Der Beitrag der Waldwirtschaft zum Aufbau eines - Deutscher Rat für ...
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Andreas Pardey<br />
1 Einleitung<br />
Mit <strong>der</strong> Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes<br />
(BNatSchG) kommt dem<br />
„Biotopverbund“ als innovativem Ansatz<br />
des Naturschutzes eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung<br />
zu. Damit werden langjährige For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Fachwelt (z. B. BLAB 1992,<br />
HEYDEMANN 1983) und Entwicklungen<br />
in verschiedenen Bundeslän<strong>der</strong>n aufgegriffen,<br />
die z. T. seit zwei Jahrzehnten in unterschiedlicher<br />
Vorgehensweise an landesweiten<br />
Biotopverbundplanungen arbeiten<br />
(z. B. BURKHARDT 2000, ZELTNER &<br />
GEMPERLEIN 1992).<br />
<strong>Der</strong> § 3 des BNatSchG for<strong>der</strong>t einen jeweils<br />
mindestens 10 % <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>flächen umfassenden<br />
„Län<strong>der</strong>übergreifenden Biotopverbund“.<br />
Dies hat die Bund- und Län<strong>der</strong>anstalten<br />
bzw. -ämter <strong>für</strong> Naturschutz und<br />
Landschaftspflege veranlasst, unter <strong>der</strong> Leitung<br />
des Landes Rheinland-Pfalz einen gemeinsamen<br />
Arbeitskreis mit <strong>der</strong> Erstellung<br />
von Vorschlägen <strong>für</strong> die Umsetzung des § 3<br />
zu beauftragen. Die wesentlichen Ergebnisse<br />
dieses Bund-Län<strong>der</strong>-Arbeitskreises werden<br />
im Folgenden zusammenfassend vorgestellt.<br />
Weitere Details können einer Publikation<br />
des Arbeitskreises (BURKHARDT<br />
et al. 2003) sowie einer geplanten Veröffentlichung<br />
in <strong>der</strong> „Schriftenreihe <strong>für</strong> Landschaftspflege<br />
und Naturschutz“ des Bundesamtes<br />
<strong>für</strong> Naturschutz entnommen werden.<br />
2 <strong>Der</strong> § 3 BNatSchG („Län<strong>der</strong>übergreifen<strong>der</strong><br />
Biotopverbund“)<br />
<strong>Der</strong> bereits angesprochene § 3 des<br />
BNatSchG formuliert folgende Vorgaben<br />
an die Adressen <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong>:<br />
Die Län<strong>der</strong> schaffen in gemeinsamer<br />
Abstimmung ein län<strong>der</strong>übergreifendes<br />
Netz verbundener Biotope (Biotopverbund)<br />
auf mindestens 10 % <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Landesfläche.<br />
<strong>Der</strong> Biotopverbund hat die nachhaltige<br />
Sicherung <strong>der</strong> heimischen Tier- und<br />
Pflanzenarten, ihrer Lebensräume und Lebensgemeinschaften<br />
sowie die Bewahrung,<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung und Entwicklung<br />
funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen<br />
<strong>zum</strong> Ziel.<br />
<strong>Der</strong> Biotopverbund besteht aus Kern- und<br />
Verbindungsflächen sowie Verbindungs-<br />
Schr.-R. d. Deutschen <strong>Rat</strong>es <strong>für</strong> Landespflege (2004), Heft 76, S. 29-33<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen und Aufgaben <strong>eines</strong> län<strong>der</strong>übergreifenden<br />
Biotopverbundes<br />
elementen. Bestandteile sind u. a.<br />
Nationalparke, Naturschutzgebiete, gesetzlich<br />
geschützte Biotope (gemäß § 30<br />
BNatSchG) sowie weitere Flächen, wenn<br />
sie hinsichtlich <strong>der</strong> Zielerfüllung geeignet<br />
sind.<br />
Die benannten Biotopverbundflächen sind<br />
in einer zur dauerhaften Zielerfüllung geeigneten<br />
Weise – durch planungsrechtliche<br />
Festlegungen, Ausweisung als<br />
Schutzgebiete, vertragliche Vereinbarungen<br />
bzw. an<strong>der</strong>e Instrumente mit vergleichbarer<br />
Wirkung – zu sichern.<br />
3 Biotopverbund als<br />
Naturschutzstrategie<br />
3.1 Fachliche Grundsätze<br />
Ein wesentliches Kennzeichen <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />
Landschaftsentwicklung ist die<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Elemente <strong>der</strong> Naturlandschaft<br />
und einer relativ extensiv genutzten<br />
„halbnatürlichen“ Kulturlandschaft auf mehr<br />
o<strong>der</strong> weniger kleine Restflächen. Diese<br />
