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Institute Institutes - Fakultät für Architektur - TUM

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<strong>Architektur</strong> ausstellen<br />

Um Fragestellungen der Präsentation von <strong>Architektur</strong> mit eigenen<br />

Erfahrungen zu kommentieren, wird nun auf einige Beispiele<br />

aus der Ausstellungsarbeit des <strong>Architektur</strong>museums der TU<br />

München verwiesen. Die erste <strong>Architektur</strong>ausstellung, die wir<br />

1977 im Münchner Stadtmuseum organisierten, zeigte das Werk<br />

von Friedrich von Thiersch. Es war eine der ersten monografischen<br />

Darstellungen eines Architekten des Historismus, einer<br />

Epoche, die sich damals gerade in einer Neubewertungsphase<br />

befand. Schon bei der Thiersch-Ausstellung ging es darum,<br />

<strong>Architektur</strong>zeichnungen, die nur in seltenen Fällen als eigenständige<br />

grafische Werke konzipiert worden waren, so zu präsentieren,<br />

dass sie nicht wie autonome Kunstwerke rezipiert, sondern<br />

als Teil eines Planungsprozesses verstanden wurden, der durch<br />

Gestaltung des gesamten Ausstellungsraumes deutlich werden<br />

sollte. Da keine Modelle zur Verfügung standen, verwendeten<br />

wir 1977 noch hauptsächlich Objekte aus den Thiersch-Bauten,<br />

um den Charakter historistischer <strong>Architektur</strong> anschaulicher zu<br />

machen. Dokumentation, Didaktik und ästhetische Wirkung der<br />

Objekte standen damals im Vordergrund, <strong>für</strong> die Raumgestaltung<br />

selbst gab es keine Mittel.<br />

Nach etwa zwanzig Ausstellungen in anderen Museen, in denen<br />

wir zu Gast waren, da das <strong>Architektur</strong>museum an der TU München<br />

keine eigenen Ausstellungsräume hatte, sowie weiteren<br />

zwanzig Ausstellungen, an denen mitgewirkt wurde und die<br />

übernommen wurden, konnten im September 2002 erstmals<br />

eigene Räume in der Pinakothek der Moderne bespielt werden.<br />

Wie bei fast allen Ausstellungen seit 1977 haben wir auch in der<br />

Pinakothek der Moderne, in der das <strong>Architektur</strong>museum seit der<br />

Eröffnung 42 Ausstellungen zeigte, weitgehend vermieden,<br />

<strong>Architektur</strong>zeichnungen wie Grafik oder Gemälde als zweidimensionale<br />

Kunstwerke zu präsentieren, es ging immer darum,<br />

architektonische und damit letztlich dreidimensionale Eindrücke<br />

zu vermitteln. Deshalb wurde der Ausstellungsraum selbst immer<br />

mit in die Gestaltung einbezogen, aber nicht im Sinne von Inszenierung,<br />

sondern von Raumgestaltung. <strong>Architektur</strong> im Museum<br />

heißt nach unserem Verständnis, Umsetzung von dreidimensional<br />

konzipierten Objekten in Räume, die so gestaltet werden,<br />

dass die ausgestellten Objekte, die vermittelnde Didaktik und die<br />

Ausstellungsarchitektur sich zu einer Einheit verbinden. Das<br />

bedeutet in letzter Konsequenz, dass <strong>für</strong> jedes Thema und <strong>für</strong><br />

