Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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wiesen, in denen mit Unterstützung des<br />
Senckenberg-Museums in den beiden Naturwaldreservaten<br />
Niddahänge und Schönbuche<br />
in naturnahen Buchenwäl<strong>der</strong>n rd.<br />
4.500 Arten bzw. rd. 3.500 Arten auf 73,7<br />
bzw. 54,8 ha nachgewiesen wurden. Ein<br />
schöneres Beispiel <strong>für</strong> die Bedeutung unserer<br />
naturnahen Laubwäl<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Erhaltung<br />
<strong>der</strong> Biodiversität unseres Landes ist<br />
nicht zu finden, denn hier konnten auf<br />
0,000002 % <strong>der</strong> Fläche Deutschlands ca.<br />
10 % aller heimischen Tierarten nachgewiesen<br />
werden (DOROW & FLECHTNER<br />
1999).<br />
Aufgrund ihrer beschränkten Flächengröße<br />
sind die Naturwaldreservate vor allem <strong>für</strong><br />
den Biotopverbund auf lokaler Ebene von<br />
hoher Bedeutung. Auch wenn die Durchschnittsgröße<br />
von 36,8 ha und die Gesamtfläche<br />
<strong>der</strong> Naturwaldreservate von ca. 29.000<br />
ha in Deutschland relativ gering erscheinen,<br />
muss man bedenken, dass solche Naturwaldreservate<br />
in <strong>der</strong> Regel als Mosaik- und<br />
Trittsteine in größeren Waldgebieten liegen<br />
und damit als Spen<strong>der</strong>flächen <strong>für</strong> bedrohte<br />
waldtypische Tier- und Pflanzenarten <strong>für</strong><br />
umgebende Waldflächen bei entsprechen<strong>der</strong><br />
naturnaher Bewirtschaftung dienen können.<br />
Selbst <strong>für</strong> größere Tiere, z. B. Schwarzspecht<br />
o<strong>der</strong> Schwarzstorch, stellen Naturwaldreservate<br />
wichtige Teillebensräume dar.<br />
Es ist bemerkenswert, dass in den vergangenen<br />
Jahren von den 20 bis 22 Schwarzstorchpaaren<br />
im bayerischen Staatswald (rd.<br />
780.000 ha) drei regelmäßig in Naturwaldreservaten<br />
brüteten. Am Beispiel konkreter<br />
und neuerer Untersuchungsergebnisse aus<br />
bayerischen Naturwaldreservaten werden im<br />
Folgenden drei weitere wichtige waldbewohnende<br />
Organismengruppen dahingehend<br />
betrachtet:<br />
Großpilze in Naturwaldreservaten<br />
Das Naturwaldreservat „Waldhaus“ im<br />
Steigerwald ist die pilzartenreichste bekannte<br />
Fläche in Bayern mit 382 nachgewiesenen<br />
Großpilzarten. Insgesamt liegen ausreichend<br />
große Datensätze über eingehen<strong>der</strong>e Pilzuntersuchungen<br />
und Auswertungen aus 29<br />
bayerischen Naturwaldreservaten und zwei<br />
Naturschutzgebieten im Wald vor. Auf diesen<br />
Flächen wurden insgesamt bereits 1.548<br />
Pilzarten nachgewiesen. Auf rund einem<br />
halben Promille <strong>der</strong> bayerischen Waldfläche<br />
konnte damit rund ein Viertel aller in<br />
Deutschland überhaupt bekannten Großpilzarten<br />
gefunden werden. Die Gesamtartenliste<br />
kann über das Internet eingesehen werden<br />
(www.lwf.bayern.de/waldinfo/nwr/<br />
nwr-pilze-artenliste.pdf).<br />
<strong>Der</strong> enorme Artenreichtum zeigt den hohen<br />
Wert <strong>der</strong> bayerischen Naturwaldreservate<br />
<strong>für</strong> die Pilzvielfalt, außerdem wird die Wichtigkeit<br />
<strong>der</strong> Pilzflora <strong>für</strong> ökologische Aussagen<br />
unterstrichen. Gerade im standörtlichen<br />
