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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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Dritte Kategorie: Ökologische For<strong>der</strong>ungen,<br />

die als Restriktion das Hauptziel einengen.<br />

Abstriche vom Hauptziel kosten Opportunitätskosten.<br />

Hier ist die Relevanz <strong>der</strong><br />

ökologischen For<strong>der</strong>ung zu prüfen. Ist diese<br />

hoch und sind die Opportunitätskosten niedrig<br />

o<strong>der</strong> besteht sogar Teilkompatibilität,<br />

dann kann die ökologische For<strong>der</strong>ung mit<br />

hohem Zielerfüllungsgrad in das Zielsystem<br />

eingehen. Beispiele: bunte Waldträufe, Biotope<br />

begrenzter Flächenausdehnung, Beschränkung<br />

<strong>der</strong> Endnutzung auf kleinflächige<br />

Räumungen.<br />

Vierte Kategorie: Ökologische For<strong>der</strong>ungen,<br />

die mit ökonomischen Zielen nicht kompatibel<br />

sind und höchste Opportunitätskosten<br />

haben.<br />

Hierzu zählen z. B. <strong>der</strong> Verzicht auf die<br />

Douglasie als Mischbaumart, hohe Totholzanteile,<br />

Nutzungsverzicht auf großer Fläche,<br />

ein absolutes Kahlschlagverbot. Hier<br />

ist die ökologische Relevanz einer kritischen<br />

Prüfung zu unterziehen. Handelt es<br />

sich nur um subjektive Wertvorstellungen<br />

einer Gruppe o<strong>der</strong> liegen zwingende, durch<br />

ökologische Forschung erhärtete Beurteilungskriterien<br />

vor, die eine solche Restriktion<br />

wirtschaftlichen Handelns rechtfertigen?<br />

Wo Konflikte vorliegen, die nicht als Scheinkonflikte<br />

zu entlarven sind, ist die Forstwirtschaft<br />

herausgefor<strong>der</strong>t, diese durch wirtschaftliches<br />

Handeln möglichst aufzulösen.<br />

In betriebswirtschaftlicher Terminologie<br />

heißt das, die Opportunitätskosten <strong>der</strong> ökologischen<br />

Restriktion durch intelligente<br />

betriebstechnische Maßnahmen zu senken.<br />

Laubholzbeimischungen z. B. erhält man<br />

kostenlos, wenn man es schafft, die Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Rehwildpopulation durchzusetzen<br />

und das Naturverjüngungspotenzial<br />

unserer Wäl<strong>der</strong> voll zu nutzen. Kleinräumige<br />

Hiebführung und ein entsprechen<strong>der</strong> Waldaufbau<br />

haben nur dann hohe Opportunitätskosten,<br />

wenn rationelle Holzerntekonzepte<br />

auf Großkahlschlag begrenzt sind und <strong>der</strong><br />

differenzierte Waldbau bei teuren händischen<br />

Verfahren stehen bleibt. Wenn es<br />

gelingt, auch <strong>für</strong> kleinräumige und selektive<br />

Holzernte intelligente Mechanisierungskonzepte<br />

zu entwickeln, dann gibt es auch<br />

keine ökonomischen Zwänge mehr zu größeren<br />

Kahlhieben. Bleibt dagegen <strong>der</strong> differenzierte<br />

Waldbau an motormanuelle ergonomisch<br />

bedenkliche Verfahren gebunden,<br />

die in <strong>der</strong> Arbeitswelt <strong>der</strong> nächsten 10 bis 20<br />

Jahre voraussichtlich nicht mehr machbar<br />

sein werden, dann scheitert entwe<strong>der</strong> die<br />

ökologisch ausgerichtete Forstwirtschaft an<br />

ihren Opportunitätskosten o<strong>der</strong> aber die<br />

Naturschutzakzeptanz im Privatwald ist<br />

nicht mehr relevant, weil private Forstwirtschaft<br />

gar nicht mehr möglich ist.<br />

Mit <strong>der</strong> Entwicklung effizienter mechanisierter<br />

Verfahren <strong>für</strong> selektive Holzernte,<br />

die unter an<strong>der</strong>em von <strong>der</strong> Dienstleistungsgesellschaft<br />

Thurn und Taxis Waldpflege<br />

betrieben wird, wird auch <strong>der</strong> ökologisch<br />

ausgerichteten Waldbewirtschaftung ein<br />

Dienst erwiesen – allen Unkenrufen von<br />

Naturschutzverbänden <strong>zum</strong> Trotz, die<br />

Mechanisierung im Walde immer noch<br />

undifferenziert verteufeln.<br />

In <strong>der</strong> forstlichen Praxis könnten die<br />

Konfliktfälle beträchtlich vermin<strong>der</strong>t werden,<br />

wenn sich die ökonomische Denkweise<br />

im Naturschutz durchsetzte und sich fundamentalistische<br />

Ansprüche und bürokratische<br />

Exekutive überwinden ließen.<br />

Fünfte Kategorie: Wo ein legitimer Schutzzweck<br />

von hoher naturschutzfachlicher Relevanz<br />

die erwerbswirtschaftliche Nutzung<br />

erheblich beeinträchtigt o<strong>der</strong> unmöglich<br />

macht.<br />

Ein Beispiel: Auf durch Nie<strong>der</strong>waldwirtschaft<br />

und Streunutzung degradierten<br />

Böden <strong>eines</strong> Südhangs zur Donau wächst<br />

unter schwachwüchsigen Eichen eine<br />

schützenswerte pannonische Trockenflora.<br />

Die ökonomische Ideallösung wäre Umwandlung<br />

in die dort sehr wüchsige Douglasie.<br />

Hier liegt ein Konflikt vor, <strong>der</strong> nur durch<br />

Segregation <strong>der</strong> Waldfunktionen und situativen<br />

Vertragsnaturschutz zu lösen ist.<br />

Inkompatibilität gibt es nicht nur zwischen<br />

ökonomischen und ökologischen Zielen,<br />

son<strong>der</strong>n mit zunehmen<strong>der</strong> Brisanz auch<br />

zwischen ökologischen und sozialen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den Wald, worauf im Rahmen<br />