werden durch die dazwischen gelegenen<br />
Intensivnutzungsflächen – seien es Verkehrstrassen,<br />
Siedlungen o<strong>der</strong> strukturarme<br />
Ackerlandkomplexe – zunehmend isoliert,<br />
d. h. ein Artenaustausch zwischen ihnen<br />
wird weitgehend verhin<strong>der</strong>t. <strong>Der</strong> Naturschutz<br />
alter Prägung konzentrierte sich mehr o<strong>der</strong><br />
weniger erfolgreich auf die Erhaltung dieser<br />
Restflächen. Dem Artenrückgang konnte<br />
damit aber nicht Einhalt geboten werden.<br />
Die in den letzten 20 Jahren gewachsenen<br />
Kenntnisse über die Lebensraumansprüche<br />
<strong>der</strong> Pflanzen und Tiere zeigen die Gründe<br />
hier<strong>für</strong>. So benötigen viele Arten <strong>zum</strong> <strong>Aufbau</strong><br />
einer überlebensfähigen Population größere<br />
Flächen <strong>eines</strong> Biotoptyps o<strong>der</strong> ein bestimmtes<br />
Nebeneinan<strong>der</strong> verschiedener<br />
Biotoptypen. Manche Arten müssen ferner<br />
saisonal über z. T. große Strecken wan<strong>der</strong>n.<br />
So kommt es zu Konflikten mit <strong>der</strong> aktuellen,<br />
stark zerschnittenen Landschaftsstruktur.<br />
Folglich stellen neben Arten nährstoffarmer<br />
Standorte solche mit Ansprüchen an strukturreiche<br />
Lebensraummosaike o<strong>der</strong> mit hohen<br />
Raumansprüchen einen erheblichen Anteil<br />
<strong>der</strong> zahlreichen in den Roten Listen aufgeführten<br />
gefährdeten Spezies. All dies macht<br />
29<br />
eine neue Naturschutzstrategie, den neuen<br />
Ansatz des Biotopverbundes notwendig, <strong>der</strong><br />
diesen Ansprüchen Rechnung tragend den<br />
Blick vom einzelnen Exemplar einer Pflanze<br />
o<strong>der</strong> <strong>eines</strong> Tieres zu ganzen Populationen<br />
und ihren räumlichen Wechselbeziehungen,<br />
von <strong>der</strong> Einzelfläche hin zu kommunizierenden<br />
Flächensystemen wendet. <strong>Der</strong><br />
Gedankenansatz des Biotopverbundes sieht<br />
vor, dazu die Durchgängigkeit <strong>der</strong> Landschaft<br />
zu verbessern, möglichst große und<br />
gut ausgebildete Kernzonen zu erhalten und<br />
zu entwickeln und – dort, wo dies nicht<br />
möglich ist – Flächenmosaike im Sinne von<br />
Trittsteinsystemen zu gewährleisten. Er for<strong>der</strong>t<br />
des Weiteren eine Reduzierung <strong>der</strong><br />
Intensivnutzung <strong>der</strong> Landschaft (vgl.<br />
JEDICKE 1994, S. 113 f.).<br />
Zur Eichung räumlicher Aussagen kann<br />
zunehmend auf konkrete Daten zu den<br />
Raumansprüchen einzelner Zielarten bzw.<br />
-artengruppen zurückgegriffen werden. Diese<br />
Aussagen zu den Raumansprüchen ermöglichen<br />
die Ableitung von orientierenden<br />
Richtwerten <strong>für</strong> die <strong>für</strong> überlebensfähige<br />
Populationen erfor<strong>der</strong>lichen Minimalareale<br />
o<strong>der</strong> die maximalen von einer Art überwindbaren<br />
Abstände zwischen Einzelflächen<br />
<strong>eines</strong> kommunizierenden Flächensystems.<br />
Solche Daten finden sich z. B. in<br />
den Literaturrecherchen <strong>zum</strong> Bayerischen<br />
Arten- und Biotopschutzprogramm (Bayerisches<br />
Staatsministerium <strong>für</strong> Landesentwicklung<br />
und Umweltfragen 1996), in<br />
Monographien zu verschiedenen Artengruppen<br />
(z. B. Tagfalter: SETTLE et al.<br />
1999, Heuschrecken: INGRISCH & KÖH-<br />
LER 1998) o<strong>der</strong> einzelnen Arten (z. B. Auerhuhn:<br />
SUCHANT & BRAUNISCH in<br />
diesem Heft).<br />
3.2 Wäl<strong>der</strong> als Elemente des<br />
Biotopverbundes in verschiedenen<br />
Planungsmaßstäben<br />
Geht man von den Ansprüchen <strong>der</strong> zu sichernden<br />
heimischen Arten an die Landschaft<br />
aus, so bedeutet es einen großen<br />
Unterschied, ob man versucht, Populationen<br />
von Arten geringer Raumansprüche wie<br />
die <strong>der</strong> Waldameise zu sichern o<strong>der</strong> solche<br />
des Luchses o<strong>der</strong> des Schwarzstorches.<br />
Dabei zählen <strong>zum</strong> Aspekt „Raumanspruch“<br />
notwendige Arealgrößen <strong>für</strong> Kernzonen im<br />
Sinne von Fortpflanzungshabitaten wie auch