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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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62<br />

wiesen, in denen mit Unterstützung des<br />

Senckenberg-Museums in den beiden Naturwaldreservaten<br />

Niddahänge und Schönbuche<br />

in naturnahen Buchenwäl<strong>der</strong>n rd.<br />

4.500 Arten bzw. rd. 3.500 Arten auf 73,7<br />

bzw. 54,8 ha nachgewiesen wurden. Ein<br />

schöneres Beispiel <strong>für</strong> die Bedeutung unserer<br />

naturnahen Laubwäl<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Erhaltung<br />

<strong>der</strong> Biodiversität unseres Landes ist<br />

nicht zu finden, denn hier konnten auf<br />

0,000002 % <strong>der</strong> Fläche Deutschlands ca.<br />

10 % aller heimischen Tierarten nachgewiesen<br />

werden (DOROW & FLECHTNER<br />

1999).<br />

Aufgrund ihrer beschränkten Flächengröße<br />

sind die Naturwaldreservate vor allem <strong>für</strong><br />

den Biotopverbund auf lokaler Ebene von<br />

hoher Bedeutung. Auch wenn die Durchschnittsgröße<br />

von 36,8 ha und die Gesamtfläche<br />

<strong>der</strong> Naturwaldreservate von ca. 29.000<br />

ha in Deutschland relativ gering erscheinen,<br />

muss man bedenken, dass solche Naturwaldreservate<br />

in <strong>der</strong> Regel als Mosaik- und<br />

Trittsteine in größeren Waldgebieten liegen<br />

und damit als Spen<strong>der</strong>flächen <strong>für</strong> bedrohte<br />

waldtypische Tier- und Pflanzenarten <strong>für</strong><br />

umgebende Waldflächen bei entsprechen<strong>der</strong><br />

naturnaher Bewirtschaftung dienen können.<br />

Selbst <strong>für</strong> größere Tiere, z. B. Schwarzspecht<br />

o<strong>der</strong> Schwarzstorch, stellen Naturwaldreservate<br />

wichtige Teillebensräume dar.<br />

Es ist bemerkenswert, dass in den vergangenen<br />

Jahren von den 20 bis 22 Schwarzstorchpaaren<br />

im bayerischen Staatswald (rd.<br />

780.000 ha) drei regelmäßig in Naturwaldreservaten<br />

brüteten. Am Beispiel konkreter<br />

und neuerer Untersuchungsergebnisse aus<br />

bayerischen Naturwaldreservaten werden im<br />

Folgenden drei weitere wichtige waldbewohnende<br />

Organismengruppen dahingehend<br />

betrachtet:<br />

Großpilze in Naturwaldreservaten<br />

Das Naturwaldreservat „Waldhaus“ im<br />

Steigerwald ist die pilzartenreichste bekannte<br />

Fläche in Bayern mit 382 nachgewiesenen<br />

Großpilzarten. Insgesamt liegen ausreichend<br />

große Datensätze über eingehen<strong>der</strong>e Pilzuntersuchungen<br />

und Auswertungen aus 29<br />

bayerischen Naturwaldreservaten und zwei<br />

Naturschutzgebieten im Wald vor. Auf diesen<br />

Flächen wurden insgesamt bereits 1.548<br />

Pilzarten nachgewiesen. Auf rund einem<br />

halben Promille <strong>der</strong> bayerischen Waldfläche<br />

konnte damit rund ein Viertel aller in<br />

Deutschland überhaupt bekannten Großpilzarten<br />

gefunden werden. Die Gesamtartenliste<br />

kann über das Internet eingesehen werden<br />

(www.lwf.bayern.de/waldinfo/nwr/<br />

nwr-pilze-artenliste.pdf).<br />

<strong>Der</strong> enorme Artenreichtum zeigt den hohen<br />

Wert <strong>der</strong> bayerischen Naturwaldreservate<br />

<strong>für</strong> die Pilzvielfalt, außerdem wird die Wichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Pilzflora <strong>für</strong> ökologische Aussagen<br />