dieses <strong>Beitrag</strong>s nicht näher eingegangen<br />

werden kann.<br />

Zum Abschluss des Akzeptanzproblems<br />

bekennt <strong>der</strong> Autor, aus den genannten Gründen<br />

in 40 Berufsjahren immer ein zwiespältiges<br />

Verhältnis <strong>zum</strong> Naturschutz gehabt zu<br />

haben, obwohl er sich als Hobbybotaniker,<br />

Oberdorferschüler, Mitglied <strong>der</strong> Regensburger<br />

botanischen Gesellschaft und Naturschutzreferent<br />

einer Alpenvereinssektion<br />

den Naturschutzzielen emotional und rational<br />

verpflichtet fühlte. Es ist zu bedauern,<br />

dass Gesinnungsethiker mit kollektivistischem,<br />

hoheitlichem Denken die publizistische<br />

Meinungsführerschaft in <strong>der</strong> Naturschutzpolitik<br />

innehaben. <strong>Der</strong> Naturschutzeffizienz<br />

wäre besser gedient, wenn es gelänge,<br />

pragmatische Verantwortungsethiker<br />

stärker <strong>für</strong> den Naturschutz zu engagieren,<br />

die es auch unter den Ökonomen gibt, auch<br />

wenn sie weniger publikumswirksam auftreten.<br />

Biotopschutz durch Segregation<br />

<strong>der</strong> Waldfunktionen<br />

47<br />

Wie lässt sich die Biotopvernetzung im<br />

Privatwald realisieren? Dies ist die konkrete<br />

Frage. Wie können ökonomisch ausgerichtete<br />

Forstleute und Waldbesitzer <strong>für</strong> aktive<br />

Kooperation mit dem Naturschutz gewonnen<br />

werden? Hier ist zu trennen in<br />

naturschutzfachliche Kriterien, denen im<br />

Rahmen multifunktionaler Forstwirtschaft<br />

auf <strong>der</strong> ganzen Fläche Rechnung zu tragen<br />

ist, und in Vorranggebiete, in denen spezifische<br />

Naturschutzziele verfolgt werden und<br />

wo spürbare Restriktionen <strong>für</strong> eine erwerbswirtschaftlich<br />

ausgerichtete Forstwirtschaft<br />

unvermeidlich sind, worunter sicher ein Teil<br />

<strong>der</strong> Kerngebiete von NATURA 2000 fällt.<br />

Für die Vorranggebiete, die sorgfältig und<br />

nicht zu exzessiv ausgewählt werden sollten,<br />

ist trotz prinzipieller Favorisierung<br />

multifunktionaler Forstwirtschaft eine Segregation<br />

<strong>der</strong> Waldfunktionen unvermeidlich.<br />

Hier sollten in engem Kontakt mit den<br />

Eigentümern naturschutzfachliche Ziele und<br />

darauf abgestellte spezifische Bewirtschaftungskonzepte<br />

definiert und vertraglich vereinbart<br />

werden. Nur am konkreten Fall können<br />

Pflegeleistungen und Bewirtschaftungsbeschränkungen<br />

klar und einvernehmlich<br />

formuliert und daraus resultierende Pflegekosten<br />

bzw. Opportunitätskosten kalkuliert<br />

werden. Die Verträge sollten zeitlich befristet<br />

und einem laufenden Controlling unterworfen<br />

werden.<br />

Die Vorteile dieser Art situativen Vertragsnaturschutzes<br />

liegen auf <strong>der</strong> Hand:<br />

klare Fokussierung auf das o<strong>der</strong> die<br />

Schutzziele,<br />

Klarheit auch <strong>für</strong> den Eigentümer,<br />

dessen Kooperation statt Obstruktion,<br />

gezielter und sparsamer Einsatz begrenzter<br />

öffentlicher Mittel.<br />

Oft handelt es sich bei zu schützenden Biotopen<br />

um Lagen, die auch aus ökonomischen<br />

Motiven extensiv bewirtschaftet werden,<br />

so dass sich entgangener Nutzen in<br />

bescheidenem Rahmen bewegt und situative<br />

Opportunitätskosten weit unter modellhaft<br />

berechneten zu liegen kommen.<br />

Situative Naturschutzregeln können auf<br />

schwammige, interpretationsbedürftige Formulierungen<br />

von Tatsachen- und Rechtsbegriffen<br />

verzichten, die bei großräumigen<br />

Bewirtschaftungsbeschränkungen unvermeidlich<br />

sind und provozieren daher weniger<br />

Rechtsstreit und Fundamentalopposition<br />

<strong>der</strong> Eigentümer und ihrer Verbände. Wo<br />

Bewirtschaftungsbeschränkungen ein bestimmtes<br />

Maß überschreiten, kommt <strong>der</strong><br />

Ankauf durch die öffentliche Hand in Betracht.

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