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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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waldbauliches Handeln integrieren? Waldbauliche<br />

Zielwerte sind da<strong>für</strong> erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Für die Waldflächen innerhalb des LÖLP<br />

wurden daher auf lokaler Ebene diejenigen<br />

Habitatstrukturparameter identifiziert, die<br />

eine Bewertung <strong>der</strong> Habitatqualität ermöglichen.<br />

In drei jeweils 7.000 ha großen repräsentativen<br />

Untersuchungsgebieten im<br />

Schwarzwald wurden dazu umfangreiche<br />

Habitatkartierungen auf Bestandesebene<br />

durchgeführt und die Habitatstrukturen zwischen<br />

vom Auerhuhn besiedelten und<br />

unbesiedelten Waldflächen verglichen<br />

(SUCHANT 2002, SUCHANT & BRAU-<br />

NISCH 2004). Aus diesen Untersuchungen<br />

wurden Schwellenwerte <strong>für</strong> spezifische<br />

Habitatstrukturen abgeleitet, die <strong>für</strong> die<br />

Waldbewirtschaftung als „Messlatte“ zur<br />

Entwicklung von Auerhuhnwäl<strong>der</strong>n gelten<br />

können. Diese Zielwerte wurden direkt auf<br />

die Planungseinheiten Waldbestand und Distrikt<br />

bezogen und damit als umsetzbare und<br />

überprüfbare Zielwerte <strong>für</strong> die Forsteinrichtung<br />

zugänglich gemacht (Tab. 2).<br />

4 Biotopverbund Auerhuhn<br />

Die vorgestellten Methoden zur Bewertung<br />

des Auerhuhnlebensraums zeigen, dass das<br />

Auerhuhn als Indikator <strong>für</strong> einen Biotopverbund<br />

landschaftsökologisch differenziert<br />

betrachtet werden muss. Im Folgenden wird<br />

die Biotopverbundsituation <strong>für</strong> das Auerhuhn<br />

auf zwei verschiedenen Maßstabsebenen<br />

betrachtet, wobei die Eignung des<br />

Auerhuhns als Indikator <strong>für</strong> einen Biotopverbund<br />

in Abhängigkeit von <strong>der</strong> zu betrachtenden<br />

Maßstabsebene näher beleuchtet<br />

wird.<br />

Die hier vorgestellten Ansätze zur Bewertung<br />

des Biotopverbundes von Auerhuhnlebensräumen<br />

sind Teil <strong>eines</strong> in Bearbeitung<br />

befindlichen Forschungsprojekts. Es<br />

können daher noch keine abschließenden<br />

Ergebnisse dargestellt werden, auch die<br />

methodischen Vorgehensweisen werden im<br />

Detail weiterentwickelt. <strong>Der</strong> Schwerpunkt<br />

liegt auf einer grundlegenden Darstellung<br />

<strong>der</strong> Methodik im Zusammenhang mit bereits<br />

vorliegenden Datengrundlagen.<br />

4.1 Die Fokusart<br />

Auerhuhn<br />

Das Auerhuhn ist eine<br />

Charakterart strukturreicher,zusammenhängen<strong>der</strong><br />

Waldlebensräume borealer<br />

Prägung (SCHRÖ-<br />

DER 1974, LECLERCQ<br />

1987, SCHERZINGER<br />

1989, 1991, BOAG &<br />

ROLSTAD 1991,<br />

STORCH 1993, 1995,<br />

SCHROTH 1994, CAS<br />

& ADAMIC 1998, GRAF<br />

1998, SIMBERLOFF<br />

1998) und gilt als Schirmart<br />

<strong>für</strong> mehrere seltene,<br />

waldbewohnende Vogelarten<br />

(SUTER et al.<br />

2002). Im Zusammenhang<br />

mit einem mo<strong>der</strong>nen,<br />

integrativen Schutzkonzept<br />

kann das Auerhuhn<br />

zudem als „Fokusart“<br />

angesehen werden, da<br />

diese Vogelart nicht nur<br />

eine auf biologische Zusammenhängeausgerichtete<br />

Bedeutung hat, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit zahlreichen<br />

an<strong>der</strong>en „Funktionen“<br />

verbunden wird. Dieser<br />

„Urvogel“ gilt auch als<br />

Sinnbild <strong>für</strong> Ursprüng-<br />

lichkeit, Natürlichkeit<br />

und hat eine jahrhun<strong>der</strong>tealte ethische Bedeutung<br />

(BERGMANN et al. 2003). Gleichzeitig<br />

werden Gutachten zu Störungen durch<br />

touristische Aktivitäten (z.B. Skilanglauf,<br />

Mountainbike, Gleitschirmfliegen etc.) und<br />

Waldinanspruchnahmen (z.B. Windkraftnutzung)<br />

häufig an dieser Vogelart orientiert,<br />

da ihr Lebensraum beschränkt und die<br />

Störanfälligkeit nachvollziehbar ist. Somit<br />

wird <strong>der</strong> Fokus zahlreicher Verwaltungen,<br />

Verbände und Interessengruppen auf diese<br />

Art gerichtet. Dabei müssen wichtige biologische<br />

Grundlagen beachtet werden. Das<br />

Auerhuhn kommt nicht von ungefähr nur in<br />

(Mittel-)Gebirgen und dort nur in den zu-<br />

Tab. 2: Zielwerte Auerhuhn-relevanter Habitatparameter bezogen auf den Anteil geeigneter Bestände.<br />

79<br />

Abb. 4: Zusammenhang zwischen Auerhuhnvorkommen,<br />

landschaftsökologischem Lebensraumpotenzial und standörtlichen<br />

Bedingungen, dargestellt an einem Beispiel aus dem Mittleren<br />

Schwarzwald.<br />

sammenhängenden Waldgebieten <strong>der</strong> Hochlagen<br />

vor, son<strong>der</strong>n es ist morphologisch und<br />

physiologisch optimal an seine ökoklimatische<br />

Nische <strong>der</strong> winterkalten Bedingungen<br />

angepasst. Die Gesamtverbreitung<br />

des Auerhuhns weist dementsprechend ein<br />

den klimatischen Bedingungen und dem<br />

Grad <strong>der</strong> anthropogenen Landschaftsfragmentierung<br />

entsprechendes Muster auf:<br />

Während die großen, geschlossenen Waldgebiete<br />

im borealen Nadelwaldgürtel<br />

Eurasiens zusammenhängend besiedelt sind,<br />

sind in Mitteleuropa die oft kleinen Vorkommen<br />

auf (Mittel-)Gebirgswäl<strong>der</strong> beschränkt<br />

und voneinan<strong>der</strong> isoliert (GLUTZ<br />

Anteil Bestände mit geeigneter Habitatqualität 30 50 70 100<br />

Lichte Strukturen (Kulturen, Bestände mit Lücken) 10 17 23 33<br />

Minimumwerte Bestände mit einem Kronenschlussgrad von 50-70 % 20 33 47 67<br />

Anteil von Fichten- o<strong>der</strong> Kiefernbeständen 10 17 23 33<br />

Maximumwert Dichte Strukturen (Dickungen, gedrängte Stangenhölzer,<br />

hohe und dichte Verjüngung) 30 22 14 0

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