbau</strong> <strong>eines</strong><br />

Biotopverbundes<br />

1 Einleitung<br />

Historisch alte Wäl<strong>der</strong> sind Waldflächen<br />

mit einer mehrhun<strong>der</strong>tjährigen Habitatkontinuität;<br />

sie sind hinsichtlich ihrer Flora<br />

und Fauna insbeson<strong>der</strong>e in Großbritannien<br />

in den letzten 30 Jahren intensiv untersucht<br />

worden (PETERKEN 1993, RACKHAM<br />

2001). Ihr beson<strong>der</strong>er Stellenwert besteht<br />

darin, dass sie bei naturnaher Bestockung<br />

einen hohen Anteil waldtypischer, häufig<br />

auch (potenziell) gefährdeter Tier- und<br />

Pflanzenarten aufweisen (PETERKEN &<br />

8<br />

1+4<br />

7<br />

5<br />

6<br />

GAME 1984, ASSMANN 1994,<br />

SSYMANK 1994, HONNAY et al. 1998).<br />

Zumeist handelt es sich um Arten mit (sehr)<br />

beschränkten Fernausbreitungspotenzialen.<br />

Die Arten besiedeln deshalb neugeschaffene<br />

Waldflächen kaum o<strong>der</strong> gar nicht, innerhalb<br />

von 150-200 Jahren <strong>zum</strong>indest nur sehr<br />

zögerlich. In Bezug auf waldtypische Arten<br />

sind historisch alte Wäl<strong>der</strong> als Flächen mit<br />

hoher Arten- bzw. Biodiversität einzuschätzen,<br />

sog. „hot spots of biodiversity“. In<br />

verschiedenen europäischen Län<strong>der</strong>n kommt<br />

ihnen deshalb die Rolle als „Schlüssel-<br />

2<br />

3<br />

9<br />

10<br />

N<br />

0 100 km<br />

Abb. 1: Übersicht zu bisherigen floristischen/vegetationskundlichen Untersuchungen in historisch<br />

alten Wäl<strong>der</strong>n in Deutschland. 1 = WULF & KELM (1994), 2 = ZACHARIAS (1994), 3 = OTTE<br />

(1996), 4 = WULF (1997), 5 = HÄRDTLE & WESTPHAL (1998), 6 = HEINKEN (1998), 7 =<br />

SCHNEIDER & POSCHLOD (1999), 8 = KÜHN (2000), 9 = WULF (2003c) und 10 = WULF (in<br />

Vorb.).<br />

biotope“ bzw. „key habitats“ zu, die meistens<br />

beson<strong>der</strong>en Schutzbestimmungen unterliegen<br />

(NORÉN 1998). Im Jahre 1998 wurde<br />

auf <strong>der</strong> dritten Ministerkonferenz <strong>zum</strong> Schutz<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> in Europa (in Lissabon) die<br />

Bedeutung historisch alter Wäl<strong>der</strong> insofern<br />

klar herausgestellt, als sie eine wichtige<br />

Rolle bei den quantitativen Kriterien zur<br />

Überprüfung <strong>der</strong> nachhaltigen Nutzung von<br />

Wäl<strong>der</strong>n spielen (WULF 2003b).<br />

Obwohl historisch alte Wäl<strong>der</strong> mittlerweile<br />

auch in Deutschland, v. a. im norddeutschen<br />

Tiefland (Abb. 1) gut untersucht sind und<br />

ihr Schutzwert außer Frage steht, gibt es<br />

keine gesetzliche Regelung, welche die Sicherung<br />

von Flächen ermöglicht. Folgende<br />

Feststellung im Gesamtwaldbericht <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

belegt allerdings das gestiegene<br />

Bewusstsein an historisch alten Wäl<strong>der</strong>n:<br />

„Die kontinuierliche Zunahme <strong>der</strong> Siedlungs-<br />

und Verkehrsfläche ... erfolgt also<br />

nicht auf Kosten <strong>der</strong> Nettogesamtfläche,<br />

jedoch teilweise auf Kosten alter Waldstandorte<br />

und unter zunehmendem Verlust<br />

zusammenhängen<strong>der</strong>, geschlossener Waldkomplexe<br />

und damit landschaftlicher Freiräume“<br />

(BMVEL 2001, S. 57). Das zunehmende<br />

Interesse an historisch alten Wäl<strong>der</strong>n<br />

lässt sich auch an einem bereits abgeschlossenen<br />

F+E-Vorhaben des Bundesamtes <strong>für</strong><br />

Naturschutz (BfN) 1 ablesen, dessen Teilergebnisse<br />

demnächst als Buch erscheinen<br />

(GLASER & HAUKE 2003). Dazu gehört<br />

u. a. eine Karte, auf <strong>der</strong> die Vorkommen<br />

historisch alter Wäl<strong>der</strong> <strong>für</strong> ganz Deutschland<br />

im Maßstab 1:200.000 dargestellt sind.<br />

Diese wird die Auswahl von historisch alten<br />

Waldflächen <strong>für</strong> den Biotopverbund erleichtern.<br />

<strong>Der</strong> relativ grobe Maßstab kann<br />

möglicherweise in einigen Fällen zur eingeschränkten<br />

Verwendbarkeit führen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

wenn es im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Ermittlung des Bedarfs an weiteren Gebieten<br />

und Flächen sowie Ermittlung und Bewertung<br />

geeigneter Entwicklungsgebiete/flächen<br />

<strong>für</strong> den Biotopverbund (vgl.<br />

BURKHARDT et al. 2003) um eine genaue<br />

Grenzziehung auszuwählen<strong>der</strong> Flächen geht.<br />

1 F+E-Vorhaben „Verbreitungsanalyse gefährdeter<br />

Biotoptypen von europäischer Bedeutung<br />

in Deutschland“ – FKZ-Nr. 89885014,<br />

Bearbeitung: Glaser & Kaltegärtner Luftbild<br />

Brandenburg GmbH Planer + Ingenieure,<br />

Karl-Liebknecht-Strasse 1, 15711 Königs-<br />

Wusterhausen.

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