jeden Architekten eine neue Form der Präsentation gefunden<br />

beziehungsweise erarbeitet werden muss. Und genau das haben<br />

wir auch gemacht, denn jede der Ausstellungen zeigt ein eigenes<br />

charakteristisches Gesicht. Dies bringt einen erheblichen Aufwand<br />

bei der Planung mit sich, da jede Ausstellung im Modell<br />

bis ins Detail maßstabsgerecht simuliert und erarbeitet wird, um<br />

die räumliche Gesamtwirkung zu erfassen.<br />

Von besonderer Bedeutung bei dieser Umsetzung ist auch eine<br />

optische und didaktische Dramaturgie im buchstäblichen Sinne,<br />

denn Ausstellungen haben immer auch eine Art Bühnencharakter.<br />

So wie nach dem dramaturgischen Prinzip die Akteure reduziert<br />

und komponierte Spannungsbögen durch mehrere Akte<br />

geschaffen werden, so werden in der Ausstellung Blick- und<br />

Bewegungsrichtungen, optische Akzente, Material-, Farb- oder<br />

Exhibiting Architecture<br />

Let me point out some examples of exhibition work by the<br />

<strong>Architektur</strong>museum der TU München and so comment on problems<br />

in the presentation of architecture as I have experienced<br />

them personally. The first architectural exhibition we organised,<br />

in the Municipal Museum of Munich in 1977, showed the work<br />

of Friedrich von Thiersch. It was one of our first monographic<br />

presentations of an architect of historicism, an epoch being newly<br />

evaluated at that time. The Thiersch exhibition was already<br />

about presenting architectural drawings, which had only rarely<br />

been conceived as independent graphic works, in such a way that<br />

they were not received like autonomous works of art, but understood<br />

as part of a planning process. The intention was to make<br />

this clear through the design of the whole exhibition space. As<br />

there were no models available, in 1977 we still used mainly<br />

objects from the Thiersch buildings to visualise the character of<br />

historicist architecture. At the time the documentation, didactics<br />

and aesthetic impact of the objects were kept at the forefront,<br />

there was no funding available for the design of the exhibition<br />

space.<br />

After about twenty exhibitions as guests in other museums<br />

because the <strong>Architektur</strong>museum der TU München had no exhibition<br />

rooms of its own, and another twenty exhibitions with our<br />

involvement that were taken over from other institutions, in September<br />

2002 we were able to present work in our own rooms in<br />

the Pinakothek der Moderne for the first time. In almost all our<br />

exhibitions since 1977, and also in the 42 exhibitions since the<br />

opening of Pinakothek der Moderne, we have largely avoided<br />

presenting architectural drawings and graphic artworks or<br />

paintings as two-dimensional artworks; it has always been a<br />

matter of conveying architectonic and thus ultimately threedimensional<br />

impressions. For that reason, the exhibition room<br />

itself has always been included in the design, although not in the<br />

sense of staging but as spatial design. Architecture in museums,<br />

according to our understanding, means the realisation of threedimensionally<br />

conceived objects in rooms that are designed so<br />

that the objects exhibited, the didactic message conveyed and the<br />

exhibition architecture combine to generate a single whole. The<br />

final consequence of this is that a new form of presentation must<br />

be found or rather developed for every topic and every architect.<br />

And that is precisely what we have done, as each of the exhibitions<br />

has had its own character. This involves considerable planning<br />

effort, as every exhibition is simulated and developed – true<br />

to scale and in every detail – using a model, so that we are able<br />

to anticipate the overall spatial impression it will convey.<br />

A particularly important aspect of such implementation is an<br />

optical and didactic dramaturgy, in a quite literal sense, as exhibitions<br />

always have a stage-like character. Just as, according to<br />

the dramaturgical principle, the actors are reduced and tension<br />

is created to span several acts, the exhibition establishes directions<br />

of viewing and movement, optical accentuations, and<br />

changes of materials, colours or media directly connected to the<br />

content we wish to convey. The structuring of the theme and concentration<br />

on aspects to be grasped are correspondingly decisive.<br />

Conveying content within a limited space and in a form that is<br />

258 <strong>Architektur</strong>museum <strong>Architektur</strong>museum<br />

Wendepunkt(e) im Bauen – Von der seriellen zur digitalen <strong>Architektur</strong> Turning<br />

point(s) of building – From serial to digital architecture Foto: Stefan Paul Stuemer<br />

Die Weisheit baut sich ein Haus – <strong>Architektur</strong> und Geschichte von Bibliotheken<br />

Wisdom Builds her House The Architecture and History of Libraries Foto: Stefan<br />

Müller-Naumann<br />

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