Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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mit einen <strong>Beitrag</strong> zur Beschreibung <strong>der</strong><br />
sich aus dem Waldeigentum in seiner<br />
forstlichen Bewirtschaftung ergebenden<br />
Sozialbindung.<br />
In Abwägung mit <strong>der</strong> hohen Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Waldflächen <strong>für</strong> naturschutzfachliche<br />
Belange muss jedoch – in Hinblick auf die<br />
angerissenen Konflikte zwischen Ökonomie<br />
und Ökologie – die kritische ökonomische<br />
Ertragslage <strong>der</strong> deutschen Forstwirtschaft<br />
und die daraus resultierende<br />
geringe „Belastbarkeit“ <strong>der</strong> Waldbesitzer<br />
gebracht werden.<br />
Eine als gesetzlicher Mindeststandard<br />
konkretisierte Gute fachliche Praxis in<br />
<strong>der</strong> Forstwirtschaft sollte demnach behutsam<br />
mit Konflikten zwischen ökologischen,<br />
ökonomischen und sozialen Aspekten<br />
<strong>der</strong> Waldbewirtschaftung verfahren.<br />
Es macht also Sinn, die Gute fachliche<br />
Praxis <strong>der</strong> Forstwirtschaft auf einem<br />
Niveau zu konkretisieren, welches die<br />
Konfliktlagen zwischen den Dimensionen<br />
<strong>der</strong> Nachhaltigkeit respektiert und<br />
viel Spielraum <strong>für</strong> den Einsatz an<strong>der</strong>er<br />
Instrumente <strong>der</strong> Naturschutzpolitik im<br />
Wald schafft.<br />
Aus dieser Argumentationslinie ergibt sich,<br />
dass die Konkretisierung <strong>der</strong> Guten fachlichen<br />
Praxis als Fundament <strong>der</strong> Naturschutzpolitik<br />
im Wald betrachtet werden muss.<br />
Die Umsetzung naturschutzfachlicher Zielsetzungen<br />
in Wald- und Forstwirtschaft kann<br />
sich auf dieses Fundament stützen. Aus <strong>der</strong><br />
dargestellten mo<strong>der</strong>aten – gemessen an<br />
naturschutzfachlichen Leitbil<strong>der</strong>n unbefriedigenden<br />
– qualitativen Reichweite des<br />
quantitativ ausgreifenden Instruments Gute<br />
fachliche Praxis ergibt sich die naturschutzpolitische<br />
Notwendigkeit, aufbauend auf<br />
diesem Fundament an<strong>der</strong>e Instrumente <strong>der</strong><br />
Waldnaturschutzpolitik <strong>zum</strong> Einsatz zu bringen.<br />
Für die integrative Waldnaturschutzpolitik<br />
sind dies z. B. die Implementation<br />
ökologischer Honorierungssysteme, eine<br />
Fortführung und ggf. qualitative und quantitative<br />
Verbesserung einer auf Leitbil<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> naturnahen Waldbewirtschaftung ausgerichteten<br />
För<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> aber auch – als<br />
nichtstaatliche Lenkungsmechanismen –<br />
forstliche Zertifizierungssysteme.<br />
In Bezug auf segregative Instrumente <strong>der</strong><br />
Naturschutzpolitik im Wald (Schutzgebiete)<br />
kann <strong>der</strong> <strong>Beitrag</strong> <strong>der</strong> Guten fachlichen<br />
Praxis in ähnlicher Weise in Hinblick auf<br />
ihre Messlattenfunktion <strong>für</strong> die Ermittlung<br />
von Sozialpflichtigkeit des Waldeigentums<br />
verstanden werden. Eine konkretisierte Gute<br />
fachliche Praxis liefert somit Hinweise<br />
da<strong>für</strong>, <strong>für</strong> welche forstlichen Leistungen/<br />
Beschränkungen Waldbesitzer (z. B. über<br />
Vertragsnaturschutz) im Sinne einer gerech-<br />
ten Lastenteilung honoriert werden sollten<br />
und welche ihnen im Rahmen <strong>der</strong> Sozialpflichtigkeit<br />
des Waldeigentums abverlangt<br />
werden können. Einer so verstandenen Guten<br />
fachlichen Praxis kann auf diesem Weg<br />
auch eine gewisse Schutzfunktion <strong>für</strong> den<br />
Waldeigentümer zukommen.<br />
Ausblick: Ansätze weiterer<br />
Forschung und Politikberatung<br />
Aus den dargestellten Überlegungen resultieren<br />
komplexe Anfor<strong>der</strong>ungen an eine<br />
Konkretisierung <strong>der</strong> Guten fachlichen Praxis<br />
in <strong>der</strong> Forstwirtschaft. Insbeson<strong>der</strong>e dem<br />
Aspekt des Zusammenspiels Guter fachlicher<br />
Praxis mit bestehenden (För<strong>der</strong>ung,<br />
Zertifizierung, Vertragsnaturschutz, Ökokonto)<br />
o<strong>der</strong> möglicherweise neu zu entwickelnden<br />
Instrumenten <strong>der</strong> waldbezogenen<br />
Naturschutzpolitik und <strong>der</strong> Forstpolitik<br />
kommt in <strong>der</strong> aktuellen forst- und naturschutzpolitischen<br />
Diskussion zur Guten<br />
fachlichen Praxis viel Gewicht zu. Hieraus<br />
folgert, dass die Ausgestaltung des umweltpolitischen<br />
Instruments Gute fachliche Praxis<br />
