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Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...

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76<br />

heutigen, an <strong>der</strong> früheren o<strong>der</strong> an einer<br />

potenziellen künftigen Auerhuhnverbreitung?<br />

Wie groß müssen diese Waldflächen sein<br />

und wie hoch <strong>der</strong> Flächenanteil geeigneter<br />

Habitatstrukturen ?<br />

Wie weit dürfen vom Auerhuhn besiedelte<br />

Waldbereiche voneinan<strong>der</strong> entfernt liegen<br />

und wie müssen die Zwischenbereiche<br />

strukturiert sein, um einen Populationsaustausch<br />

zu ermöglichen ?<br />

Wie müssen diese „Auerhuhnwäl<strong>der</strong>“<br />

bewirtschaftet werden? Welches sind <strong>für</strong><br />

das Auerhuhn die wichtigsten Habitateigenschaften<br />

und welche Mindeststandards<br />

können <strong>für</strong> <strong>der</strong>en Eignung angegeben<br />

werden?<br />

Vor diesem Hintergrund wurde an <strong>der</strong> Forstlichen<br />

Versuchs- und Forschungsanstalt<br />

(FVA) Freiburg ein mehrdimensionales<br />

Konzept zur Bewertung von Wildtierlebensräumen<br />

entwickelt, bei dem punktuelle –<br />

„lokale“ – Lebensraumelemente wie auch<br />

übergeordnete – „regionale“ – Landschaftsstrukturen<br />

räumlich miteinan<strong>der</strong> gekoppelt<br />

werden (SUCHANT 2002, SUCHANT et<br />

al. 2003). Die Einbeziehung verschiedener<br />

räumlicher Betrachtungsebenen als Grundlage<br />

<strong>für</strong> Wildtierbewirtschaftungs- und<br />

Artenschutzkonzepte wurde exemplarisch<br />

im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Definition und<br />

Quantifizierung von Kriterien zur nachhaltigen<br />

Sicherung und För<strong>der</strong>ung von<br />

Biodiversität in Wirtschaftswäl<strong>der</strong>n gezeigt<br />

(SUCHANT & BARITZ 2001).<br />

2 Betrachtungs- und<br />

Maßstabsebenen<br />

Abb. 1: Maßstabsebenen zur Bewertung von Wildtierlebensräumen.<br />

Um das Maß <strong>der</strong> Landschaftsfragmentierung<br />

und daraus folgernd die Notwendigkeiten<br />

o<strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>eines</strong> Biotopverbundes<br />

beurteilen zu können, müssen verschiedene<br />

Maßstabs- und Betrachtungsebenen berücksichtigt<br />

werden. So ist deutlich zwischen<br />

<strong>der</strong> maßstabsorientierten Betrachtung einer<br />

Tierart (Individuum, Subpopulation, Metapopulation,<br />

Gesamtpopulation) und ihres<br />

Lebensraums zu unterscheiden. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Lebensraum und damit auch <strong>der</strong><br />

Biotopverbund kann zudem politisch-administrativ<br />

(lokal, regional, national, international)<br />

und zeitbezogen (Gegenwart, Vergangenheit,<br />

Zukunft) differenziert betrachtet<br />

werden.<br />

Da die Unterscheidung zwischen lokaler<br />

und landschaftsbezogener Ebene in tierökologischen<br />

Untersuchungen oft uneinheitlich<br />

ist und fehlende Definitionen die<br />

Vergleichbarkeit von Gebieten und Ergebnissen<br />

erschweren, wurden <strong>für</strong> die Bewertung<br />

von Wildtierlebensräumen neben <strong>der</strong><br />

zeitbezogenen Betrachtungsebene vier unterschiedliche<br />

räumliche Maßstabsebenen<br />

definiert (s. Abb. 1), <strong>für</strong> die jeweils unterschiedliche<br />

landschaftsanalytische Instrumente<br />

entwickelt wurden. Diese Maßstabsebenen<br />

sind vor allem als Grundlage <strong>für</strong><br />

Konzepte notwendig, die eine Verknüpfung<br />

von theoretischem Wissen und praktischer<br />

Umsetzung ermöglichen sollen.<br />

Auf <strong>der</strong> Landesebene, <strong>der</strong> größten räumlichen<br />

Maßstabsebene, die sich auf ein administrativ<br />

definiertes Gebiet wie ein Land<br />

o<strong>der</strong> Bundesland bezieht, wurden artunspezifisch<br />

Landschaftstypen abgegrenzt,<br />

die ähnliche strukturelle und landschaftsökologische<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Wildtiere<br />

bieten (Wildökologische Landschaftstypen,<br />

WÖLT). Auf <strong>der</strong> regionalen Ebene<br />

folgte eine artspezifische Analyse <strong>der</strong><br />

Lebensraumeignung hinsichtlich landschaftsökologischer<br />

Bedingungen (Landschaftsökologisches<br />

Lebensraumpotenzial,<br />

LÖLP). Die lokale Skala unterscheidet<br />

Distriktebene und Bestandesebene. Hier<br />

wurde eine Habitatstrukturanalyse durchgeführt,<br />

bei <strong>der</strong> verschiedene Habitatparameter<br />

(z. B. die Baumartenanteile o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Deckungsgrad <strong>der</strong> Bodenvegetation) auf<br />

<strong>der</strong> Bestandesebene erfasst wurden. Mosaikstrukturen,<br />

Nachbarschaftsbeziehungen o<strong>der</strong><br />

die Verteilung bestimmter Habitatstrukturen<br />

(z. B. Randlinienlänge, Flächengrößen,<br />

-anteile und -abstände von Habitatbereichen)<br />

können nur auf <strong>der</strong> Distriktebene erfasst<br />

und ausgewertet werden. Die Distriktebene<br />

ist zudem von großer Bedeutung, da sie mit<br />

wichtigen planungs- und damit umsetzungsrelevanten<br />

Einheiten (Waldbesitz, Forstbezirk,<br />

Forstrevier, Gemarkung, Jagdrevier,<br />

Schutzgebiet o. ä.) korreliert. Auch auf den<br />

unterschiedlichen Politik- und Verwaltungsebenen<br />

können mit Hilfe dieser räumlichen<br />

Differenzierungen und den entsprechenden<br />

landschaftsanalytischen Methoden die<br />

jeweils notwendigen Entscheidungsgrundlagen<br />

hergeleitet werden.

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