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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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Abb. 6: Leitbil<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Erstaufforstung unter Arten- und Biotopschutzaspekten<br />

(Quelle: AMMER 2000).<br />

relativ weiten Standorttoleranz. Demgegenüber<br />

ist die Verwendung <strong>der</strong> Rotbuche –<br />

<strong>zum</strong>indest als führende Baumart – bei Aufforstungen<br />

insofern problematisch, als diese<br />

Baumart extrem durch Spätfrost, Verbiss<br />

und Mausfraß gefährdet ist. Auch die Hainbuche<br />

gilt als gefährdet durch Wildverbiss<br />

und Mausfraß. Beide Baumarten sollten<br />

daher im Laufe des Bestandeslebens in die<br />

Bestände eingebracht werden.<br />

Unproblematische und sichere Baumarten<br />

<strong>für</strong> die Erstaufforstung sind Linden.<br />

Beson<strong>der</strong>s in Verbindung mit <strong>der</strong> Eiche,<br />

aber auch als Mischbaumarten <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Bestockungszieltypen haben sie sich bewährt.<br />

Da die Linden nicht mausfraßgefährdet<br />

sind, kommt ihnen große Bedeutung<br />

zu, um Erstaufforstungen zu sichern.<br />

Auch Baumarten, die in unseren Wirtschaftswäl<strong>der</strong>n<br />

selten geworden sind, wie Speierling,<br />

Mehlbeere o<strong>der</strong> Wildobst, haben sich<br />

auf geeigneten Standorten als durchaus<br />

empfehlenswert erwiesen und bereichern<br />

die Wäl<strong>der</strong>. Sie haben ebenfalls ein rasches<br />

Jugendwachstum und sind nach bisherigen<br />

Erfahrungen relativ resistent gegen Mausfraß.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Schaffung von<br />

Biotopverbünden im Offenlandbereich hat<br />

sich im zunehmenden Maß auch die Sukzession<br />

als Alternative o<strong>der</strong> als Ergänzung zur<br />

Erstaufforstung etabliert.<br />

Unter Sukzession wird die zeitliche Abfolge<br />

von Arten- bzw. Lebensgemeinschaften<br />

<strong>eines</strong> Biotops verstanden, die in unserem<br />

Klimabereich in <strong>der</strong> Regel im Klimaxstadium<br />

Wald endet.<br />

<strong>Der</strong> Sukzessionsverlauf ist <strong>zum</strong> einen (und<br />

zwar ganz wesentlich) abhängig vom vor-<br />

handenen und umgebenden Arteninventar,<br />

<strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en aber auch von den standörtlichen<br />

Verhältnissen. Ob eine Brachfläche<br />

längere Zeit offen bleibt o<strong>der</strong> sich rasch<br />

wie<strong>der</strong>bewaldet, hängt auch stark davon ab,<br />

ob zu Beginn <strong>der</strong> Brache eine dichte Narbe<br />

an Gräsern und Kräutern vorhanden ist o<strong>der</strong><br />

nicht.<br />

Grünlandbrachen bleiben sehr viel länger<br />

gehölzfrei als nicht mehr bewirtschaftete<br />

Äcker. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e <strong>für</strong> Gehölze,<br />

die sich über Samen verbreiten. Dagegen<br />

können sich Baumarten wie die Zitterpappel<br />

o<strong>der</strong> Sträucher, z. B. die Schlehe o<strong>der</strong><br />

auch die Brombeere ausgehend von Hecken,<br />

Buschgruppen, Einzelbäumen und<br />

Waldrän<strong>der</strong>n über Ausläufer ausbreiten und<br />

auf diese Weise relativ rasch in Grünlandbrachen<br />

eindringen. Dabei kann es im Gebüsch-<br />

und Vorwaldstadium von Brombeere<br />

und Waldrebe zusammen mit <strong>der</strong> Brennnessel<br />

zu nahezu undurchdringlichen, lange<br />

ohne floristische Än<strong>der</strong>ungen bleibenden<br />

Beständen kommen. Auch die Schlehe kann<br />

Reinbestände bilden, die 30 Jahre und länger<br />

keine Mischbaumart aufkommen lassen.<br />

In solchen Fällen hat sich bei entsprechen<strong>der</strong><br />

Zielsetzung eine Initialpflanzung<br />

mit Eichenheistern 9 und Linden bewährt.<br />

3.5 Die naturnahe <strong>Waldwirtschaft</strong> und<br />

ihre Rolle <strong>für</strong> den Biotopverbund<br />

Wie dargelegt, bilden Prozessschutzflächen<br />

wie Nationalparke, Kernzonen von Biosphärenreservaten<br />

und nutzungsfreie Waldschutzgebiete<br />

das Rückgrat <strong>eines</strong> räumlichen<br />

Verbundes von Waldflächen. Deutlich<br />

15<br />

Abb. 7: Leitbil<strong>der</strong> <strong>für</strong> die Erstaufforstung unter Erholungsaspekten (Quelle:<br />

AMMER 2000).<br />

geworden ist auch, dass die Vernetzung<br />

solcher, ungestörte Entwicklung ermöglichen<strong>der</strong><br />

Flächen in vielen Fällen nur durch<br />

bewirtschaftete Waldflächen erreicht bzw.<br />

sichergestellt werden kann; und dies nicht<br />

nur, weil aus globalökologischer Sicht bzw.<br />

zur Erfüllung landeskultureller Funktionen<br />

des Waldes auf <strong>der</strong> weit überwiegenden<br />

Waldfläche nachhaltig <strong>der</strong> Rohstoff Holz<br />

erzeugt werden muss, son<strong>der</strong>n auch deshalb,<br />

weil bei einer naturnahen Waldbewirtschaftung<br />

gleichzeitig wichtige Beiträge<br />

<strong>zum</strong> Arten- und Biotopschutz geleistet<br />

werden können.<br />

Naturnahe <strong>Waldwirtschaft</strong> definiert sich allgemein<br />

durch folgende Gesichtspunkte (vgl.<br />

Abb. 8):<br />

Baumartenwahl und Baumartenmischung,<br />

Umbau nicht standortgemäßer Nadelbaumreinbestände<br />

in laubbaumreiche<br />

Mischbestände,<br />

Altersstruktur und Totholzmanagement,<br />

Pflegeeingriffe,<br />

Verjüngungseingriffe und Verjüngung,<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Strukturdiversität sowie<br />

Einregulierung <strong>der</strong> Schalenwildbestände.<br />

Baumartenwahl und Baumartenmischung<br />

Die Baumartenwahl ist bei naturnaher<br />

Wirtschaftsweise das Ergebnis <strong>eines</strong> Abwägungsprozesses<br />

zwischen dem standortgemäßen<br />

Vegetationspotenzial, den Standortverhältnissen<br />

und den ökonomischen Ziel-<br />

9 Heister = mehrmals verpflanztes baumartiges<br />

Gehölz ohne ausgebildete Krone.

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