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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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Arbeiten von PETERKEN (1993), ASS-<br />

MANN (1994) und SSYMANK (1994).<br />

2.4 Standörtliche Qualitäten von HAW<br />

Vor nahezu 25 Jahren haben zuerst BALL &<br />

STEVENS (1981) die beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />

von Böden historisch alter Wäl<strong>der</strong> erläutert,<br />

wobei sie vier wesentliche Aspekte<br />

hervorgehoben haben;<br />

a) Referenzflächen <strong>für</strong> vergleichende Untersuchungen<br />

zur Entwicklung von Böden<br />

an<strong>der</strong>er Standorte,<br />

b)Archive historischer Landschaftselemente,<br />

c) Monitoringflächen <strong>für</strong> die aktuelle und<br />

künftige Bodenentwicklung und<br />

d)Anschauungsobjekte <strong>für</strong> Bildungszwecke.<br />

Wenige Jahre vorher findet sich aber schon<br />

ein Hinweis in PRUSINKIEWICZ (1977),<br />

<strong>der</strong> verdeutlicht, dass <strong>der</strong> Wert historisch<br />

alter Waldböden in Polen bereits erkannt<br />

war. <strong>Der</strong> Autor erwähnt in seinem Artikel,<br />

dass die Ausweisung von ca. 0,5 % <strong>der</strong><br />

gesamten Waldfläche (42.500 ha) als „Flächen<br />

vielfältiger Böden“ vorgesehen ist, um<br />

Flächen mit langfristig „natürlicher“ Bodenentwicklung<br />

vor weiteren menschlichen<br />

Eingriffen zu schützen. Ob dieses Vorhaben<br />

tatsächlich umgesetzt worden ist, ist nicht<br />

bekannt. Innerhalb von Deutschland gibt es<br />

ebenfalls Bestrebungen historisch alte Waldstandorte<br />

zu sichern. Im nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Programm zur langfristigen ökologischen<br />

Waldentwicklung (LÖWE) heißt es unter<br />

Punkt 2.8.2: „Zusätzlich zu den beson<strong>der</strong>s<br />

naturnah bewirtschafteten Wäl<strong>der</strong>n ...[ist]<br />

die Ausweisung von Naturwäl<strong>der</strong>n (Naturwaldreservaten)<br />

... zu vervollständigen ...<br />

Möglichst sollen sie in größeren, geschlossenen<br />

Wäl<strong>der</strong>n liegen, vorrangig auf alten<br />

Waldstandorten stocken ...“ (Run<strong>der</strong>lass des<br />

Ministeriums <strong>für</strong> Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten Nie<strong>der</strong>sachsen vom 05.05.1994,<br />

S. 24). Im Bundesbodenschutzgesetz gibt es<br />

lei<strong>der</strong> keinen Passus, <strong>der</strong> auf die Schutzwürdigkeit<br />

von Böden <strong>der</strong> HAW hinweist.<br />

Das Land Brandenburg stellt insoweit eine<br />

Ausnahme dar, da in einer Handlungsanleitung<br />

zur Bodenbewertung <strong>für</strong> Planungs-<br />

und Zulassungsverfahren auf die Bedeutung<br />

von „Böden historisch alter Wäl<strong>der</strong>“<br />

als Archive <strong>der</strong> Natur- und Kulturgeschichte<br />

hingewiesen wird (JESSEL et al. 2000).<br />

Beispiele <strong>für</strong> die Bedeutung <strong>der</strong> Böden von<br />

HAW als „Kulturgut“ finden sich in <strong>der</strong><br />

Literatur mehrfach. Eine sehr umfassende<br />

Studie stellt die Arbeit von PERTSCH (1970)<br />

dar. Sehr häufig wurden sog. Wölbäcker in<br />

historisch alten Wäl<strong>der</strong>n gefunden. Dieser<br />

Themenkomplex ist <strong>der</strong>art umfassend, dass<br />

hier nur auf die drei Arbeiten von KÄUBLER<br />

(1962), MEIBEYER (1971) und WULF<br />

(2001) verwiesen wird.<br />

Hinsichtlich bodenchemischer und -physikalischer<br />

Vergleiche von Böden historisch<br />

alter und neuzeitlicher Wäl<strong>der</strong> gibt es einige<br />

Untersuchungen, <strong>der</strong>en Ergebnisse von RUF<br />

& WULF (in Vorb.) zusammengestellt worden<br />

sind. Im Wesentlichen lässt sich festhalten,<br />

dass in den Aufforstungen die Spuren<br />

ehemaliger Ackernutzung am häufigsten<br />

und am längsten nachweisbar bleiben,<br />

insbeson<strong>der</strong>e hinsichtlich <strong>der</strong> pH-Werte, <strong>der</strong><br />

