Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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18<br />
3.6 Verfahren <strong>für</strong> die Umsetzung<br />
Für die Umsetzung <strong>der</strong> dargestellten Konzepte<br />
in einen funktionsfähigen Biotopverbund<br />
in den öffentlichen Waldungen liegen<br />
durch die Ergebnisse <strong>der</strong> Forsteinrichtung<br />
und <strong>der</strong> Standorterkundung flächendeckende<br />
Informationen und zwar auf<br />
Bestandesebene (i. d. R. im Maßstab<br />
1:10.000) vor. Während <strong>für</strong> den Großprivatwald<br />
waldspezifische Informationen und<br />
Kartierungen bzw. Betriebsgutachten verfügbar<br />
sind, ist <strong>der</strong> Kleinprivatwald häufig<br />
nicht erfasst. In Nordrhein-Westfalen bestehen<br />
über die Landschaftsplanung (WREDE<br />
1992) <strong>zum</strong> Teil auch <strong>für</strong> den Kleinprivatwald<br />
vorzügliche Unterlagen.<br />
In vielen Län<strong>der</strong>n liegen darüber hinaus<br />
naturschutzfachliche Daten bzw. Kartierungen<br />
vor, z. B.<br />
– Arten- und Biotopschutzprogramme,<br />
– Biotopkartierungen,<br />
– faunistische Erhebungen und Spezialkartierungen<br />
sowie<br />
– Pilzkartierungen.<br />
Allerdings variieren Dichte und Vollständigkeit<br />
dieser Kartierungen <strong>zum</strong> Teil sehr<br />
stark. Bei <strong>der</strong> Beurteilung, inwieweit <strong>der</strong>zeit<br />
Konzepte realisierbar sind, die neben ökonomischen<br />
und landeskulturellen Zielen<br />
auch solche <strong>eines</strong> anspruchsvollen Biotopverbundes<br />
bzw. Waldnaturschutzes beinhalten,<br />
muss stark differenziert werden. Für<br />
den Privatwald werden beträchtliche Mittel<br />
<strong>für</strong> ein waldspezifisches Vertragsnaturschutzprogramm<br />
(GÜTHLER et al. in Vorb.)<br />
notwendig sein, wenn For<strong>der</strong>ungen, die erhebliche<br />
finanzielle Nachteile mit sich bringen<br />
(z. B. Nutzungsaufgabe, Erhöhung <strong>der</strong><br />
Totholzvorräte über 10 fm/ha hinaus, starke<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Laubbaumanteile) erfüllbar<br />
werden sollen. Im Bereich <strong>der</strong> staatlichen<br />
und kommunalen Forstverwaltungen wurde<br />
dagegen <strong>zum</strong> Teil schon vor über 50<br />
Jahren begonnen, reine Nadelwaldbestände<br />
durch Unter- und Vorbau mit Laubbäumen<br />
und Tanne in ökologisch günstigere Zustände<br />
zu überführen. Zum Beispiel sind in<br />
Bayern im Staatswald nach Untersuchungen<br />
<strong>der</strong> Bayerischen Landesanstalt <strong>für</strong> Wald<br />
und Forstwirtschaft die Laubbaumanteile in<br />
den letzten 25 Jahren deutlich erhöht und<br />
die gesetzten Verjüngungsziele damit weitgehend<br />
erreicht worden (ROTHE &<br />
BORCHERT 2003). Ähnliches gilt <strong>für</strong> die<br />
Forstverwaltungen <strong>der</strong> meisten an<strong>der</strong>en<br />
Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
Daher darf erwartet werden, dass unter <strong>der</strong><br />
Voraussetzung, dass die forst- und finanzpolitischen<br />
Prioritäten so bleiben wie bisher<br />
und die Schalenwildfrage auch in Zukunft<br />
nach dem Grundsatz „Wald vor Wild“ ent-<br />
schieden wird, nachhaltige und ökonomisch<br />
verträgliche Waldnaturschutzkonzepte Bestandteil<br />
forststrategischer Überlegungen<br />
bleiben. Manche gegenwärtigen Ansätze und<br />
Entscheidungen zur <strong>der</strong>zeitigen Forstreform<br />
(„schwarze Null“ <strong>für</strong> den Staatswald) stimmen<br />
allerdings eher pessimistisch.<br />
3.7 Behandlung von Son<strong>der</strong>flächen:<br />
Truppenübungsplätze,<br />
Bergbaufolgelandschaft<br />
Werden ehemalige o<strong>der</strong> noch aktive Truppenübungsplätze<br />
und Bergbaufolgelandschaften<br />
im Zusammenhang mit Naturschutz<br />
diskutiert, assoziiert man damit in erster<br />
Linie <strong>der</strong>en Qualitäten <strong>für</strong> Offenland-<br />
Lebensräume. Dies mag <strong>für</strong> jüngere<br />
Bergbaufolgelandschaften gelten; jedoch so<br />
pauschal nicht <strong>für</strong> Truppenübungsplätze,<br />
die in aller Regel zu einem erheblichen Teil<br />
bewaldet sind. Die Flächenpotenziale <strong>für</strong><br />
Zwecke des Naturschutzes sind enorm: In<br />
Deutschland gibt es rund 250.000 ha militärische<br />
Übungsflächen, das sind rund 1 % <strong>der</strong><br />
Landesfläche (GROOTEN et al. 2001). Hinzu<br />
kommen mehrere zehntausend Hektar<br />
aufgelassener Militärflächen. Bei den<br />
Bergbaufolgelandschaften ist die Quantifizierung<br />
schwierig, da Kohlenabbau,<br />
Rekultivierung, Liegenlassen und Flutung<br />