Mittelbereich <strong>der</strong> in Bayern von Natur aus<br />
dominierenden Buchenwäl<strong>der</strong> sind vertiefende<br />
und vergleichende Untersuchungen<br />
<strong>für</strong> den naturnahen Waldbau wichtig.<br />
Totholz – <strong>der</strong> Stoff aus dem die Vielfalt<br />
ist<br />
Naturwaldreservate lehren uns, dass Totholz<br />
zu den wichtigsten Strukturelementen<br />
in Wäl<strong>der</strong>n zählt. Wir erreichen in unseren<br />
seit 25 Jahren ungenutzten Naturwaldreservaten<br />
bereits im Einzelfall Totholzwerte,<br />
die den Werten von Urwäl<strong>der</strong>n entsprechen,<br />
z. B. im Naturwaldreservat Waldhaus<br />
121 fm pro ha, im Naturwaldreservat<br />
Eisgraben 177 fm pro ha (KÖLBEL 1999).<br />
Welche hohe Bedeutung Totholz <strong>für</strong> das<br />
Ökosystem Wald besitzt, zeigt die auf und<br />
in ihm lebende Organismenvielfalt. Zwei<br />
Drittel aller holzbewohnenden Käfer ist gefährdet.<br />
Erstaunlich ist aber die extreme<br />
Spezialisierung auf verschiedene Totholzstrukturen.<br />
Damit sind Angaben über reine<br />
Totholzmengen oftmals ohne große Aussagekraft.<br />
Qualität geht klar vor Quantität.<br />
Bestes Beispiel stellen die Mulmhöhlenbewohner,<br />
wie <strong>der</strong> Eremit o<strong>der</strong> Juchtenkäfer<br />
Osmo<strong>der</strong>ma eremita, dar. Diese ex-<br />
klusive Mulmhöhlenstruktur ist heute so<br />
selten geworden, dass<br />
fast alle ihre Bewohner<br />
als gefährdet eingestuft<br />
werden müssen.<br />
Nur in Schutzgebieten<br />
mit Uralt-Bäumen<br />
findet man Mulmbäume<br />
noch in größerer<br />
Zahl. Im Naturwaldreservat<br />
Eichhall<br />
beispielsweise sind in<br />
den 400-jährigen, hohen<br />
Alteichen <strong>der</strong> seltene<br />
Juchtenkäfer<br />
(Abb. 2) und sein Räuber,<br />
<strong>der</strong> Feuerschmied<br />
Elater ferrugineus,<br />
heimisch. In diesem<br />
Naturwaldreservat im<br />
Heisterblock des Spessarts<br />
(s. Abb. 3) wird<br />
auch die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> sonnendurchfluteten<br />
Eichenkronen<br />
und des dort befindlichen<br />
Totholzes in uralten<br />
Eichen <strong>für</strong> viele<br />
Arten eindrucksvoll<br />
dargelegt. Dieses Gebiet<br />
gilt als das zweit-<br />
Abb. 2: <strong>Der</strong> Eremit o<strong>der</strong> Juchtenkäfer<br />
Osmo<strong>der</strong>ma eremita (Foto: H. Bußler).<br />
artenreichste an Holzkäferarten in Bayern<br />
(321 Arten). Außerdem besitzt <strong>der</strong> Eichhall<br />
die höchste Brutdichte an Mittelspechten<br />
und Halsbandschnäppern in Bayern (MÜL-<br />
LER im Druck) sowie die letzte Baumhöhlenbrüterkolonie<br />
<strong>der</strong> Mauersegler in<br />
Bayern. Nach den Eichenmischwäl<strong>der</strong>n untersucht<br />
die Landesanstalt <strong>für</strong> Wald und<br />
Forstwirtschaft aktuell ausgewählte Faunengruppen<br />
in buchendominierten Wäl<strong>der</strong>n im<br />
Steigerwald. Auch hierbei sind Naturwaldreservate<br />
unersetzbare Referenzflächen.<br />
Schneckenvielfalt in<br />
Naturwaldreservaten<br />
Von den mehr als 218 in Bayern nachgewiesenen<br />
Molluskenarten weisen ca. 120 Landschneckenarten<br />
eine enge Bindung an Wald-<br />
Abb. 3: Mächtiger Eichenstamm im Naturwaldreservat Eichhall (Foto:<br />
E. Spahn).