Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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schuss noch geför<strong>der</strong>t wird (LAUSER 1994,<br />
KRAFT & SCHNEIDER 2001, SUCK &<br />
SCHMID 2001). Insbeson<strong>der</strong>e nach Aufgabe<br />
<strong>der</strong> militärischen Nutzung, aber auch bei<br />
extensiver werden<strong>der</strong> Landschaftspflege,<br />
nimmt <strong>der</strong> Anteil von Sukzessionswäl<strong>der</strong>n<br />
und Pionierwäl<strong>der</strong>n, also von Sträuchern<br />
und Pionierbaumarten dominierten, strukturreichen<br />
Beständen zurzeit <strong>zum</strong> Teil drastisch<br />
zu. Dieser Vegetationstypus tritt in den<br />
Bergbaufolgelandschaften, soweit nicht rekultiviert<br />
wird, ebenso auf, kann mehrere<br />
Jahrzehnte überdauern (BISCHOFF 1997)<br />
und folglich seine Funktion behalten. Die<br />
wenigen Untersuchungen, die es über diese<br />
Wäl<strong>der</strong> gibt, weisen übereinstimmend auf<br />
<strong>der</strong>en große naturschutzfachliche Bedeutung<br />
hin, und sei es zunächst nur aus Gründen<br />
<strong>der</strong> ungestörten, allein von den Standortbedingungen<br />
und <strong>der</strong> Ausbreitungsbiologie<br />
(und auch vom Zufall) gesteuerten Entwicklung.<br />
Die lichten Pionierwald-Stadien können<br />
reich an seltenen Arten sein; belegt ist<br />
eine im Sukzessionsverlauf stattfindende<br />
starke Diversifizierung <strong>der</strong> Tierwelt. Mehrfach<br />
wird <strong>für</strong> die Bergbaufolgelandschaften<br />
darauf hingewiesen, wie wichtig <strong>für</strong> die<br />
Qualität <strong>der</strong> Pionierwäl<strong>der</strong> die Nähe alter<br />
Wäl<strong>der</strong> mit ihrem Reservoir an Arten ist, die<br />
weniger ausbreitungsfähig sind (DURKA<br />
et al. 1997).<br />
Nicht so uneingeschränkt positiv fällt das<br />
Urteil über die Aufforstungsflächen in den<br />
Bergbaufolgelandschaften aus, <strong>der</strong>en Behandlung<br />
auch immer Zeitströmungen unterworfen<br />
waren. <strong>Der</strong> Prozess <strong>der</strong> Waldwerdung<br />
kann offensichtlich sehr langwierig<br />
sein. Im Rheinischen Braunkohlenrevier<br />
beherbergten 50 Jahre alte Laubholzbestände<br />
auf Rekultivierungsflächen erst wenige typische<br />
Waldpflanzenarten und noch gar<br />
keine Bodenmoose, dagegen relativ viele<br />
Ru<strong>der</strong>alarten (WITTIG 1998). Insgesamt<br />
gesehen können jedoch Aufforstungen eine<br />
wichtige Aufgabe übernehmen, wenn etwa<br />
Waldlücken geschlossen und Verbindungen<br />
hergestellt werden. Bei diesbezüglichen<br />
Überlegungen muss genau abgewogen<br />
werden, ob <strong>der</strong> Aufwand gerechtfertigt ist.<br />
Über die spezifische Funktion <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong><br />
auf Truppenübungsplätzen und in Bergbaufolgelandschaften<br />
als Bestandteile <strong>eines</strong><br />
Biotopverbundes ist – genauso wie <strong>für</strong> alle<br />
an<strong>der</strong>en Wäl<strong>der</strong> – noch sehr wenig bekannt.<br />
Einige Truppenübungsplätze sind Lebensraum<br />
von Wolf, Luchs und Wildkatze; sie<br />
besitzen mutmaßlich eine Brückenfunktion<br />
zu an<strong>der</strong>en Verbreitungsgebieten, so<br />
beispielsweise <strong>der</strong> Truppenübungsplatz<br />
Baumhol<strong>der</strong> <strong>zum</strong> Pfälzerwald, Hunsrück<br />
und zur Südeifel (z. B. WEITZ & WEITZ<br />
