Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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heutigen, an <strong>der</strong> früheren o<strong>der</strong> an einer<br />
potenziellen künftigen Auerhuhnverbreitung?<br />
Wie groß müssen diese Waldflächen sein<br />
und wie hoch <strong>der</strong> Flächenanteil geeigneter<br />
Habitatstrukturen ?<br />
Wie weit dürfen vom Auerhuhn besiedelte<br />
Waldbereiche voneinan<strong>der</strong> entfernt liegen<br />
und wie müssen die Zwischenbereiche<br />
strukturiert sein, um einen Populationsaustausch<br />
zu ermöglichen ?<br />
Wie müssen diese „Auerhuhnwäl<strong>der</strong>“<br />
bewirtschaftet werden? Welches sind <strong>für</strong><br />
das Auerhuhn die wichtigsten Habitateigenschaften<br />
und welche Mindeststandards<br />
können <strong>für</strong> <strong>der</strong>en Eignung angegeben<br />
werden?<br />
Vor diesem Hintergrund wurde an <strong>der</strong> Forstlichen<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt<br />
(FVA) Freiburg ein mehrdimensionales<br />
Konzept zur Bewertung von Wildtierlebensräumen<br />
entwickelt, bei dem punktuelle –<br />
„lokale“ – Lebensraumelemente wie auch<br />
übergeordnete – „regionale“ – Landschaftsstrukturen<br />
räumlich miteinan<strong>der</strong> gekoppelt<br />
werden (SUCHANT 2002, SUCHANT et<br />
al. 2003). Die Einbeziehung verschiedener<br />
räumlicher Betrachtungsebenen als Grundlage<br />
<strong>für</strong> Wildtierbewirtschaftungs- und<br />
Artenschutzkonzepte wurde exemplarisch<br />
im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Definition und<br />
Quantifizierung von Kriterien zur nachhaltigen<br />
Sicherung und För<strong>der</strong>ung von<br />
Biodiversität in Wirtschaftswäl<strong>der</strong>n gezeigt<br />
(SUCHANT & BARITZ 2001).<br />
2 Betrachtungs- und<br />
Maßstabsebenen<br />
Abb. 1: Maßstabsebenen zur Bewertung von Wildtierlebensräumen.<br />
Um das Maß <strong>der</strong> Landschaftsfragmentierung<br />
und daraus folgernd die Notwendigkeiten<br />
o<strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>eines</strong> Biotopverbundes<br />
beurteilen zu können, müssen verschiedene<br />
Maßstabs- und Betrachtungsebenen berücksichtigt<br />
werden. So ist deutlich zwischen<br />
<strong>der</strong> maßstabsorientierten Betrachtung einer<br />
Tierart (Individuum, Subpopulation, Metapopulation,<br />
Gesamtpopulation) und ihres<br />
Lebensraums zu unterscheiden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Lebensraum und damit auch <strong>der</strong><br />
Biotopverbund kann zudem politisch-administrativ<br />
(lokal, regional, national, international)<br />
und zeitbezogen (Gegenwart, Vergangenheit,<br />
Zukunft) differenziert betrachtet<br />
werden.<br />
Da die Unterscheidung zwischen lokaler<br />
und landschaftsbezogener Ebene in tierökologischen<br />
Untersuchungen oft uneinheitlich<br />
ist und fehlende Definitionen die<br />
Vergleichbarkeit von Gebieten und Ergebnissen<br />
erschweren, wurden <strong>für</strong> die Bewertung<br />
von Wildtierlebensräumen neben <strong>der</strong><br />
zeitbezogenen Betrachtungsebene vier unterschiedliche<br />
räumliche Maßstabsebenen<br />
definiert (s. Abb. 1), <strong>für</strong> die jeweils unterschiedliche<br />
landschaftsanalytische Instrumente<br />
entwickelt wurden. Diese Maßstabsebenen<br />
sind vor allem als Grundlage <strong>für</strong><br />
Konzepte notwendig, die eine Verknüpfung<br />
von theoretischem Wissen und praktischer<br />
Umsetzung ermöglichen sollen.<br />
Auf <strong>der</strong> Landesebene, <strong>der</strong> größten räumlichen<br />
Maßstabsebene, die sich auf ein administrativ<br />
definiertes Gebiet wie ein Land<br />
o<strong>der</strong> Bundesland bezieht, wurden artunspezifisch<br />
Landschaftstypen abgegrenzt,<br />
die ähnliche strukturelle und landschaftsökologische<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Wildtiere<br />
bieten (Wildökologische Landschaftstypen,<br />
WÖLT). Auf <strong>der</strong> regionalen Ebene<br />
folgte eine artspezifische Analyse <strong>der</strong><br />
Lebensraumeignung hinsichtlich landschaftsökologischer<br />
Bedingungen (Landschaftsökologisches<br />
Lebensraumpotenzial,<br />
LÖLP). Die lokale Skala unterscheidet<br />
Distriktebene und Bestandesebene. Hier<br />
wurde eine Habitatstrukturanalyse durchgeführt,<br />
bei <strong>der</strong> verschiedene Habitatparameter<br />
(z. B. die Baumartenanteile o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> Bodenvegetation) auf<br />
<strong>der</strong> Bestandesebene erfasst wurden. Mosaikstrukturen,<br />
Nachbarschaftsbeziehungen o<strong>der</strong><br />
die Verteilung bestimmter Habitatstrukturen<br />
(z. B. Randlinienlänge, Flächengrößen,<br />
-anteile und -abstände von Habitatbereichen)<br />
können nur auf <strong>der</strong> Distriktebene erfasst<br />
und ausgewertet werden. Die Distriktebene<br />
ist zudem von großer Bedeutung, da sie mit<br />
wichtigen planungs- und damit umsetzungsrelevanten<br />
Einheiten (Waldbesitz, Forstbezirk,<br />
Forstrevier, Gemarkung, Jagdrevier,<br />
Schutzgebiet o. ä.) korreliert. Auch auf den<br />
unterschiedlichen Politik- und Verwaltungsebenen<br />
können mit Hilfe dieser räumlichen<br />
Differenzierungen und den entsprechenden<br />
landschaftsanalytischen Methoden die<br />
jeweils notwendigen Entscheidungsgrundlagen<br />
hergeleitet werden.