Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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60 Schr.-R. d. Deutschen <strong>Rat</strong>es <strong>für</strong> Landespflege (2004), Heft 76, S. 60-63<br />
Olaf Schmidt, Jörg Müller und Alexan<strong>der</strong> Schnell<br />
Waldschutzgebiete in Deutschland – was leisten<br />
Naturwaldreservate <strong>für</strong> den Biotopverbund im Wald?<br />
Einleitung<br />
<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Rat</strong> <strong>für</strong> Landespflege (DRL)<br />
hat sich bereits 1983 mit Fragen des Gebietsschutzes<br />
auseinan<strong>der</strong>gesetzt und in seiner<br />
damaligen Stellungnahme (DRL 1983) die<br />
Notwendigkeit betont, integrierte Schutzgebietssysteme<br />
– bestehend aus Schutzgebiets-<br />
und Verbundflächen – zu entwickeln.<br />
Die Sicherung, Pflege und Entwicklung von<br />
Schutzgebieten und Verbundflächen waren<br />
und sind zentrale Voraussetzungen, um die<br />
biologische Vielfalt, die spezifischen<br />
Lebensräume und nicht zuletzt die Eigenart<br />
<strong>der</strong> Landschaft zu erhalten.<br />
In Heft 73/2002 hat <strong>der</strong> Deutsche <strong>Rat</strong> <strong>für</strong><br />
Landespflege einen Überblick über Erreichtes,<br />
Effektivität und Fortentwicklung <strong>der</strong><br />
vorhandenen Schutzgebietssysteme in<br />
Deutschland gegeben (DRL 2002). Obwohl<br />
die Umsetzung in <strong>der</strong> Praxis gewisse Defizite<br />
zeigt, ist und bleibt <strong>der</strong> Gebietsschutz<br />
das Rückgrat des Naturschutzes in Deutschland.<br />
Im Hinblick auf den Gedanken des<br />
Biotopverbundes gewinnt v. a. das europäische<br />
Naturschutzinstrument von 1992, die<br />
Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie, große<br />
Bedeutung. Hier werden die Mitgliedstaaten<br />
verpflichtet, ein „kohärentes ökolo-<br />
Waldanteil Bayerns<br />
Naturparke<br />
Landschaftsschutzgebiete<br />
Naturschutzgebiete<br />
Natura 2000-Flächen<br />
Nationalparke<br />
gisches Netz von Schutzgebieten“ mit dem<br />
Namen NATURA 2000 aufzubauen.<br />
Schutzgebietskategorien in<br />
Deutschlands Wäl<strong>der</strong>n<br />
Einen guten Überblick über die verschiedenen<br />
Schutzgebietskategorien in Deutschland<br />
geben die Stellungnahme des Deutschen<br />
<strong>Rat</strong>es <strong>für</strong> Landespflege, sowie <strong>der</strong><br />
Fachbeitrag von BLAB in Heft 73 <strong>der</strong><br />
Schriftenreihe des DRL (2002). In Bayern<br />
spielen Wäl<strong>der</strong> im Gebietsschutz eine wesentliche,<br />
ja flächenmäßig dominierende<br />
Rolle. Gemessen am durchschnittlichen<br />
Waldanteil Bayerns von 36 % nehmen die<br />
Waldflächen an den Schutzgebietskategorien<br />
überproportional hohe Anteile ein (s.<br />
Abb. 1). Je strenger die Schutzkategorie,<br />
umso höher ist dabei <strong>der</strong> Waldanteil. So<br />
liegt <strong>der</strong> Waldanteil in den Naturparken bei<br />
45 %, in den Nationalparken bereits bei<br />
69 %.<br />
Für den Biotopverbund im Wald sind neben<br />
den o. g. NATURA 2000-Flächen die Naturwaldreservate<br />
(Definition s. Kasten S. 61)<br />
auf Grund ihrer Anzahl und Verteilung von<br />
beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />
36<br />
45<br />
56<br />
56<br />
60<br />
Naturwaldreservate<br />
Naturwaldreservate sind Waldflächen, die<br />
ihrer natürlichen Entwicklung überlassen<br />
bleiben. Die Dynamik, das freie Ablaufen<br />
natürlicher Prozesse, ist das wesentliche<br />
Element dieser Wäl<strong>der</strong>. Bereiche, in denen<br />
solche Abläufe vom Menschen unbeeinflusst<br />
stattfinden dürfen, sind in unserer<br />
Kulturlandschaft selten. Selbst in vielen<br />
Naturschutzgebieten darf die Natur nicht<br />
„Natur sein“, son<strong>der</strong>n wird nach genauen<br />
Pflegeplänen behandelt, um bestimmte<br />
Lebensraumzustände zu erhalten bzw. bestimmte<br />
Arten zu schützen. In Naturwaldreservaten<br />
hingegen kann sich <strong>der</strong> Wald frei<br />
entwickeln, so dass mit <strong>der</strong> Zeit alle Stadien<br />
von <strong>der</strong> natürlich entstandenen Lichtung bis<br />
zur Zerfallsphase durchlaufen werden und<br />
mosaikartig nebeneinan<strong>der</strong> liegen. Eine hohe<br />
Vielfalt an Strukturen und ökologischen<br />
Nischen entsteht. In Jahrzehnten und Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
werden hier wie<strong>der</strong> Urwaldstrukturen<br />
und damit „Ersatz-Urwäl<strong>der</strong>“<br />
entstehen. Um die natürliche Entwicklung<br />
nicht zu stören, darf in Naturwaldreservaten<br />
kein Holz geschlagen und dürfen auch keine<br />
weiteren forstlichen Eingriffe durchgeführt<br />
werden.<br />
0 10 20 30 40 50<br />
Waldanteil [%]<br />
60 70 80 90 100<br />
Abb. 1: Waldanteile an Schutzgebietskategorien am Beispiel Bayerns.<br />
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