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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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3 Biotopverbund zwischen<br />

Wäl<strong>der</strong>n: die Rückkehr <strong>der</strong><br />

Laubmischwäl<strong>der</strong><br />

Durch mittelalterliche Rodungen und durch<br />

die Umwandlung in Nadelforste seit Einführung<br />

<strong>der</strong> Forstwirtschaft vor 200 Jahren<br />

sind die Laubmischwäl<strong>der</strong> in Deutschland<br />

auf 15 % ihrer ursprünglichen Flächenausdehnung<br />

zurückgegangen. Vor allem in<br />

waldarmen Naturräumen und in Regionen,<br />

die von Nadelbaumforsten dominiert werden,<br />

ist <strong>der</strong> Verbund zwischen isolierten<br />

Resten naturnaher Waldökosysteme gelockert<br />

und gar ganz unterbrochen. Eine großflächige<br />

Rückgewinnung des <strong>für</strong> Deutschland<br />

so charakteristischen Ökosystems ist<br />

daher grundsätzlich anzustreben. Dies kann<br />

auf zwei verschiedenen Wegen erreicht<br />

werden: vorrangig durch Überführung naturferner<br />

Nadelbaumbestockungen in naturnahe<br />

Laubmischwäl<strong>der</strong> und daneben durch die<br />

Neuanlage von Laubwäl<strong>der</strong>n in waldarmen<br />

Naturräumen. Mangels ausreichen<strong>der</strong><br />

Lenkungsinstrumente wächst die Waldfläche<br />

in Deutschland vorwiegend auf<br />

bislang extensiv genutzten Standorten in<br />

den ohnehin waldreichen Mittelgebirgen zu<br />

und verdrängt dadurch schützenswerte<br />

Offenlandbiotope. Dabei wird das Ziel verfehlt,<br />

Wald an den Standorten und Naturräumen<br />

zu begründen, an denen er selten ist.<br />

Die Ziele einer landschaftsgerechten Waldvermehrung<br />

sind hiernach:<br />

Neuanlage möglichst großflächiger Waldökosysteme<br />

in waldarmen Naturräumen<br />

(Norddeutsche Tiefebene, Börden, Flussebenen).<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau von Auwäl<strong>der</strong>n und sonstigen<br />

seltenen Waldgesellschaften an geeigneten<br />

Standorten.<br />

Anreicherung und Glie<strong>der</strong>ung von<br />

strukturarmen Landschaften durch kleinflächige<br />

Waldanlage.<br />

Erweiterung o<strong>der</strong> <strong>Aufbau</strong> von Erholungswäl<strong>der</strong>n<br />

in Ballungsgebieten.<br />

Die Neuanlage von Wald ist an Standorten<br />

abzulehnen, wo sie zur Aufforstung von<br />

Wiesentälern, Streuobstflächen, Trockenrasen<br />

und an<strong>der</strong>en wertvollen Offenlandbiotopen<br />

führt. Bei <strong>der</strong> Neuanlage von Wald<br />

sollte Pflanzung nur eine ergänzende Funktion<br />

einnehmen, sofern eine qualitativ befriedigende<br />

Waldanlage durch Sukzession<br />

alleine nicht zu erwarten ist.<br />

<strong>Der</strong> größte Fortschritt beim Schutz <strong>der</strong> europäischen<br />

sommergrünen Laubmischwäl<strong>der</strong><br />

wird sich durch eine Umwandlung von naturfernen<br />

Nadelbaumforsten in naturnahe Laubmischwäl<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> <strong>zum</strong>indest in Wäl<strong>der</strong> mit<br />

einem hinreichenden Anteil standortheimischer<br />

Baumarten erreichen lassen.<br />

Bestandteil <strong>eines</strong> Biotopverbundes <strong>für</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

müssen auch Lösungen zur Aufhebung<br />

37<br />

Ein naturnaher Mischwald aus Weißtannen, Buchen, Fichten und Bergahornen: eine auch wirtschaftlich<br />

interessante Alternative <strong>zum</strong> Fichtenreinbestand (Foto: C. Heinrich).<br />

