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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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erfor<strong>der</strong>lich sein können, um dem Verschlechterungsverbot<br />

von Natur und Landschaft<br />

zu entsprechen (vgl. etwa Verwaltungsvorschrift<br />

zu § 8 Landeswaldgesetz<br />

Brandenburg, die <strong>für</strong> solche Fälle eine weitere,<br />

über die Ersatzaufforstung hinausgehende<br />

Kompensation in einer Größenordnung<br />

von 1:5 vorsieht). Die Maßnahmen<br />

sollen sich räumlich und fachlich an den<br />

naturschutzfachlichen und forstfachlichen<br />

Plänen orientieren (Landschaftsplan, Forsteinrichtung,<br />

Pflege- und Entwicklungspläne<br />

<strong>für</strong> NATURA 2000-Gebiete etc.). Mögliche<br />

Maßnahmen können sein:<br />

Biotop- und Artenschutz (z. B. Renaturierung<br />

von Bachläufen im Wald, Neuanlage<br />

vorgelagerter Waldrän<strong>der</strong>, Reaktivierung<br />

von ehemaligen Brüchern und<br />

Hangmooren),<br />

waldbauliche Maßnahmen (z. B. Entwicklung<br />

gefährdeter Waldgesellschaften) o<strong>der</strong><br />

Erreichung bestimmter Baumartenanteile<br />

sowie<br />

objektbezogene Nutzungseinstellung zur<br />

För<strong>der</strong>ung von Waldlebensgemeinschaften<br />

(z. B. Entwicklung und För<strong>der</strong>ung<br />

beson<strong>der</strong>er Waldelemente und seltener<br />

Waldstrukturen, Erhöhung des Anteils<br />

von Altbäumen und Einbringung von<br />

Totholz).<br />

Aufforstungsprämie<br />

Durch die Bund-Län<strong>der</strong>-Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung <strong>der</strong> Agrarstruktur und<br />

des Küstenschutzes“ (GAK) können auch<br />

Aufforstungen finanziell unterstützt werden.<br />

Möglich ist dies über die „Erstaufforstungsprämie“<br />

und die „För<strong>der</strong>ung waldbaulicher<br />

Maßnahmen“. Bei dieser wird ein<br />

einmaliger Zuschuss zur Aufforstung o<strong>der</strong><br />

zur Zulassung einer natürlichen Bewaldung<br />

bisher nicht forstwirtschaftlich genutzter<br />

Flächen gewährt. Auch die Pflege <strong>der</strong> erstaufgeforsteten<br />

Fläche ist för<strong>der</strong>ungsfähig. Die<br />

Höhe <strong>der</strong> Zuwendung steigt mit zunehmendem<br />

Laubholzanteil auf bis zu 85 % (90 %<br />

bei Naturverjüngung).<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Erstaufforstungsprämie,<br />

die in Form von jährlichen Zuschüssen<br />

gewährt wird, ist eine ordnungsgemäße<br />

Pflege <strong>der</strong> Flächen (PLANAK-Beschlüsse<br />

zu den För<strong>der</strong>ungsgrundsätzen des<br />

GAK-Rahmenplans 2004). Den Län<strong>der</strong>n<br />

bleibt überlassen, die Prämienhöhe und –<br />

dauer in Abhängigkeit nach Baumartenwahl<br />

o<strong>der</strong> Bestandestyp zu staffeln. Über die Erstaufforstungsprämie<br />

hinaus kann auf <strong>der</strong><br />

Basis <strong>der</strong> EU-Richtlinie 2080/92 als jährlicher<br />

Zuschuss ein Ausgleich von Einkommensverlusten<br />

aufgrund <strong>der</strong> Aufforstung<br />

o<strong>der</strong> des Zulassens natürlicher Bewaldung<br />

landwirtschaftlich genutzter Flächen<br />

bewilligt werden.<br />

5 Konsequenzen und Konflikte<br />

Die Durchsetzung des Schutzes <strong>eines</strong> großflächig<br />

zusammenhängenden Verbundes<br />

funktionieren<strong>der</strong> Biotope hat mehr o<strong>der</strong><br />

weniger deutliche Konsequenzen <strong>für</strong> die<br />

Landnutzung, also auch <strong>für</strong> die Bewirtschaftung<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> auf ihrem Flächenanteil.<br />

