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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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72<br />

Deutlich schlechter stellt sich die heutige<br />

Situation weiter im Süden dar. Im Bereich<br />

des ausgebauten Oberrheins zwischen Basel<br />

und Iffezheim sind die noch einigermaßen<br />

naturnah ausgeprägten Waldbiotope auf die<br />

wenigen Wäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rheinschlingen begrenzt.<br />

Aktuell besteht keine Vernetzung<br />

dieser Waldbiotope (s. Abb. 1). Sie liegen<br />

zwischen 3 km bis über 40 km voneinan<strong>der</strong><br />

entfernt.<br />

Die Waldbiotope in diesem Bereich haben<br />

eine vermin<strong>der</strong>te Biotopqualität und werden<br />

als Bastardauen (HÜGIN & HENRICH-<br />

FREISE 1992) bezeichnet, da sie nur noch<br />

wesentlich seltener vom Rhein überflutet<br />

werden, als dies in natürlichen Auenwäl<strong>der</strong>n<br />

geschieht.<br />

Die noch naturnächsten Bestände sind geprägt<br />

von Eichen-Ulmenwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Hartholzaue sowie zu weit geringerem Anteil<br />

von Silberweidenwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Weichholzaue.<br />

Die verbreitet vorhandenen<br />

Wirtschaftswäl<strong>der</strong> bestehen weitgehend aus<br />

nicht hochwassertoleranten Buntlaubholzbeständen<br />

sowie zu geringeren Anteilen aus<br />

Wirtschaftspappeln und Buchenbeständen<br />

(Landesanstalt <strong>für</strong> Umweltschutz 1999).<br />

Silberweidenwäl<strong>der</strong><br />

In den Silberweidenwäl<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Rheinaue<br />

wird die Baumschicht ausschließlich von<br />

<strong>der</strong> Silberweide gebildet. Eine Strauchschicht<br />

ist bis auf einzelne jüngere Silberweiden<br />

nicht vorhanden. In <strong>der</strong> Krautschicht<br />

finden sich Röhrichtarten, z. B. das Schilf,<br />

das Rohrglanzgras o<strong>der</strong> die gelbe Schwertlilie.<br />

Auch verschiedene Seggen kommen<br />

vor. In <strong>der</strong> freien Fließstrecke des Rheins,<br />

unterhalb <strong>der</strong> letzten Staustufe bei Iffezheim,<br />

werden diese Silberweidenwäl<strong>der</strong> während<br />

<strong>der</strong> Vegetationsperiode im Mittel an mehr<br />

als 60 Tagen überflutet. Die maximale Dauer<br />

in dieser Zeit liegt bei über 140 Tagen<br />

(MICHIELS & ALDINGER 2002).<br />

Eichen-Ulmenwäl<strong>der</strong><br />

Mit abnehmen<strong>der</strong> Überflutungsdauer und<br />

Überflutungshöhe kommen die Eichen-<br />

Ulmenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hartholzaue vor. Die<br />

Baumschicht <strong>der</strong> Tiefen Hartholzaue war<br />

ursprünglich geprägt von Stieleichen und<br />

Feldulmen. Infolge des Ulmensterbens sind<br />

heute sowohl die Feld- als auch die<br />

Flatterulme weitgehend ausgestorben. Eine<br />

unterschiedlich artenreiche Strauchschicht<br />

(z. B. Roter Hartriegel) kennzeichnet diese<br />

Bestände. Neben typischen Arten, wie Kratzbeere<br />

und Wiesenschaumkraut, sind in <strong>der</strong><br />

Krautschicht sowohl einzelne Arten <strong>der</strong> tiefer<br />

liegenden Weichholzaue als auch Arten<br />

<strong>der</strong> seltener überfluteten, höher liegenden<br />

Auenzonen zu finden.<br />

Nehmen Überflutungsdauer, -höhe und<br />

-häufigkeit weiter ab, so ist eine Verände-<br />

rung <strong>der</strong> Artenzusammensetzung in allen<br />

Schichten festzustellen. In <strong>der</strong> Baumschicht<br />

<strong>der</strong> Hohen Hartholzaue kommt neben <strong>der</strong><br />

Esche <strong>der</strong> Bergahorn hinzu. In <strong>der</strong> Strauchschicht<br />

tritt die Hasel auf. Im Frühjahr ist die<br />

Krautschicht geprägt durch dichte Herden<br />

von Bärlauch, Buschwindröschen und weiteren<br />

Frühjahrsgeophyten.<br />

Pappelbestände<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Waldbewirtschaftung finden<br />

