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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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gesunde und leistungsfähige Wäl<strong>der</strong> mit<br />

kleinflächig hoher Alters-, Stärken- und<br />

Höhenheterogenität umgebaut.<br />

Die in vielen Län<strong>der</strong>n und Regionen Mittelund<br />

Nordeuropas gefor<strong>der</strong>te Vermehrung<br />

<strong>der</strong> Buchenfläche (BJÖRSE & BRAD-<br />

SHAW 1998) soll in erster Linie durch die<br />

Einbringung <strong>der</strong> Buche in reine Fichtenbestände<br />

mit dem Ziel <strong>eines</strong> Buchen-Fichten-Mischbestands<br />

erreicht werden. Die<br />

Umwandlung wird i. d. R. durch Voranbau<br />

(Pflanzung o<strong>der</strong> Saat) unter dem schützenden<br />

Schirm des Fichten-Vorbestands durchgeführt,<br />

wobei flächige Voranbauten nicht<br />

unproblematisch (u. a. wegen mangeln<strong>der</strong><br />

Vielfalt) zu beurteilen sind.<br />

In Ausnahmefällen können im Rahmen <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Bestimmungen auch kleinere<br />

und größere von Fichten geräumte Flächen<br />

<strong>für</strong> den Biotopverbund beson<strong>der</strong>s wertvoll<br />

sein, wenn diese <strong>der</strong> natürlichen Verjüngung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sukzession über Weichlaubholz-Vorwaldstadien<br />

überlassen werden.<br />

Solche Ausnahmefälle sind z. B. pseudovergleyte<br />

Standorte, auf denen die Eiche die<br />

Folgegeneration bilden soll. Die dabei entstehenden<br />

kleineren Freiflächen begünstigen<br />

die licht- und wärmeliebende Fauna und<br />

Flora und können zur Erhaltung <strong>der</strong><br />

Biodiversität sinnvoll sein.<br />

Um die Wachstumsbedingungen <strong>für</strong> die<br />

Zielbaumarten – Laubbaumarten – auf<br />

möglichst extensive Weise zu verbessern,<br />

werden natürliche Bestandsentwicklungsprozesse<br />

und Sukzessions-Stadien beim<br />

Umbau ehemaliger Nadelbaum-Reinbestände<br />

integriert. Auf diese Weise kann das<br />

waldbauliche Ziel naturnäher und wirkungsvoll<br />

erreicht werden. Dieser sukzessionsgestützte<br />

Umbau führt im kollinen bis submontanen<br />

Bereich zur stärkeren Beachtung<br />

<strong>der</strong> Pionierbaumarten Birke, im montanen<br />

Bereich zur Integration <strong>der</strong> Vogelbeere, die<br />

hier häufig zur natürlichen Baumartenpalette<br />

gehört.<br />

4.2.3 Zurücknahme nicht<br />

standortgerechter Fichten an<br />

Fließgewässern im Wald<br />

Die Einbringung nicht standortgerechter<br />

bachbegleiten<strong>der</strong> Gehölze wie Nadelholzbaumarten<br />

o<strong>der</strong> die plötzliche Freistellung<br />

in Form von „Entfichtungsaktionen“ beeinträchtigen<br />

die biologische Selbstreinigungskraft<br />

sowie die Artenvielfalt von Pflanzen-<br />

und Tiergesellschaften. Junger Wald<br />

entsteht hier durch die Zurücknahme nicht<br />

standortgerechter Nadelbaumarten – oft<br />

Fichte. Diese sukzessive Entfernung <strong>der</strong><br />

Fichte (zur Vermeidung einer zu starken<br />

Erwärmung des Gewässers) aus Quellmulden<br />

und Bachtälern kann z. B. zur Entwicklung<br />

<strong>eines</strong> Laubholz-Verbundes genutzt<br />

werden.<br />

Zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> naturnahen<br />

Vegetationszusammensetzung an Fließgewässern<br />

werden ein beidseitiger Saum<br />

<strong>der</strong> natürlichen Entwicklung überlassen, vorhandene<br />

bachbegleitende und standortgerechte<br />

Laubbaumarten (Erle, Weiden,<br />

Aspe, Birke) aktiv geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> nur weitständig<br />

mit standortgemäßen Bäumen und<br />

Sträuchern bepflanzt.<br />

5 Gesamtbeurteilung<br />

Tiere und Pflanzen benötigen zwischen den<br />

vorhandenen Biotopen naturnahe Trittsteine<br />

und ökologische Korridore, wenn sich ein<br />

funktionierendes Biotopnetz etablieren soll.<br />

Dies gewährleisten u. a. natürliche Ausbreitungs-<br />

und Wie<strong>der</strong>besiedlungsprozesse.<br />

Junge Wäl<strong>der</strong>, insbeson<strong>der</strong>e „neue junge<br />

Wäl<strong>der</strong>“, gewährleisten diesen Biotopverbund.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> einen positiven<br />

<strong>Beitrag</strong> junger Wäl<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Biotopverbund<br />

ist <strong>der</strong>en <strong>Aufbau</strong>, <strong>der</strong> räumliche und funktionale<br />

Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Waldflächen,<br />

die Flächengröße, ihre Lage im<br />

Raum und die Unzerschnittenheit.<br />

Neuer junger Wald ist ein wichtiges, zeitlich<br />

befristetes Entwicklungsstadium. Die<br />

Bedeutung neu begründeter Wäl<strong>der</strong> <strong>für</strong> die<br />

Waldlebensgemeinschaften kann, je nachdem,<br />

welche Zielvorstellungen und Arten<br />

man beim Biotopverbund gerade im Blick<br />

hat, schon nach kurzer Zeit sehr groß sein.<br />

Junger Wald kann z. B. einen <strong>Beitrag</strong> zur<br />

Biotopvernetzung fragmentierter Waldflächen<br />

erbringen; als Wan<strong>der</strong>korridor,<br />

Verbindungsfläche, Trittstein, Rückzugsareal,<br />

Brut- o<strong>der</strong> Nahrungshabitat erfüllt er<br />

schon wenige Jahre nach Begründung bestimmte<br />

Funktionen. Nicht nur zur Entwicklung<br />

und <strong>zum</strong> Ausbau <strong>eines</strong> Laubbaumarten-Verbundes<br />

hat er in durch Nadelbaumarten<br />

(insbeson<strong>der</strong>e Fichte) geprägten Waldgebieten<br />

hervorragende Bedeutung.<br />

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Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. Bertram Le<strong>der</strong><br />

Landesanstalt <strong>für</strong> Ökologie, Bodenordnung<br />

und Forsten Nordrhein-Westfalen<br />

Dezernat Ökologischer Waldbau<br />

Obereimer 2a<br />

59821 Arnsberg<br />

E-Mail: bertram.le<strong>der</strong>@loebf.nrw.de

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