in <strong>der</strong> Forstwirtschaft unbedingt das<br />
Zusammenwirken mit den an<strong>der</strong>en Instrumenten<br />
im Auge behalten muss. In <strong>der</strong> aktuellen<br />
Forschungs- und Politikberatungstätigkeit<br />
des Instituts <strong>für</strong> Forst- und Umweltpolitik<br />
kommt daher Analysen <strong>der</strong> gemachten<br />
Vorschläge zur Konkretisierung<br />
<strong>der</strong> Guten fachlichen Praxis in <strong>der</strong> Forstwirtschaft<br />
in Hinblick auf ihre Kompatibilität<br />
mit an<strong>der</strong>en Instrumenten <strong>der</strong> Forst- und<br />
Naturschutzpolitik eine gewichtige Rolle<br />
zu.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Fortführung des Forschungsund<br />
Entwicklungsvorhabens zur Guten fachlichen<br />
Praxis in <strong>der</strong> Forstwirtschaft hat das<br />
Institut <strong>für</strong> Forst- und Umweltpolitik im<br />
September 2003 einen Workshop mit Akteuren<br />
aus <strong>der</strong> nationalen Forst- und<br />
Naturschutzpolitik durchgeführt. Ziel dieses<br />
Workshops war eine intensive Diskussion<br />
<strong>der</strong> unterbreiteten Vorschläge zur<br />
Konkretisierung <strong>der</strong> Guten fachlichen Praxis<br />
bezogen auf Chancen und v. a. Risiken<br />
bzw. Probleme, die sich aus Sicht <strong>der</strong> politischen<br />
Akteure durch diese Vorschläge ergeben<br />
können. <strong>Der</strong> hier begonnene Diskussionsprozess<br />
mit den Akteuren soll fortgesetzt<br />
werden.<br />
Unabhängig davon ist <strong>der</strong> notwendige intensive<br />
politische und wissenschaftliche<br />
Diskussionsprozess zur Guten fachlichen<br />
Praxis in <strong>der</strong> Forstwirtschaft zu sehen. Es<br />
bleibt abzuwarten, inwieweit diese Diskussion<br />
im Ergebnis die Schaffung <strong>eines</strong> – im<br />
beschriebenen Sinne – Fundamentes <strong>für</strong> die<br />
51<br />
waldbezogene Naturschutzpolitik zur Folge<br />
haben wird. Von großer Bedeutung sind<br />
jedoch in jedem Fall die im Rahmen <strong>der</strong><br />
Diskussion aufgeworfenen grundsätzlichen<br />
Fragen zu Zielrichtung, Ausgestaltung und<br />
Notwendigkeit forst- und naturschutzpolitischer<br />
Steuerung, die unabhängig vom<br />
Ergebnis die dringende Notwendigkeit einer<br />
offenen und transparenten Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit den konfligierenden Ansprüchen<br />
an die heimischen Waldflächen vor<br />
Augen führen.<br />
Das Institut <strong>für</strong> Forst- und Umweltpolitik<br />
<strong>der</strong> Universität Freiburg wird diese<br />
Diskussionsprozesse weiterhin mit großem<br />
Forschungsinteresse verfolgen, analysieren<br />
und zur Grundlage seiner Politikberatung<br />
machen.<br />
Literatur<br />
THOROE, C.; DIETER, M.; ELSASSER, P.;<br />
ENGLERT, H.; KÜPPERS, J. G. & ROERING,<br />
H.-W. (2003): Arbeitsbericht des Instituts <strong>für</strong><br />
Ökonomie: Untersuchungen zu den ökonomischen<br />
Implikationen einer Präzisierung <strong>der</strong> Vorschriften<br />
zur nachhaltigen, ordnungsgemäßen<br />
Forstwirtschaft bzw. von Vorschlägen zur<br />
Konkretisierung <strong>der</strong> Guten fachlichen Praxis in<br />
<strong>der</strong> Forstwirtschaft. Bundesforschungsanstalt <strong>für</strong><br />
Forst- und Holzwirtschaft. 65 S. + Anh. (online<br />
unter URL: www.bfafh.de)<br />
VOLZ, K.-R. (2003): Ökonomie und Ökologie -<br />
Himmel und Hölle o<strong>der</strong> eher umgekehrt? <strong>Beitrag</strong><br />
zu StoraEnso (2003) Harvest - ein Magazin von<br />
Stora Enso Forst. Nr. 4, 32-34.<br />
WINKEL, G. (2003): Forstrecht. In: Handbuch<br />
Naturschutz und Landschaftspflege, 9. Ergänzungslieferung<br />
II/2003. Kapitel III-5.8, 1-14.<br />
WINKEL, G. & VOLZ, K.-R. (2003): Naturschutz<br />
und Forstwirtschaft. Kriterienkatalog zur<br />
Guten fachlichen Praxis. - Schriftenreihe „Angewandte<br />
Landschaftsökologie“, Band 52,<br />
Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup, 194 S.<br />
WINKEL, G. & VOLZ, K.-R. (2003): Gute fachliche<br />
Praxis in <strong>der</strong> Forstwirtschaft. Zur Diskussion<br />
um ein wissenschaftliches Gutachten. - Allgemeine<br />
Forst-Zeitschrift - <strong>Der</strong> Wald, 22, 1146-<br />
1150.<br />
WINKEL, G. & VOLZ, K.-R. (2003): Stellungnahme<br />
zu o.g. Arbeitsbericht von THOROE et<br />
al.; 26 S. (online unter URL: http://www.ffu.unifreiburg.de/forstpolitik/)<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Diplom-Forstwirt Georg Winkel<br />
Institut <strong>für</strong> Forst- und Umweltpolitik<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Tennenbacherstr. 4<br />
79106 Freiburg<br />
E-Mail: Georg.Winkel@ifp.uni-freiburg.de