sich heute auf grundwassernahen o<strong>der</strong> häufig<br />

überfluteten Standorten verbreitet<br />

Hybridpappelbestände. Die Strauchschicht<br />

fehlt, die Krautschicht ist artenarm und besteht<br />

meist aus dichten Herden von Schilf,<br />

Brennnessel o<strong>der</strong> Goldrute.<br />

Buntlaubholzbestände<br />

Auf Standorten, die we<strong>der</strong> von dauerhaft<br />

hohen Grundwasserständen beeinflusst noch<br />

vom Rhein überströmt werden, befinden<br />

sich heute ausgedehnte Buntlaubholzbestände<br />

mit Esche, Berg- und Spitzahorn.<br />

Die Jugendstadien dieser Bestände sind<br />

struktur- und artenarm. Mit zunehmendem<br />

Alter entwickelt sich jedoch meist eine naturnähere<br />

Strauch- und Krautschicht.<br />

Wasser als Lebenselement<br />

Gewässer begleiten<strong>der</strong><br />

(Wald-)Biotope<br />

Gewässer begleitende Waldbiotope sind <strong>zum</strong><br />

einen gekennzeichnet durch dynamische<br />

Grundwasserverhältnisse. Phasen hoher<br />

Grundwasserstände wechseln mit mehr o<strong>der</strong><br />

min<strong>der</strong> ausgeprägten Phasen niedriger<br />

Grundwasserstände: das charakteristische<br />

Atmen <strong>der</strong> Auenböden.<br />

Zum an<strong>der</strong>en wird das vielfältige, reich<br />

strukturierte Mosaik <strong>der</strong> Auenlebensräume<br />

maßgeblich hervorgerufen und geprägt vom<br />

Wechselspiel <strong>der</strong> Überflutungen. Das natürliche<br />

Zusammenspiel von Überflutungsdauer,<br />

-höhe und -häufigkeit führt zur typischen<br />

Ausprägung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Auenlebensräume. Je nach <strong>der</strong>en räumlicher<br />

Nähe <strong>zum</strong> Gewässer verän<strong>der</strong>n sich die<br />

natürlichen Überflutungsverhältnisse. Entsprechend<br />

haben Tier- und Pflanzenarten<br />

<strong>der</strong> Auenlebensräume gezielte Überlebensstrategien<br />

entwickelt, die ihnen ein Leben in<br />

dieser Umwelt sichern (SIEPE 1989).<br />

Dieses Wechselspiel <strong>der</strong> Überflutungen ist<br />

in den ausgedeichten Wäl<strong>der</strong>n heute nicht<br />

mehr gegeben. Erst mit dem Einsatz <strong>zum</strong><br />

Hochwasserschutz werden die IRP-Räume<br />

wie<strong>der</strong> ca. alle zehn Jahre geflutet werden.<br />

Da Überflutungen in solch langen Zeitabständen<br />

<strong>für</strong> mitteleuropäische Waldbiotope<br />

und ihre Lebensgemeinschaften immer wie<strong>der</strong>kehrende<br />

Katastrophen darstellen, werden<br />

<strong>für</strong> die Jahre dazwischen niedrigere,<br />

vom Abfluss im Rhein abhängige, regelmäßige<br />

Flutungen geplant, sog. Ökologische<br />

Flutungen. Im Zusammenspiel mit den<br />

Retentionsflutungen besteht so <strong>für</strong> die Wäl<strong>der</strong><br />

und Lebensgemeinschaften die Chance,<br />

dass sich wie<strong>der</strong> auenähnliche Lebensräume<br />

mit ihren zugehörigen Pflanzen- und Tierarten<br />

entwickeln. <strong>Der</strong> Betrieb <strong>der</strong> Rückhalteräume<br />

allein <strong>zum</strong> Hochwasserschutz ohne<br />

Ökologische Flutungen wäre nicht umweltverträglich.<br />

Entsprechend den Verhältnissen in natürlichen<br />

Auen werden durch die Ökologischen<br />

Flutungen je nach <strong>der</strong>en Dauer mehr o<strong>der</strong><br />

weniger große Flächen überflutet. Nur bei<br />

dem Einsatz zur Hochwasserrückhaltung<br />

wird die gesamte Fläche im Rückhalteraum<br />

vom Wasser erreicht. Die Überflutungshöhen<br />

bei Retentionseinsatz liegen damit<br />

naturgemäß über denjenigen <strong>der</strong> Ökologischen<br />

Flutungen (s. Abb. 2).<br />

Das Regime <strong>der</strong> Ökologischen Flutungen<br />

(mittlere Dauer im Jahr) wird ausgerichtet<br />

an den Überflutungshöhen bei Retention.<br />

Anhand von nach den Hochwassern im Februar<br />

und Mai 1999 am Oberrhein gewonnenen<br />

Daten konnte insbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong> den<br />

nördlichen Oberrhein das charakteristische<br />

Zusammenspiel von Überflutungshöhe und<br />

Überflutungsdauer einzelnen Auenstufen<br />

zugeordnet werden (BIEGELMAIER 2002,<br />

MICHIELS & ALDINGER 2002, SPÄTH<br />

2002). Auswertungen weiterer Arbeiten<br />

(KRAMER 1987, DISTER 1980, SPÄTH<br />

1987) sowie Erfahrungen <strong>der</strong> badenwürttembergischen<br />

Forstverwaltung erlauben<br />

es zudem, Empfehlungen <strong>für</strong> eine naturnahe<br />

Waldbewirtschaftung in den Rückhalteräumen<br />

des IRP abzugeben (s. Tab. 1).<br />

Biotopverbund <strong>zum</strong> einen:<br />

Maßnahmen des IRP<br />

Für die naturnahen Waldbiotope am nördlichen<br />

und die Bastardauen am südlichen<br />

Oberrhein ergibt sich mit <strong>der</strong> Umsetzung<br />

des Integrierten Rheinprogrammes die Chance,<br />

mittelfristig wie<strong>der</strong> einen strombegleitenden<br />

Waldverbund auszubilden.<br />

Die zwischen den Bastardauen liegenden<br />

Rückhalteräume (Abb. 1) umfassen jeweils<br />

mehrere 100 ha und sind nahezu vollständig<br />

bewaldet. Stellvertretend <strong>für</strong> die Gesamtsituation<br />

<strong>der</strong> Waldbiotope am Oberrhein<br />

wird im Folgenden am Beispiel <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />

nördlich und südlich des Naturschutzgebietes<br />

Taubergießen die Situation dargestellt<br />

(s. Abb. 3).

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