Die Konsequenzen müssen nicht in jedem<br />

Fall zu Konflikten führen. Die Konfliktträchtigkeit<br />

ist vielmehr abhängig von<br />

1. den gefor<strong>der</strong>ten Mindeststandards <strong>der</strong><br />

Biotope,<br />

2. den abiotischen und biotischen Voraussetzungen<br />

in Waldgebieten,<br />

3. den Eigentums- und Bewirtschaftungsverhältnissen,<br />

4. den Instrumenten <strong>der</strong> Durchsetzung des<br />

Biotopschutzes,<br />

5. <strong>der</strong> geleisteten Informations- und Überzeugungsarbeit.<br />

Die heutige Situation <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> ist sehr<br />

unterschiedlich je nach den standörtlichen<br />

Verhältnissen, <strong>der</strong> historischen Entwicklung,<br />

<strong>der</strong> Flächengröße und Zerschneidung sowie<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Eigentümer und <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit; damit ist auch ihr unmittelbarer<br />

Wert <strong>für</strong> den Biotopverbund und ihre<br />

Eignung zur Weiterentwicklung als Bestandteile<br />

des Verbundes sehr unterschiedlich.<br />

Echte Urwäl<strong>der</strong> gibt es in Deutschland praktisch<br />

nicht mehr. Naturwaldreservate, in<br />

denen heute keine Bewirtschaftung mehr<br />

stattfindet, wurden meist – am Lebenszyklus<br />

<strong>eines</strong> Waldes gemessen – bis vor kurzem<br />

noch genutzt. Sie för<strong>der</strong>n zwar Zustände<br />

o<strong>der</strong> Entwicklungen, die aus Naturschutzsicht<br />

vorrangig erstrebenswert sind, indem<br />

sie keine menschlichen Eingriffe mehr zulassen,<br />

machen jedoch nur ca. 0,27 % (vgl.<br />

<strong>Beitrag</strong> SCHMIDT et al. in diesem Heft) <strong>der</strong><br />

bundesdeutschen Waldfläche aus (<strong>zum</strong> Vergleich:<br />

die Fläche <strong>der</strong> Nationalparke – ohne<br />

Nord- und Ostseeflächen – beträgt 0,5 % <strong>der</strong><br />

Gesamtfläche Deutschlands). Sie spielen<br />

jedoch als Mosaik- und Trittsteine dennoch<br />

eine nicht zu vernachlässigende Rolle im<br />

Biotopverbund des Waldes (vgl. ebd.).<br />

Ähnlich ist die Situation bei historisch alten<br />

Wäl<strong>der</strong>n und bei jungen Wäl<strong>der</strong>n aus Sukzession<br />

o<strong>der</strong> Neuaufforstungen. Wie sich<br />

Stoffeintrag aus <strong>der</strong> Luft und Klimawandel,<br />

ja selbst Erholungsnutzung und Holzmarktlage<br />

in den Prozessen auswirken und<br />

zur schleichenden Verän<strong>der</strong>ung in den Biotopen<br />

beitragen, ist in den Konsequenzen<br />

noch zu wenig bekannt. Grundsätzlich gilt,<br />

dass die Artenvielfalt nicht allein durch<br />

einen Biotopverbund aus naturbetonten Elementen<br />

zu sichern o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>herzustellen<br />

ist, son<strong>der</strong>n dass es wie<strong>der</strong> einer stärkeren<br />

