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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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Integrierter Naturschutz im Wirtschaftswald: Bäume mit Spechthöhlen sollten als wertvoller<br />

Lebensraum <strong>für</strong> höhlen- und holzbewohnende Arten stehen gelassen werden (Foto: C. Heinrich).<br />

gen wird im Wirtschaftswald <strong>der</strong> ganz<br />

überwiegende Teil des Holzzuwachses<br />

als Nutzholz abgeschöpft und steht <strong>der</strong><br />

nachhaltigen Totholzanreicherung nicht<br />

mehr zur Verfügung. Konsequente integrierte<br />

Schutzstrategien können die räumliche<br />

und zeitliche Ausdünnung <strong>der</strong><br />

Totholzpräsens mil<strong>der</strong>n, aber die langfristigen<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Quantitätsunterschiede<br />

nicht aufheben: Die Amplitudentäler<br />

<strong>der</strong> Totholzvorratsschwankungen<br />

sind im Wirtschaftswald tiefer und länger.<br />

Die Kontinuität und <strong>der</strong> stetige, enge<br />

räumliche Verbund <strong>der</strong> vielen verschiedenen<br />

Totholzstrukturen und -lebensgemeinschaften<br />

wird durch Phasen <strong>der</strong><br />

Totholzarmut immer wie<strong>der</strong> unterbrochen.<br />

4.3.2.2 Bewahrung forstlicher<br />

Genressourcen<br />

Die Summe „zivilisatorischer Einflüsse“<br />

(SCHÜTZ 1990), insbeson<strong>der</strong>e die forstliche<br />

Nutzung, hat die genetische Zusammensetzung<br />

und gewachsene Eigenart von<br />

zahlreichen autochthonen Baumpopulationen<br />

erheblich verän<strong>der</strong>t (HOSIUS 1993,<br />

SCHMITT 1993, KOHLSTOCK 1993,<br />

SCHMIDT-VOGT 1986, MÜLLER-<br />

STARCK & ZIEHE 1991). Deshalb werden<br />

zunehmend For<strong>der</strong>ungen nach Konzepten<br />

<strong>zum</strong> Schutz forstlicher Genressourcen erhoben.<br />

Dabei spielen auch Schutzgebiete<br />

(Genreservate) eine Rolle (SCHMITT 1993,<br />

SCHÜTZ 1990, NATHER 1990, HORVAT-<br />

MARHOLT 1990, KISON 1995, KORPEL<br />

& PAULE 1990, SCHMIDT-VOGT 1986).<br />

Gegenüber einer „ex situ“-Konservierung<br />

in Genbanken haben sie den Vorteil, dass<br />

sie einen Genpool „in situ“, d. h. unter den<br />

natürlichen Bedingungen mit dynamischen<br />

Anpassungsprozessen und allen Glie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Lebensgemeinschaft erhalten (BEGE-<br />

MANN & VÖGEL 1996, KLEINSCHMIT<br />

1995, KISON 1995). Eine Annäherung waldbaulicher<br />

Vorgehensweisen an natürliche<br />

Prozesse im Wald stellt einen wichtigen<br />

<strong>Beitrag</strong> zur Erhaltung forstlicher Genressourcen<br />

dar. Sie stößt jedoch an enge<br />

Grenzen. Auch bei konsequent naturnaher<br />

<strong>Waldwirtschaft</strong> bleibt <strong>der</strong> Mensch eine erhebliche<br />

Einflussgröße im Ökosystem.<br />

Mögliche Folgen von Durchforstungen und<br />

<strong>der</strong> Unterbindung <strong>der</strong> natürlichen Alterung<br />

<strong>der</strong> Bestände auf <strong>der</strong>en genetische Vielfalt<br />

und spezifische Anpassungsfähigkeit wurden<br />

dargestellt. SCHMIDT-VOGT (1986)<br />

schlägt in Übereinstimmung mit dem vorliegenden<br />

Konzept vor: „Zur Erhaltung <strong>der</strong><br />

Genressourcen sollen bereits vorhandene<br />

Nationalparke und Naturschutzgebiete dienen.<br />

Nur in großen Wäl<strong>der</strong>n auf dem ursprünglichen<br />

Standort bekommt die natürliche<br />

Selektion eine Chance, ein gut funktionierendes<br />

Ökosystem zu erhalten. Allein<br />

auf diese Weise kann <strong>der</strong> Genpool intakt<br />

gehalten werden.“<br />

4.3.2.3 Erhaltung störungsarmer<br />

Ruheinseln im Wald<br />

Durch das dichte Netz von Forstwegen und<br />

öffentlichen Straßen ist heute in nahezu<br />

allen Landesteilen ein leichter Zugang <strong>für</strong><br />

die menschliche Nutzung ermöglicht worden.<br />

Auch ausgewiesene Forstökonomen<br />

sehen die angestrebten „Zielwegedichten“<br />

erreicht o<strong>der</strong> „in greifbare Nähe gerückt“<br />

(DIETZ et al. 1984). Zu den gut ausgebauten<br />

Fahrwegen im Wald addieren sich noch<br />

weitere Erschließungen, vor allem Rückewege<br />

und -gassen, zu einem lückenlosen<br />

Netz.<br />

Diese intensive Erschließung hat zu einem<br />

starken Rückgang ungestörter Refugien <strong>für</strong><br />

scheue Wildtierarten geführt. Beispiele <strong>für</strong><br />

beson<strong>der</strong>s bedrohte Arten mit hoher<br />

Störungsempfindlichkeit sind Schwarzstorch<br />

und Wildkatze. NOTTORF (1988)<br />

gibt <strong>für</strong> den Schwarzstorch während <strong>der</strong><br />

Brutzeit eine Fluchtdistanz von 100 m an.<br />

Um eine sichere Brut zu gewährleisten, sollten<br />

im Umkreis von 300 m um den Horst<br />

keine stärkeren Störungen (forstliche Arbeiten,<br />

Horstbeobachtungen, Jagd) stattfinden<br />

(NOTTORF 1988). Für Greifvögel<br />

schlägt KOSTRZEWA (1988) 100 bis 500<br />

ha große beruhigte Waldzonen mit stark<br />

vermin<strong>der</strong>ter Waldwegedichte, bzw. ohne<br />

Waldwege als störungsfreie Brutareale vor.<br />

In Waldschutzgebieten sollen streng ge-

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