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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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Ebenso wichtig ist dabei die Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> zeitlichen Entwicklung: Bedingt durch<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> anthropogenen Nutzungen<br />

und biotischer bzw. abiotischer Prozesse<br />

befindet sich die Landschaft in einem<br />

ständigen Wandel. Dementsprechend verän<strong>der</strong>n<br />

sich auch die Lebensraumbedingungen<br />

<strong>für</strong> Wildtiere. Bei <strong>der</strong> flächenkonkreten<br />

Planung von Maßnahmen <strong>zum</strong><br />

Schutz bedrohter Arten o<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Biotopverbund<br />

müssen diese Verän<strong>der</strong>ungen berücksichtigt<br />

werden: Orientiert man sich an<br />

<strong>der</strong> aktuellen, früheren o<strong>der</strong> einer potenziell<br />

künftigen Verbreitung einer Zielart bzw.<br />

ihrer Lebensräume? Diese Frage lässt sich<br />

nur durch einen umfassenden „Systemansatz“<br />

beantworten.<br />

3 Das Lebensraumsystem <strong>für</strong><br />

Wildtiere<br />

Um das Landschaftsmosaik auf verschiedenen<br />

Maßstabsebenen hinsichtlich seiner Eignung<br />

als Lebensraum <strong>für</strong> eine ausgewählte<br />

Tierart wie das Auerhuhn beurteilen zu können,<br />

wurde ein hierarchisches System unterschiedlicher<br />

methodischer Ansätze entwickelt,<br />

die ineinan<strong>der</strong>greifend die Lebensraumbedingungen<br />

<strong>für</strong> Wildtiere beschreiben<br />

(SUCHANT et al. 2003) und <strong>für</strong> die<br />

Bewertung von Biotopverbund herangezogen<br />

werden können.<br />

3.1 Wildökologische Landschaftstypen<br />

Für den Raum Baden-Württemberg wurden<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> forstökologischen Regionalen<br />

Einheiten (ALDINGER et al. 1998)<br />

Daten zu Klimabedingungen, Landnutzung<br />

und Verkehrsinfrastruktur analysiert und<br />

daraus zwölf unterschiedliche Landschaftstypen<br />

abgeleitet, die unter tierökologischen<br />

Gesichtpunkten strukturelle Einheiten darstellen<br />

und als Wildökologische Landschaftstypen<br />

(WÖLT) bezeichnet werden.<br />

Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> dominierenden<br />

Landnutzungsform und des Fragmentierungsgrades<br />

wurden diese zu fünf Hauptgruppen<br />

zusammengefasst (s. Abb. 2, Tab.<br />

1; eine detaillierte Beschreibung <strong>der</strong> Methodik<br />

s. SUCHANT & BARITZ 2001,<br />

SUCHANT et al. 2003).<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> WÖLT können auf internationaler<br />

und nationaler Ebene „Suchräume“<br />

eingegrenzt werden, in denen <strong>für</strong> eine Tierart<br />

geeignete Lebensraumbedingungen herrschen<br />

können und die <strong>für</strong> eine langfristig<br />

überlebensfähige Population <strong>der</strong> Art ausreichend<br />

groß sind. Zudem kennzeichnen die<br />

WÖLT den Fragmentierungsgrad <strong>eines</strong><br />

Landschaftskomplexes und klassifizieren so<br />

die grundsätzlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> einen Biotopverbund.<br />

Für das Auerhuhn bieten nur die WÖLT 4.4<br />

und 4.3 (sowie bedingt auch 4.2) (s. Tab. 1),<br />

die durch große, zusammenhängende Waldgebiete<br />

charakterisiert sind, geeignete<br />

Lebensraumstrukturen. <strong>Der</strong> Schwarzwald<br />

stellt somit in Baden-Württemberg den einzigen<br />

„Suchraum“ dar, in dem heute<br />

Auerhuhnlebensräume in ausreichen<strong>der</strong><br />

Größe vorhanden sein können.<br />

3.2 Landschaftsökologisches<br />

Lebensraumpotenzial<br />

Tab. 1: Wildökologische Landschaftstypen (WÖLT) Baden-Wüttembergs.<br />

Um innerhalb <strong>eines</strong> o<strong>der</strong> mehrerer Wildökologischen<br />

Landschaftstypen die <strong>für</strong> eine<br />

Tierart beson<strong>der</strong>s geeigneten Gebiete zu<br />

lokalisieren, wurde eine Methodik zur Ermittlung<br />

des Landschaftsökologischen<br />

Lebensraumpotenzials (LÖLP) entwickelt.<br />

Die Herleitung des LÖLP basiert auf einer<br />

artspezifischen Bewertung von Geodaten<br />

77<br />

zu Landnutzung und Topografie, wobei die<br />

Ausprägung <strong>der</strong> artrelevanten Landschaftsparameter<br />

ins Verhältnis zur mittleren Streifgebietsgröße<br />

gesetzt wird (detaillierte Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Methode s. SUCHANT et al.<br />

2003).<br />

Das LÖLP bezeichnet die Teilgebiete einer<br />

Landschaft, die aufgrund <strong>der</strong> landschaftsökologischen<br />

Bedingungen ein höheres Potenzial<br />

<strong>für</strong> das Vorhandensein o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />

von geeigneten Habitatstrukturen<br />

<strong>für</strong> eine Tierart aufweisen als die übrigen<br />

Teile <strong>der</strong> Landschaft. Für das Auerhuhn ist<br />

das LÖLP durch mindestens 100 ha große<br />

Waldkerngebiete in hochmontanen Lagen<br />

(inkl. 100 Höhenmeter Pufferzone) abseits<br />

von Straßen und Siedlungen charakterisiert<br />

(SUCHANT 2002, SUCHANT et al. 2003).<br />

Dementsprechend wurden die Flächen lokalisiert,<br />

<strong>für</strong> die diese Vorgaben hinsicht-<br />

Abb. 2: Wildökologische Landschaftstypen<br />

(WÖLT) in Baden Württemberg (Legende s. Tab.<br />

1).<br />

Nummer Haupttyp Beschreibung<br />

1.1-1.3 Intensivste Landnutzung Waldinseln in waldarmen Naturräumen mit wichtiger Rückzugs- und Trittsteinfunktion;<br />

extrem starke Habitatfragmentierung durch Straßen und Ackerbau<br />

2 Landwirtschaftlich geprägte Waldinseln mit wichtiger Rückzugs- und Trittsteinfunktion; die Habitatfragmentierung<br />

Mischgebiete durch Straßen und Ackerbau lässt sich teilweise durch Biotopvernetzung verringern<br />

3.1-3-3 Multifunktionale starke Habitatfragmentierung: Waldinseln mit Trittsteinfunktion zwischen<br />

Mischgebiete vorhandenen Waldkerngebieten<br />

4.1 hoher Waldanteil; starke Fragmentierung durch Ackerbau, ausreichend<br />

Biotopvernetzung<br />

4.2<br />

Waldgeprägte Gebiete<br />

hoher Waldanteil; hohes Störungspotential durch Erholung; wenig Pufferung<br />

zwischen Einstandsgebieten und Ackergürteln<br />

4.3 hoher Wald- und Weideanteil; vielfältiger Lebensraum mit geringem Störungspotential<br />

4.4 hoher Waldanteil; großflächig zusammenhängende und ungestörte Waldlebensräume<br />

5 Gebiete mit starker trotz starker Habitatfragmentierung noch ausreichend Biotopvernetzung; sehr geringes<br />

Waldfragmentierung Störungspotenzial

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