22.12.2012 Aufrufe

und Technologiebericht 2006 - Bundesministerium für Verkehr ...

und Technologiebericht 2006 - Bundesministerium für Verkehr ...

und Technologiebericht 2006 - Bundesministerium für Verkehr ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3 Innovationen im Unternehmensbereich<br />

Wie die empirische Evidenz zeigt, sind viele der<br />

am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige<br />

weder besonders forschungsintensiv, noch sind<br />

sie auf kodifiziertes wissenschaftliches Wissen<br />

angewiesen (vgl. Böheim 2004, Smith 2003).<br />

Viele der entwickelten Industrienationen weisen<br />

eine Spezialisierung auf LMT-Industrien auf<br />

<strong>und</strong> diese Spezialisierung zeigt keine negativen<br />

Auswirkungen auf Ihre Wachstumsperformance<br />

(vgl. van Hulst <strong>und</strong> Olds 1993). Die<br />

LMT-Industrien sind andererseits auch intensive<br />

Nutzer von aus high-tech Industrien stammender<br />

Technologie <strong>und</strong> generieren durch intelligente<br />

Transformation <strong>und</strong> kreative Konfiguration<br />

erfolgreiche Produktinnovationen, die<br />

es ihnen erlauben, in Marktnischen auf den<br />

Weltmärkten zu wachsen (vgl. Smith 2001).<br />

Das Ergebnis einer Fallstudie zur europäischen<br />

Möbelindustrie – eine der tradionellen<br />

low-tech Branchen schlechthin – zeigt, dass sie<br />

sich nicht nur trotz starken Wettbewerbsdrucks<br />

von Anbietern aus Osteuropa, Mexiko<br />

<strong>und</strong> Taiwan wirtschaftlich behaupten konnte,<br />

sondern dass sie mit fast einer halben Million<br />

Beschäftigten in 65.000 Unternehmen eine<br />

deutlich über dem europäischen BIP-Wachstum<br />

liegende durchschnittliche jährliche<br />

Wachstumsrate von 4,5% erzielen konnte.<br />

Über einen Zeitraum von 30 Jahren (OECD<br />

Manufacturing Trade 1961 – 1990) waren Möbel<br />

die Produktgruppe mit dem zweithöchsten<br />

Wachstum (vgl. Smith 2003). 72 Die Ursachen<br />

<strong>für</strong> diese Entwicklungen sind vielfältig. Struktureller<br />

Wandel durch Integration <strong>und</strong> Konzentration,<br />

die u.a. zum Entstehen multinationaler<br />

Unternehmen wie z.B. IKEA geführt haben,<br />

können nur einen kleinen Teil dieser Entwicklung<br />

erklären. Entscheidend <strong>für</strong> die Verbesserung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen<br />

Möbelindustrie war vielmehr die gelungene<br />

Transformation von Möbeln von einem<br />

„unintelligenten“ Produkt zu einem flexiblen<br />

design- <strong>und</strong> wissensbasierten Produkt mit<br />

schneller Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovation. In<br />

der europäischen Möbelindustrie haben sich<br />

komplexe Spezialisierungsmuster herauskristallisiert,<br />

die auf der Gr<strong>und</strong>lage von lokalen<br />

Innovationsclustern, starker inter-unternehmerischer<br />

Kooperation, guter regionaler Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> Zugang zu qualifizierten Facharbeitskräften<br />

<strong>und</strong> spezialisierten Designressourcen,<br />

eine vermeintlich „langweilige“<br />

Branche zu einem innovativen <strong>und</strong> wachstumsstarken<br />

Industriesegment in Europa gemacht<br />

haben (vgl. Lorenzen 1998).<br />

3.4.3 Zur Interdependenz von high-tech <strong>und</strong><br />

low-tech Industrien<br />

Die vereinfachende Gleichsetzung von „technologieintensiv“<br />

<strong>und</strong> „wissensintensiv“ ist –<br />

gegeben die empirische Evidenz – aus (mindestens)<br />

zwei Gründen kritisch zu hinterfragen.<br />

Erstens ist aus einer (weiter gefassten) innovationspolitischen<br />

Perspektive die sektorale<br />

F&E-Intensität anerkanntermaßen nicht der<br />

einzige Maßstab von Wissenserzeugung, sondern<br />

nur einer von vielen. Wie aktuelle Arbeiten<br />

zeigen, sind andere Faktoren, wie Design,<br />

Logistik <strong>und</strong> Organisation <strong>für</strong> erfolgreiche Innovationen<br />

in LMT-Industrien zumindest genauso,<br />

wenn nicht sogar wichtiger als F&E (vgl. Böheim<br />

2004, Bender 2005, Bender <strong>und</strong> Laestadius<br />

2005). LMT-Industrien sind demnach – entgegen<br />

weitverbreiteter Ansicht – durch eine komplexe<br />

Wissensbasis charakterisiert (vgl. Hirsch-<br />

Kreinsen et al 2003) (vgl. Abbildung 45).<br />

Neben der sektoreigenen F&E <strong>und</strong> der F&Eunabhängigen<br />

Wissensgenerierung kommt der<br />

Absorption von sektorfremder F&E (aus HT-<br />

Industrien) wesentliche Bedeutung <strong>für</strong> die Innovationskraft<br />

der LMT-Industrien zu. Aufgr<strong>und</strong><br />

der daraus resultierenden inter-sektoralen<br />

Interdependenzen würde eine bloß sektor­<br />

72 Die am stärksten wachsende Produktgruppe waren – wenig überraschend – Datenverarbeitungsgeräte.<br />

108<br />

Forschungs- <strong>und</strong> <strong>Technologiebericht</strong> <strong>2006</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!