Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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92<br />
Tab. 1: In Deutschland vorkommende Waldlebensräume aus dem Anhang I <strong>der</strong> FFH-RL und nach § 30 BNatSchG (* = prioritäre Arten)<br />
entsprechenden Fließgewässern. Die Bewirtschaftung<br />
<strong>der</strong> NATURA 2000-Gebiete muss<br />
so gestaltet sein, dass die Lebensraumtypen<br />
erhalten und ggf. verbessert, nicht verschlechtert<br />
werden 6 . M. E. bezieht sich dies<br />
auch auf das Alter des Waldes und <strong>der</strong><br />
Bestände, da dieses ein Teilelement <strong>der</strong><br />
Wertigkeit des Lebensraumtyps darstellt.<br />
Für die beson<strong>der</strong>en Schutzgebiete legen die<br />
Mitgliedstaaten die Bewirtschaftungspläne<br />
und geeignete Maßnahmen rechtlicher, administrativer<br />
o<strong>der</strong> vertraglicher Art vor, die<br />
den ökologischen Erfor<strong>der</strong>nissen entsprechen<br />
und Verschlechterungen verhin<strong>der</strong>n 7 .<br />
FFH-Gebiete sind also regelmäßig bewirtschaftet.<br />
d) Weitere Flächen und Elemente gemäß<br />
§ 3 Abs. 3 Nr. 4 BNatSchG<br />
Im Hinblick auf den Wald ist eine Reihe von<br />
weiteren Möglichkeiten gegeben, an<strong>der</strong>e<br />
„Flächen“ einzubeziehen, soweit sie konkret<br />
fachlich <strong>für</strong> den Biotopverbund geeignet<br />
sind.<br />
Als Erstes kommt hier die Festsetzung von<br />
Schutzwald in Betracht, dessen rechtliche<br />
Grundlage § 12 Bundeswaldgesetz<br />
(BWaldG) und die Landeswaldgesetze<br />
(LWaldG) 8 sind. Schutzwald wird <strong>zum</strong>eist<br />
durch Rechtsverordnung festgesetzt, die<br />
Konstruktion ist in den Län<strong>der</strong>n aber nicht<br />
einheitlich. Es ist möglich, mit diesem forstrechtlichen<br />
Instrument sog. Totalreservate<br />
bzw. in Ostdeutschland Naturwaldzellen zu<br />
bestimmen. Daneben besteht außerdem die<br />
Möglichkeit, über das Naturschutzrecht<br />
„Totalreservate“ in <strong>der</strong> Form des Naturschutzgebietes<br />
festzulegen 9 . Nach einer bundesweiten<br />
Erfassung, allerdings auf dem<br />
Stand von 1995, gibt es in Deutschland<br />
lediglich 635 Reservate ohne Waldnutzung<br />
mit ca. 20.000 ha, das entspricht einem<br />
Gesamtanteil von nur 0,19 % <strong>der</strong> Waldfläche<br />
(vgl. BfN 1997). Die durchschnittliche<br />
Flächengröße dieser Naturwaldzellen<br />
beträgt 10 bis 50 ha, im Durchschnitt gesehen<br />
32 ha. Nach dem Bericht des Arbeitskreises<br />
län<strong>der</strong>übergreifen<strong>der</strong> Biotopverbund<br />
ist <strong>für</strong> die Ermittlung und Bewertung des<br />
Bestandes an naturschutzfachlich geeigneten<br />
Gebieten und Flächen <strong>für</strong> den Biotopverbund<br />
die Qualität „mäßig“ bei Wald bei<br />
Größen über 100 ha anzusetzen; die<br />
Mindestflächengröße <strong>für</strong> eine Aufwertung<br />
von Gebieten mit kleinflächigen naturschutzfachlich<br />
wertvollen Biotopkomplexen auf<br />
die regionale Biotopverbundebene auf<br />
Grund ihrer Lage im Raum liegt bei<br />
NATURA 2000-Code-Nr. Biotope nach § 30 BNatSchG<br />
Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) 9110<br />
Epiphytenreicher Buchenwald mit Stechpalme und Eibe (Illici-Fagion) 9120<br />
Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum s. l.) 9130<br />
Subalpiner Buchenwald mit Ahorn und Bergampfer (Aceri-Fagetum) 9140<br />
Orchideen-Buchenwald (Cephalanthero-Fagion) 9150<br />
Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum) 9160<br />
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum) 9170<br />
Schlucht- und Hangmischwäl<strong>der</strong>* (Tilio-Acerion) 9180* Schlucht-, Blockhalden- und<br />
Hangschuttwäl<strong>der</strong><br />
Alte bodensaure Eichenwäl<strong>der</strong> mit Quercus robur auf Sandebenen<br />
(Betulo-Quercetum roboris)<br />
9190<br />
Moorwäl<strong>der</strong> (alle Typen)* 91D0*<br />
Restbestände von Erlen- und Eschenwäl<strong>der</strong>n an Fließgewässern* 91E0* Bruch-, Sumpf- und Au-<br />
(Alnion glutinoso-incanae) incl. Weichholzauen wäl<strong>der</strong><br />
Eichen-/Ulmen-Eschen Mischwäl<strong>der</strong> am Ufer großer Flüsse<br />
(Hartholzauenwäl<strong>der</strong>)<br />
91F0*<br />
Pannonische Wäl<strong>der</strong> mit Quercus petraea und Carpinus betulus<br />
(Nordostdeutschland, westliche Arealgrenze, meist im Komplex<br />
mit thermophilen Buchen- und Eschenwäl<strong>der</strong>n)<br />
91G0*<br />
Bodensaure Fichtenwäl<strong>der</strong> (Vaccinio-Piceetea) 9410<br />
Alpiner Lärchen-Arvenwald 9420<br />
Bergkiefern- (o<strong>der</strong> Spirken-) Wäl<strong>der</strong> (auf Gips o<strong>der</strong> Kalksubstrat)* 9430*<br />
mindestens 25 ha Wald (BURKHARD et al.<br />
2003, PARDEY in diesem Heft). Es liegt<br />
deshalb auf <strong>der</strong> Hand, dass das Instrument<br />
„Schutzwald“ bisher nicht im Sinne des<br />
Biotopverbundes gehandhabt wurde. <strong>Der</strong><br />
Wert <strong>der</strong> Flächen dürfte demgegenüber unstreitig<br />
sein, sie sind überwiegend auch fachlich<br />
erfasst.<br />
Die in <strong>der</strong> Literatur teilweise aufgeführten<br />
„Waldschongebiete mit eingeschränkter<br />
forstlicher Nutzung“ stellen keine eigene<br />
rechtliche Kategorie dar.<br />
Ein weiteres forstrechtliches Instrument ist<br />
<strong>der</strong> Erholungswald, § 13 BWaldG und<br />
LWaldG. Je nach Landesrecht ist hier oft<br />
zugleich eine landesplanerische Vorgabe<br />
6 Vgl. zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>eines</strong> günstigen<br />
Erhaltungszustandes Art. 3 Abs. 1 FFH-RL.<br />
7 Vgl. im Einzelnen das System des Art. 6<br />
FFH-RL.<br />
8 Außer Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />
9 Zur teilweise unterschiedlichen Rechtslage<br />
in Sachsen vgl. Landesamt <strong>für</strong> Umwelt und<br />
Geologie & Sächsische Landesanstalt <strong>für</strong><br />
Forsten (1999), S. 6 ff.