2001). Die Wildkatze profitiert in Thüringen<br />
in hohem Maße von den Laubwaldsukzessionsstadien<br />
im Verbund mit strukturund<br />
totholzreichen Altbeständen mit vielen<br />
hohlen Bäumen auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz<br />
(MÖLICH & KLAUS<br />
2003). Wildkatze und Luchs meiden Flächen<br />
mit weniger als 30 % Gehölzüberschirmung<br />
strikt, was die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Pionierwäl<strong>der</strong> unterstreicht. Beide Arten<br />
gelten als Zielarten.<br />
Insgesamt kann man sagen, dass Truppenübungsplätze,<br />
aktive und aufgelassene, sowie<br />
Bergbaufolgelandschaften einen wich-<br />
19<br />
tigen <strong>Beitrag</strong> zu einem län<strong>der</strong>übergreifenden<br />
Biotopverbund leisten können und dass<br />
hierbei die Waldpflege einen bedeutenden<br />
Part spielen kann.<br />
4 Umsetzung <strong>eines</strong><br />
Waldbiotopverbundes<br />
Im Folgenden werden Möglichkeiten beleuchtet,<br />
um den Biotopverbund im Wald<br />
umzusetzen und dauerhaft zu gewährleisten.<br />
Ein Blick auf die Waldbesitzstruktur in<br />
Deutschland zeigt, dass 46 % <strong>der</strong> Gesamtwaldfläche<br />
Privatwald (einschließlich Treuhand-Waldfläche)<br />
sind, 20 % <strong>zum</strong> Körperschaftswald<br />
zählen und 34 % Staatswald, d.<br />
h. im Eigentum des Bundes o<strong>der</strong> <strong>eines</strong> Landes,<br />
sind (VOLZ 2001, vgl. Tab. 1).<br />
<strong>Der</strong> Privatwald verteilt sich auf 1,3 Mio.<br />
Waldbesitzer, die durchschnittliche Besitzfläche<br />
beträgt 5 ha. <strong>Der</strong> Großprivatwald mit<br />
einer Betriebsfläche von über 1.000 ha nimmt<br />
dagegen nur ca. 8 % <strong>der</strong> Privatwaldfläche<br />
ein (GÜTHLER et al. in Vorb.).<br />
Ein Beipiel <strong>für</strong> die Waldbesitzverteilung<br />
zeigt Abb. 9 am Beispiel Umterfrankens.<br />
4.1 Planerische Instrumente<br />
<strong>Der</strong> SRU (2002b) schlägt in seinem Gutachten<br />
vor, ein Bundeslandschaftskonzept – im<br />
gleichen Maßstab wie <strong>der</strong> Bundesverkehrswegeplan<br />
– zu erarbeiten, in dem u. a. die<br />
Ziele des nationalen Biotopverbundes dargestellt<br />
werden. Dies wäre geeignet, um<br />
auch die erfor<strong>der</strong>lichen Bestandteile <strong>für</strong> ei-<br />
Tab. 1: Anteile <strong>der</strong> Waldfläche und Waldbesitzarten am gesamten Waldbestand in Deutschland. Privatwald in den neuen Län<strong>der</strong>n einschließlich<br />
„Treuhandwaldflächen“. (Quelle: Bundesregierung/Bundesministerium <strong>für</strong> Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 1997).<br />
Län<strong>der</strong> Waldfläche insgesamt [%] Privatwald [%] Körperschaftswald [%] Staatswald [%]<br />
Baden-Württemberg 12,59 10,06 24,73 8,98<br />
Bayern 23,52 27,71 15,82 22,29<br />
Berlin 0,15 0,00 0,00 0,43<br />
Brandenburg 9,25 12,06 2,98 9,05<br />
Hamburg 0,03 0,00 0,00 0,09<br />
Hessen 8,10 4,27 14,44 9,63<br />
Mecklenburg-Vorpommern 4,96 4,02 1,46 8,27<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen 9,94 10,54 7,28 10,68<br />
Nordrhein-Westfalen 8,13 12,06 5,78 4,12<br />
Rheinland-Pfalz 7,56 4,13 17,88 6,25<br />
Saarland 0,84 0,48 1,01 1,24<br />
Sachsen 4,68 4,72 1,56 6,43<br />
Sachsen-Anhalt 3,95 4,35 1,11 5,07<br />
Schleswig-Holstein 1,44 1,61 1,07 1,44<br />
Thüringen 4,86 4,00 4,87 6,04<br />
Gesamt 100,00 100,00 100,00 100,00<br />
Bundesrepublik Deutschland [%] 100 46 20 34