P-Gesamtgehalte und <strong>der</strong> � 15 N-Gehalte. Eine<br />

ehemalige Grünlandnutzung ist mit den genannten<br />

Kenngrößen in deutlich weniger<br />

Fällen nachzuweisen, am ehesten offenbar<br />

immer dann, wenn die Nutzung nicht nur<br />

beson<strong>der</strong>s intensiv (Düngung), son<strong>der</strong>n auch<br />

lang anhaltend gewesen ist. Ein genauer<br />

Zeitraum lässt sich nicht angeben, schätzungsweise<br />

sind aber 50-100 Jahre intensive<br />

Grünlandnutzung noch wenige Jahrzehnte<br />

nach Umwandlung in einen Wald erkennbar.<br />

Als standörtliche Qualitäten von HAW<br />

lassen sich im Umkehrschluss v. a. <strong>der</strong>en<br />

geringer Gehalt an Phosphat und Stickstoff<br />

herausstellen, was sich in einer entsprechend<br />

geringeren Zahl bzw. Deckung<br />

konkurrenzstarker Pflanzenarten (z. B. Brennessel)<br />

nie<strong>der</strong>schlägt und damit das Vorkommen<br />

waldtypischer Arten begünstigt<br />

(HERMY 1994).<br />

3 Lokalisierung von HAW<br />

Um historisch alte Wäl<strong>der</strong> in den landesweiten<br />

Biotopverbund einbeziehen zu können,<br />

muss bekannt sein, wo solche Waldflächen<br />

vorkommen. Weiter oben wurde<br />

bereits eine im Auftrag des BfN erstellte<br />

Tab. 2: Assoziation ausgewählter Tierarten an historisch alte Wäl<strong>der</strong> nach Angaben von ASSMANN<br />

(1994), SSYMANK (1994) sowie WULF & KELM (1994).<br />

Tiergruppe Beispiel<br />

Hautflügler (Hymenoptera) Hornisse (Vespa crabro)<br />

Käfer (Coleoptera) Glatter Laufkäfer (Carabus glabratus)<br />

Lurche (Amphibia) Feuersalaman<strong>der</strong> (Salamandra maculosa)<br />

Säugetiere (Mammalia) Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri)<br />

Schnecken (Gastropoda) Schwarzer Schnegel (Limax cinereoniger)<br />

Vögel (Aves) Schwarzspecht (Dryocopus martius)<br />

Zweiflügler (Diptera) Waffenfliege (Clitelloria ephippium)<br />

Karte erwähnt (GLASER & HAUKE 2003 2 ).<br />

Auch auf die möglichen Einschränkungen<br />

aufgrund des groben Maßstabes wurde<br />

bereits hingewiesen, weshalb im Folgenden<br />

auf Karten mit genaueren Maßstäben eingegangen<br />

werden soll.<br />

3.1 Historische Karten als Grundlage<br />

Unter Punkt 2.1 wurde schon gesagt, dass<br />

<strong>für</strong> die Festlegung, ob ein Wald ein historisch<br />

alter o<strong>der</strong> neuzeitlicher Wald ist, Karten<br />

eine zentrale Rolle spielen. Nach <strong>der</strong><br />

Definition sollten diese mindestens bis ins<br />

18. Jh. zurückreichen. Zudem sollten die<br />

historischen Karten etwa im Maßstab<br />

1:50.000 o<strong>der</strong> noch genauer erstellt worden<br />

sein. In Deutschland ist die Situation in<br />

Bezug auf historische Karten sehr gut, wie<br />

Recherchen in den einzelnen Landesvermessungsämtern<br />

über das Internet ergeben<br />

haben. In den Tabellen 3 und 4 wurden<br />

aber nur solche Karten berücksichtigt, die<br />

weite Flächen <strong>eines</strong> Bundeslandes abdecken,<br />

es handelt sich deshalb nicht um eine<br />

vollständige Liste.<br />

3.2 Karten zur Wald-Offenland-<br />

Entwicklung<br />

Die älteste Karte zur Wald-Offenland-Entwicklung<br />

über mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te wurde<br />

von SCHLÜTER (1921) erarbeitet und zwar<br />

<strong>für</strong> das ehemalige Preußen im Maßstab 1:1,5<br />

Millionen. Darüber hinaus existieren <strong>für</strong><br />

Teilbereiche Deutschlands nicht wenige<br />

Übersichtskarten, <strong>der</strong>en Maßstäbe von<br />

1:650.000 (UEBERFUHR & MIETHKE<br />

2003) o<strong>der</strong> 1:500.000 (BREMER 1973,<br />

KRAUSS et al. 1939) bis 1:300.000<br />

(ARNDT 1955, WULF & SCHMIDT 1996)<br />

reichen. In Tabelle 5 sind weitere Karten<br />

aufgelistet, die wenigstens im Maßstab<br />

1:100.000 die Entwicklung <strong>der</strong> Wald-Offenland-Verteilung<br />

verdeutlichen. Sie dürften<br />

<strong>für</strong> Zwecke <strong>der</strong> Auswahl von Biotopverbundflächen<br />

ausreichend sein, wenn auch<br />

in Einzelfallentscheidungen ein genauerer<br />

Maßstab (1:50.000 o<strong>der</strong> 1:25.000) wünschenswert<br />

sein kann. Die Erstellung solcher<br />

Karten ist allerdings sehr zeitaufwändig,<br />

so dass es davon bislang relativ wenige gibt<br />

(Tab. 5). Etwas problematisch kann die<br />

schwere Zugänglichkeit <strong>der</strong> aufgelisteten<br />

Karten sein, da viele nicht als reguläre Publikation<br />

erschienen sind. Häufig haben auch<br />

die in den Arbeiten abgedruckten Karten<br />

nicht den in Tabelle 5 angegebenen Originalmaßstab,<br />

son<strong>der</strong>n sind stark verkleinert wie<strong>der</strong>gegeben.<br />

2 Herr Glaser teilte auf telefonische Anfrage<br />

vom 12.01.2004 mit, dass das Buch Ende<br />

Januar 2004 vorliegen soll.

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