unterstrichen. Gerade im standörtlichen<br />

Mittelbereich <strong>der</strong> in Bayern von Natur aus<br />

dominierenden Buchenwäl<strong>der</strong> sind vertiefende<br />

und vergleichende Untersuchungen<br />

<strong>für</strong> den naturnahen Waldbau wichtig.<br />

Totholz – <strong>der</strong> Stoff aus dem die Vielfalt<br />

ist<br />

Naturwaldreservate lehren uns, dass Totholz<br />

zu den wichtigsten Strukturelementen<br />

in Wäl<strong>der</strong>n zählt. Wir erreichen in unseren<br />

seit 25 Jahren ungenutzten Naturwaldreservaten<br />

bereits im Einzelfall Totholzwerte,<br />

die den Werten von Urwäl<strong>der</strong>n entsprechen,<br />

z. B. im Naturwaldreservat Waldhaus<br />

121 fm pro ha, im Naturwaldreservat<br />

Eisgraben 177 fm pro ha (KÖLBEL 1999).<br />

Welche hohe Bedeutung Totholz <strong>für</strong> das<br />

Ökosystem Wald besitzt, zeigt die auf und<br />

in ihm lebende Organismenvielfalt. Zwei<br />

Drittel aller holzbewohnenden Käfer ist gefährdet.<br />

Erstaunlich ist aber die extreme<br />

Spezialisierung auf verschiedene Totholzstrukturen.<br />

Damit sind Angaben über reine<br />

Totholzmengen oftmals ohne große Aussagekraft.<br />

Qualität geht klar vor Quantität.<br />

Bestes Beispiel stellen die Mulmhöhlenbewohner,<br />

wie <strong>der</strong> Eremit o<strong>der</strong> Juchtenkäfer<br />

Osmo<strong>der</strong>ma eremita, dar. Diese ex-<br />

klusive Mulmhöhlenstruktur ist heute so<br />

selten geworden, dass<br />

fast alle ihre Bewohner<br />

als gefährdet eingestuft<br />

werden müssen.<br />

Nur in Schutzgebieten<br />

mit Uralt-Bäumen<br />

findet man Mulmbäume<br />

noch in größerer<br />

Zahl. Im Naturwaldreservat<br />

Eichhall<br />

beispielsweise sind in<br />

den 400-jährigen, hohen<br />

Alteichen <strong>der</strong> seltene<br />

Juchtenkäfer<br />

(Abb. 2) und sein Räuber,<br />

<strong>der</strong> Feuerschmied<br />

Elater ferrugineus,<br />

heimisch. In diesem<br />

Naturwaldreservat im<br />

Heisterblock des Spessarts<br />

(s. Abb. 3) wird<br />

auch die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> sonnendurchfluteten<br />

Eichenkronen<br />

und des dort befindlichen<br />

Totholzes in uralten<br />

Eichen <strong>für</strong> viele<br />

Arten eindrucksvoll<br />

dargelegt. Dieses Gebiet<br />

gilt als das zweit-<br />

Abb. 2: <strong>Der</strong> Eremit o<strong>der</strong> Juchtenkäfer<br />

Osmo<strong>der</strong>ma eremita (Foto: H. Bußler).<br />

artenreichste an Holzkäferarten in Bayern<br />

(321 Arten). Außerdem besitzt <strong>der</strong> Eichhall<br />

die höchste Brutdichte an Mittelspechten<br />

und Halsbandschnäppern in Bayern (MÜL-<br />

LER im Druck) sowie die letzte Baumhöhlenbrüterkolonie<br />

<strong>der</strong> Mauersegler in<br />

Bayern. Nach den Eichenmischwäl<strong>der</strong>n untersucht<br />

die Landesanstalt <strong>für</strong> Wald und<br />

Forstwirtschaft aktuell ausgewählte Faunengruppen<br />

in buchendominierten Wäl<strong>der</strong>n im<br />

Steigerwald. Auch hierbei sind Naturwaldreservate<br />

unersetzbare Referenzflächen.<br />

Schneckenvielfalt in<br />

Naturwaldreservaten<br />

Von den mehr als 218 in Bayern nachgewiesenen<br />

Molluskenarten weisen ca. 120 Landschneckenarten<br />

eine enge Bindung an Wald-<br />

Abb. 3: Mächtiger Eichenstamm im Naturwaldreservat Eichhall (Foto:<br />

E. Spahn).

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