<strong>der</strong> Barrierewirkungen von Straßen <strong>für</strong> Wildtiere<br />

sein. Verkehrstrassen bewirken nicht<br />

nur unmittelbar einen beson<strong>der</strong>s hohen<br />

Flächenverbrauch, son<strong>der</strong>n verursachen als<br />

weit gravieren<strong>der</strong>e Folgewirkung die<br />

Zerschneidung und Fragmentierung von<br />

Landschaft und Lebensräumen. <strong>Der</strong> NABU<br />

for<strong>der</strong>t daher:<br />

Das Netz <strong>der</strong> Bundesfernstraßen in<br />

Deutschland muss als abgeschlossen angesehen<br />

werden,<br />

unzerschnittene, verkehrsarme Räume<br />

sind zu erhalten und durch die Raumordnung<br />

und Regionalplanung <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

mit ihren Potenzialen <strong>für</strong> den Artenschutz<br />

und die stille Erholung zu sichern,<br />

Deutschland braucht ein „Entschneidungsprogramm“:<br />

bundes- und landesweite<br />

Planungen zur Anlage von Wildtierbrücken<br />

und -tunneln, um die<br />

Zerschneidungswirkung von Straßen in<br />

den bedeutendsten Wildtierlebensräumen<br />

zu mil<strong>der</strong>n.<br />

4 Biotopverbund innerhalb von<br />

Wäl<strong>der</strong>n<br />

Die biologische Vielfalt <strong>der</strong> europäischen<br />

Laubmischwäl<strong>der</strong> kann in Schutzgebieten<br />

alleine nicht bewahrt werden. Für ihren Fortbestand<br />

bedarf es einer Flächengröße und<br />

Vielfalt an Umweltbedingungen, die in Reservaten<br />

nicht angeboten werden kann. Ein<br />

umfassendes Naturschutzkonzept <strong>für</strong> den<br />

Wald muss daher die Gesamtheit <strong>der</strong> Waldfläche<br />

betrachten und eine wirkungsvolle<br />

Funktionsteilung zwischen bewirtschafteten<br />

und geschützten Wäl<strong>der</strong>n entwerfen.<br />

Einer naturnahen <strong>Waldwirtschaft</strong> mit integrierten<br />

Naturschutzelementen (s. unten)<br />

kommt hierbei schon aus Gründen <strong>der</strong><br />

Flächenwirksamkeit die Rolle als unverzichtbare<br />

Basis <strong>für</strong> jedes Naturschutzkonzept<br />

im Wald zu. Ihr muss es gelingen, den<br />

Wirtschaftswald als einen naturnahen<br />

Lebensraum mit eigener hoher Qualität zu<br />

gestalten. Die Merkmale <strong>eines</strong> naturnahen<br />

Waldes sollten flächendeckend und stetig<br />

vorhanden sein. Nur unter diesen Bedingungen<br />

entsteht ein raumgreifen<strong>der</strong> Verbund<br />

von Naturwaldstrukturen. Als Vorrangflächen<br />

mit höchster Umweltqualität<br />

sind Schutzgebiete <strong>für</strong> beson<strong>der</strong>s anspruchsvolle<br />

Arten Rückzugsgebiete und Ausbreitungszentren.<br />

Eingebettet in ein belebtes<br />

und vernetzendes Umfeld geraten sie<br />

nicht in Isolation und bereichern ihrerseits<br />

das Umland durch grenzüberschreitenden<br />

„Export“ von biologischer Vielfalt. Reservate<br />

und integrierter Naturschutz auf <strong>der</strong><br />

genutzten Fläche müssen somit funktionell<br />

ergänzende Bestandteile ein und <strong>der</strong>selben<br />

Strategie sein. Es geht nicht um das „Entwe<strong>der</strong><br />

– o<strong>der</strong>“, son<strong>der</strong>n um das „Sowohl – als<br />

auch“. Ein umfassendes Naturschutzkonzept<br />

<strong>für</strong> den Wald verwirklicht hiernach drei<br />

Schritte:<br />

Naturnahe <strong>Waldwirtschaft</strong> ist durch eine<br />

natürlich regenerierende, strukturreiche<br />

Dauerbestockung mit vorwiegend standortheimischen<br />

Baumarten gekennzeichnet.<br />

Integrierte Naturschutzelemente: Lebensraumfunktionen<br />

und -strukturen, die in<br />

den naturnahen Wirtschaftswald flächendeckend<br />

zu integrieren sind. Von großer<br />

Bedeutung ist die Erhaltung von Bäumen<br />

mit beson<strong>der</strong>en Habitatfunktionen (z. B.<br />

Höhlenbäume) und von Totholz, die Gewährung<br />

von Sukzessionen auf Windwurfflächen<br />

sowie die Bewahrung, Rena

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