von Restlöchern nebeneinan<strong>der</strong> herlaufen.<br />
Doch lagen beispielsweise Ende <strong>der</strong> 1990er<br />
Jahre im Zuständigkeitsgebiet <strong>der</strong> Lausitzer<br />
und Mitteldeutschen Bergbau- und Verwaltungsgesellschaft<br />
mbH (LMBV) 95.175<br />
ha solcher Flächen, von denen 21.433 ha <strong>der</strong><br />
Nutzung „Forst“ und 13.366 ha dem Naturschutz<br />
zugeordnet waren (ABRESCH et al.<br />
2000). In groben Zügen gilt, dass in den<br />
westdeutschen Braunkohlenabbaugebieten<br />
im Rheinland die rasche Rekultivierung im<br />
Vor<strong>der</strong>grund steht, während in Ostdeutschland<br />
(Lausitz, Großraum Leipzig) die Proportionen<br />
stärker zugunsten <strong>der</strong> freien Sukzession<br />
verschoben sind. Aufgelassene Truppenübungsplätze<br />
konzentrieren sich in<br />
Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen; doch werden in den nächsten<br />
Jahren auch im Westen weitere militärische<br />
Flächen aufgegeben. Die noch genutzten<br />
Truppenübungsplätze decken ein weites<br />
landschaftliches und standörtliches Spektrum<br />
Deutschlands ab. Die Bergbaufolgelandschaften<br />
und die von militärischer Nutzung<br />
geprägten Räume können vom Flächen-<br />
und vom standörtlichen Angebot her<br />
einen wichtigen <strong>Beitrag</strong> <strong>für</strong> einen großräumigen<br />
Biotopverbund leisten.<br />
Auch wenn die Genese dieser Gebiete sehr<br />
unterschiedlich ist, so haben sie doch eine<br />
ganze Reihe von gemeinsamen Eigenschaf-<br />
ten, die sie <strong>für</strong> Zwecke des Naturschutzes<br />
auszeichnet und als Bestandteil <strong>eines</strong> Biotopverbundes<br />
prädestiniert (HÖGEL & LAN-<br />
GE 1992, DRL 1993, BAUERNSCHMIDT<br />
1997, DURKA et al. 1997, DRL 1999):<br />
Großflächigkeit, damit verbunden vergleichsweise<br />
geringe Randeffekte, keine<br />
o<strong>der</strong> nur marginale Nutzung, Unzerschnittenheit,<br />
geringe Störung von außen,<br />
Nährstoffarmut und keine Nährstoffzufuhr<br />
seit Jahrzehnten, hohe Standortvielfalt in<br />
unterschiedlicher räumlicher Verteilung,<br />
hohe Standortbindung <strong>der</strong> Lebensgemeinschaften,<br />
Vorhandensein von Extrembiotopen,<br />
die Spezialisten Lebensraum bieten,<br />
Ablauf zufallsabhängiger dynamischer<br />
Prozesse (Brand, Wind- und Wassererosion,<br />
Sturmwurf, Kalamitäten).<br />
Für die rekultivierten Gebiete sind allerdings<br />
Einschränkungen zu machen. Unterschiede<br />
bestehen darin, dass es sich in den Bergbaufolgelandschaften<br />
beim Besiedlungssubstrat<br />
ausschließlich um Kipprohböden mit <strong>zum</strong><br />
Teil sehr niedrigem pH-Wert und um Kultursubstrate<br />
(z. B. „Forstkies“), auf den militärisch<br />
geprägten Flächen um alte, gewachsene<br />
Böden einerseits und um mechanisch<br />
beanspruchte, degradierte und umgelagerte<br />
Böden an<strong>der</strong>erseits handelt, die zudem von<br />
militärischen Hinterlassenschaften belastet<br />
sein können. Bei den Bergbaufolgelandschaften<br />
sind die Eigenschaften und die<br />
biotische Ausstattung <strong>der</strong> Umgebung sehr<br />
viel wichtiger, da – wenn nicht rekultiviert<br />
wird – die Besiedlung von außen initiiert<br />
wird, mithin Primärsukzessionen stattfinden.<br />
Auf den Truppenübungsplätzen hingegen<br />
sind alle Potenziale auf <strong>der</strong> Fläche zu<br />
finden. Hierzu gehören auch Reste früherer<br />
Nutzungsformen, wie Hutungen, Nie<strong>der</strong>wäl<strong>der</strong>,<br />
Streuobstwiesen o<strong>der</strong> Heiden.<br />
Darüber hinaus werden aktive Truppenübungsplätze<br />
auch ganz bewusst gestaltet,<br />
etwa in Form von kleinflächigen Aufforstungen<br />
und Bepflanzungen, sei es aus Gründen<br />
des Erosionsschutzes o<strong>der</strong> um das Bild<br />
„Landschaft“ als Übungskulisse zu optimieren<br />
(SCHNEIDER 2003). Bezogen auf<br />
die konkrete Einbindung in einen großräumigen<br />
Biotopverbund haben die noch aktiven,<br />
aber auch ein erheblicher Teil <strong>der</strong> aufgelassenen<br />
Truppenübungsplätze den Vorteil,<br />
dass sie sich im Besitz <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland befinden, während die<br />
Bergbaufolgelandschaften überwiegend in<br />
Privatbesitz sind.<br />
Auf Truppenübungsplätzen, ob aktiv o<strong>der</strong><br />
aufgelassen, gibt es in erheblichem Umfang<br />
Altwäl<strong>der</strong>, die sich mehr o<strong>der</strong> weniger konzentrisch<br />
um die stärker beanspruchten Zentren<br />
<strong>der</strong> Gebiete gruppieren; in jedem Fall<br />
mit hohem Totholzanteil, <strong>der</strong> durch Be-