Differenzierung des gesamten Land-<br />

23<br />

nutzungssystems, also auch <strong>der</strong> Waldbewirtschaftung<br />

bedarf (HABER 2003).<br />

Die Vielfalt <strong>der</strong> Eigentumsverhältnisse ist<br />

grundsätzlich eine gute Voraussetzung <strong>für</strong><br />

eine starke Differenzierung <strong>der</strong> Waldbewirtschaftung,<br />

weil sich aus den unterschiedlichen<br />

Zielen <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

häufig bereits eine wünschenswerte Bestands-<br />

und Nutzungsvielfalt ergibt. Ansätze<br />

zu einer stärkeren Selbstverpflichtung<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Waldungen, vor allem <strong>der</strong><br />

Staatswäl<strong>der</strong>, im Sinne des Naturschutzes<br />

sind vorhanden. Lei<strong>der</strong> wirken Finanznot<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Hand sowie falsch ausgerichtete<br />

Umstrukturierungen und Privatisierungseifer<br />

diesen Ansätzen jetzt spürbar<br />

entgegen. Das an<strong>der</strong>e Extrem beobachtet<br />

man im kleineren Privatwald: Da es eine<br />

Pflicht zur Bewirtschaftung des Waldes nicht<br />

gibt, werden viele Kleinprivatwäl<strong>der</strong><br />

überhaupt nicht mehr genutzt. Sie sind <strong>für</strong><br />

die Eigentümer aus vielerlei Gründen uninteressant<br />

geworden. In Baden-Württemberg<br />

umfasst <strong>der</strong> Klein- und Kleinstprivatwald<br />

(unter 5 ha) ohne Bindung an einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb ca. 40 % des Privatwaldes.<br />

VOLZ (2001) schätzt einen Großteil<br />

von diesen als „forstwirtschaftliche<br />

Sozialbrache“ ein. Welche Wertigkeit diese<br />

Waldflächen <strong>für</strong> einen Biotopverbund erlangen,<br />

hängt wesentlich davon ab, in welchem<br />

Zustand (z. B. hinsichtlich <strong>der</strong> Baumartenzusammensetzung)<br />

sich diese Wäl<strong>der</strong><br />

befinden. Dies wäre genauer zu untersuchen.<br />

Im Wesentlichen werden Wäl<strong>der</strong> jedoch<br />

bewirtschaftet, und zwar unter schwierigen<br />

Rahmenbedingungen, da <strong>der</strong> Rohstoff<br />

Holz am Markt zurzeit nicht die Preise erzielt,<br />

wie es wünschenswert wäre, um den<br />

Forstbetrieben Handlungsspielräume zu<br />

geben. So sind gerade im mittleren und<br />

großen Privatwald die schärfsten Konflikte<br />

zu erwarten, wenn ein Biotopverbund durchgesetzt<br />

wird, <strong>der</strong> zu Einschränkungen o<strong>der</strong><br />

Belastungen führt. Ein Verbund kann folglich<br />

nur mit den Waldeigentümern und nicht<br />

gegen sie erreicht werden. Ihre frühzeitige<br />

Einbeziehung ist dringend geboten. Ebenso<br />

wichtig ist es, dass sich die Waldeigentümer<br />

konstruktiv in diesen Prozess <strong>der</strong> Naturschutzpolitik<br />

einbringen. Das ganze<br />

Konfliktfeld wird deutlich an <strong>der</strong> aktuellen<br />

Diskussion um die „Gute fachliche Praxis in<br />

<strong>der</strong> Forstwirtschaft“ (vgl. WINKEL & VOLZ<br />

2003). In einem intensiven Dialog müssen<br />

daher die naturschutzfachlichen Mindestanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die <strong>Waldwirtschaft</strong> und<br />

die Honorierung darüber hinausgehen<strong>der</strong><br />

Leistungen geklärt werden. Die Waldbesitzer<br />

sind besorgt, dass es zur Festschreibung<br />

waldbaulicher Methoden kommt. Sie verweisen<br />

darauf, dass Biodiversität mit einer<br />

Vielfalt von Bewirtschaftungsmethoden

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